Umfrage des CFA Institute Finanzprofis rechnen mit Pleiten im Asset Management

Finanzminister Olaf Scholz bei einer Pressekonferenz zur Umsetzung des Konjunkturpakets am 12. Juni 2020: Finanzprofis rechnen mit einer längerfristigen Abschwungphase.

Finanzminister Olaf Scholz bei einer Pressekonferenz zur Umsetzung des Konjunkturpakets am 12. Juni 2020: Finanzprofis rechnen mit einer längerfristigen Abschwungphase. Foto: imago images / Bildgehege

Deutsche Finanzmarktprofis erwarten keine schnelle Konjunkturerholung. Das zeigt eine Umfrage des global aufgestellten Investmentverbands CFA Institute unter seinen Mitgliedern. Laut der im Zeitraum vom 14. bis 24. April 2020 vornehmlich unter Portfolio- und Wealth Managern sowie Finanzanalysten durchgeführten Umfrage hält nur jeder zehnte deutsche Umfrageteilnehmer (12 Prozent) eine schnelle wirtschaftliche Erholung für wahrscheinlich. Damit liegen die Deutschen fast gleichauf mit den Marktteilnehmern weltweit (10 Prozent).

Die Mehrheit der deutschen Investmentmanager (39 Prozent) erwartet eine längere Abschwungphase mit einer U-Erholung. Ein Drittel (37 Prozent) ist etwas pessimistischer und rechnet mit einem sogenannten „Hockey Stick“-Szenario, welches eine zwei- bis dreijährige Stagnation impliziert.

„Unsere Mitglieder bilden einen Querschnitt der Investmentbranche weltweit. Insgesamt legen die Ergebnisse der Umfrage nahe, dass das Sentiment deutlich weniger bullish ist, als es die hohen Bewertungen der Aktienmärkte im Moment suggerieren“, kommentiert Olivier Fines, der das CFA Institute von London aus in der Region Europa, Naher Osten und Afrika gegenüber Unternehmen und Aufsichtsbehörden vertritt. Fines ist auch Autor der Studie. Insgesamt hat das CFA Institute für die Untersuchung 13.278 Verbandsmitglieder befragt – darunter 258 Umfrageteilnehmer aus Deutschland.

Fast jeder zweite deutsche Umfrageteilnehmer (43 Prozent) geht davon aus, dass der Asset-Management-Branche Insolvenzen sowie eine Konsolidierungswelle infolge der Corona-Krise bevorstehen. „Weltweit erwartet immerhin ein Drittel der Finanzexperten Konsolidierungen. Ebenso rechnen die Deutschen mit mehr Unternehmenspleiten als ihre internationalen Kollegen. Angesichts düsterer Wirtschaftsprognosen und wegbrechender Einnahmen gehen die Deutschen offenbar von entsprechenden Narben aus“, kommentiert Susan Spinner, geschäftsführender Vorstand der CFA Society Germany.

Mit Blick auf die langfristigen, strukturellen Effekte der Krise wird global ein Trend zu mehr Skalierung und Automatisierung von Prozessen zwecks Hebung von Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungspotenzialen erwartet. Die komplette Studie („Is the Coronavirus Rocking the Foundations of Capital Markets?“) finden Sie hier.

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