Jahrelang schienen institutionelle Investoren begeistert oder zumindest zufrieden mit ihren illiquiden Anlagen zu sein. Fleißig bauten die Großanleger ihre Positionen in Anlageklassen wie Private Equity oder Infrastruktur aus. Das legten mehrere Studien und Umfragen nahe. Mit der Zinswende verdunkelte sich dieses einst rosige Bild aber zunehmend. Eine Umfrage von Bfinance unter institutionellen Investoren verdeutlicht diesen Eindruck abermals: Seit 2022 hat sich etwa die Zufriedenheit der Großanleger mit den Fondsmanagern respektive den General Partners ihrer Private-Equity-Anlagen deutlich verschlechtert.
Eine Anlageklasse beschäftigt Institutionelle gerade besonders
Aktuell sind 69 Prozent der institutionellen Investoren mit ihren Private-Equity-Managern noch zufrieden, 2022 lag diese Zahl noch bei 94 Prozent. Weniger dramatisch, aber immer noch deutlich entwickelt sich die Zahl bei Infrastruktur, wo nur noch 79 statt 95 Prozent der Investoren zufrieden sind. Bei Private Debt fiel die Zufriedenheit von 94 Prozent um 10 Prozentpunkte.
Noch dramatischer ist die Situation bei zwei Anlageklassen. Zum einen bei Aktienrisiko-Overlays und -Hedges: Nur noch 54 Prozent der Großanleger sind mit ihren Managern zufrieden, 2022 waren es noch 78 Prozent. Zum anderen die Immobilienanlagen: 89 Prozent waren 2022 zufrieden, 2024 sind es nur noch 35 Prozent. Einen Erklärungsansatz dafür, dass sich die Situation so verändert hat, gibt es natürlich auch: Mit der Zinswende wendete sich schließlich auch die Finanzierungssituation vieler Immobilienprojekte oder Private-Equity-Investments – außerdem kratzten durch den Denominator-Effekt viele Institutionelle an den Limits für illiquide Anlagen.
Das zeigt sich auch an anderer Stelle: Mehr als jeder dritte Investor investiert inzwischen in Secondaries, die die Zinswende an die Märkte gespült hat. Auf der anderen Seite erwartet die Hälfte der Investoren, dass die Illiquiditätsprämie künftig sinkt. Immerhin noch über die Hälfte der Investoren möchte aber weiterhin mehr in die Privatmärkte investieren.
Der einen Anlageklasse Leid' ist aber auch der anderen Freud: Mit der Zinswende freuen sich auch wieder mehr institutionelle Investoren über die Arbeit ihrer Rentenfondsmanager, auch die Zufriedenheit mit Aktienanlagen hat sich verbessert. Und nicht nur das: Die Investoren sehen sich inzwischen auch besser ausfinanziert als noch vor zwei Jahren. Für 2024 erwarten 53 Prozent der Investoren, dass sich ihre Asset-Liability-Balance verbessert, zwei Jahre zuvor glaubten das nur 46 Prozent. Nur 11 Prozent glauben, dass sich die Balance 2024 verschlechtert. 2022 glaubte jeder fünfte Investor das.
Noch deutlicher zeigt eine andere Kennzahl, dass sich die Situation verbessert hat: 89 Prozent der Investoren geben 2024 an, dass ihre Anlageergebnisse ihre Ziele und ihre Finanzierungsposition übertreffen – zwei Jahre zuvor lag die Zahl noch bei 61 Prozent.
Digitale Anlagen spielen keine Rolle – Durationen dürften weiter steigen
Der Blick in die Zukunft zeigt neben dem abgekühlten, aber immer noch latentem Interesse an Privatmärkten, dass die Großanleger nach wie vor Abstand von Kryptowährungen halten. Weniger als jeder zehnte Großanleger investiert in digitale Anlagen. Insgesamt sind die Investoren Risikoanlagen wie Aktien gegenüber positiver gestimmt als 2022. Insbesondere Stiftung oder Staatsfonds sind eher offen für risikolastige Anlegen, während jede dritte Versicherung sie untergewichtet. Gleichwohl bleibt der Trend dazu bestehen, das die Großanleger ihr Durationsrisiko eher erhöhen als senken. So erklärt ein Vertreter eines kanadischen Pensionsfonds: „Wenn 10-jährige Staatsanleihen in Kanada 2,5 Prozent erreichen, werden wir die Duration auf drei Jahre oder weniger reduzieren.“
Ihr Risikomanagement wollen drei aus vier institutionellen Investoren verbessern. Was für sie das größte Risiko ist, da sind sich die Großanleger uneins: plötzliche oder langfristige Drawdowns in den Risikoanlagen, reduzierte Liquidität oder weniger Möglichkeiten, über die negative Korrelation von Aktien und Anleihen zu diversifizieren. Gegen Risiken wollen 41 Prozent der Anleger Währungs-Overlays nutzen, 31 Prozent Aktien-Overlays und 27 Prozent Overlays für die taktische Asset-Allokation. 91 Prozent fürchten die geopolitische Situation als Risiko für ihre Ziele, nur 59 Prozent dagegen fallende Zinsraten.