Liqid-Vorstand Die Angst der Deutschen vor Aktien

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Auch in den USA ist die Millionärsquote deutlich höher als hierzulande, der Aktienanteil in der Bevölkerung liegt traditionell sowieso um ein Vielfaches höher als in Deutschland. Dort leben über sieben Millionen Menschen mit einem Vermögen von mehr als einer Million Dollar. Und selbst in China ist die Zahl der Millionäre inzwischen fast fünfmal höher als in Deutschland.

Sicher, die Millionärsquote ist in diesem Milliardenvolk noch deutlich geringer als hierzulande. Schließlich ist China noch ein Schwellenland. Aber auf den Trend kommt es an. Und der spricht für Das Reich der Mitte und gegen Deutschland. Das hat auch damit zu tun, dass die Chinesen der Aktie gegenüber aufgeschlossener sind als die Deutschen.

Viele werden nun einwenden, dass Aktien unberechenbar seien, weil ihr Kurs stark schwankt. Deshalb seien Aktien für die Altersvorsorge nicht geeignet. Viele Anleger sind besorgt, dass die Kurse gerade dann niedrig sind, wenn sie in Rente gehen und das Geld brauchen.

Dieses Argument lässt sich leicht entkräften. Zahlreiche Studien belegen, dass das Verlustrisiko bei Aktien mit steigender Haltedauer immer stärker abnimmt. Wer beispielsweise als 40-Jähriger 100.000 Euro in ein breit diversifiziertes Aktienportfolio anlegt, der kann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er real damit keine Verluste erleiden wird, wenn er mit 67 in Rente geht – und zwar auch falls die Kurse genau zu diesem Zeitpunkt eine Delle aufweisen sollten.

Weiterhin wird er im Regelfall das gesamte Geld dann aber auch nicht auf einen Schlag benötigen, so dass er nicht gezwungen sein wird, alles zu verkaufen, sobald er in Rente geht. Vielmehr kann er sein Depot sukzessive, nach Bedarf liquidieren und muss deshalb nicht befürchten, Opfer eines sehr ungünstigen Timings zu werden.

Ein weiterer häufig geäußerter Einwand lautet, dass Aktien nur etwas für Leute seien, die sich damit auskennen. Gegen die Profis könne man an der Börse nur verlieren. Deshalb lassen viele Anleger lieber die Finger davon. An diesem Argument ist durchaus etwas dran.

Doch dem lässt sich entgegnen: Wer Auto fährt, muss auch kein Automechaniker sein. Will heißen: Autofahrer sehen es als Selbstverständlichkeit, ihren Wagen regelmäßig in die Fachwerkstatt zu bringen, um es in Schuss zu halten. Genauso sollten Anleger, die keine Zeit und keine Neigung haben, sich selbst um ihr Depot zu kümmern, die Verwaltung Spezialisten überlassen.

Mittlerweile gibt es eine breite Auswahl digitaler Vermögensverwalter, die dafür sorgen, dass das Vermögen ihrer Kunden kostengünstig und renditestark breit gestreut weltweit angelegt wird. So steht diese Dienstleistung einer großen Bevölkerungsgruppe offen, nicht mehr nur wenigen Privatbankkunden.

Qualitativ hochwertige Anbieter orientieren sich dabei immer an der individuellen Risikoneigung des Kunden. Dieser kann selbst festlegen, welchen Anteil seines Vermögens er in schwankungsreichere Papiere wie Aktien anlegen will. Einige digitale Anbieter arbeiten mit erfahrenen Investmentexperten zusammen, die klassischen Vermögensverwaltern in nichts nachstehen.

Überzeugenden Argumente, die gegen die Aktie sprechen, gibt es also nicht. Die Deutschen müssen dringend umdenken, wenn sie ihren Lebensstandard im Alter halten wollen.



Über den Autor:
Christian Schneider-Sickert ist Chef von Liqid Investments. Er hat in Oxford studiert und im Anschluss daran die Oxford Business Group gegründet, die global zitierte Finanzinformationen über die Schwellenländer der Welt veröffentlicht. Nach seinem MBA an der Harvard Business School und einer Station bei Goldman Sachs hielt er verschiedene Führungspositionen in der Medien- und Finanzindustrie, unter anderem bei Bertelsmann.

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