Schroder GAIA Avoca Credit Umdenken am Rentenmarkt

Simon Thorp, Fondsmanager Schroder GAIA Avoca Credit

Simon Thorp, Fondsmanager Schroder GAIA Avoca Credit Foto: Avoca Credit/Schroders

„Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.“ Das Zitat, das dem dänischen Physiker Nils Bohr zugeschrieben wird, beschreibt die aktuelle Situation am Rentenmarkt recht gut. Denn Vorhersagen darüber abzugeben, was dort als nächstes passiert, ist derzeit schwieriger denn je. Bis zur Finanzkrise war die Situation am Rentenmarkt noch eine andere: Lange Zeit brachten als verlässlich geltende Staatsanleihen regelmäßige und attraktive reale Zinserträge. Zudem kannten die Renditen sicherer Staatsanleihen in den vergangenen rund 30 Jahren nur eine Richtung: nach unten. Entsprechend kletterten die Bondskurse nach oben, was zusätzlich Kursgewinne brachte.

Doch in der Finanzkrise senkten die Notenbanken der Industrieländer nicht nur die Leitzinsen auf ein historisch niedriges Niveau, sondern sie begannen mit Maßnahmen der quantitativen Lockerung, also dem Kauf von Staatsanleihen, deren Rendite künstlich niedrig zu halten. Für Bondsinvestoren ergeben sich daraus mehrere Probleme. Zum einen sind sie zeitweise mit negativen Realzinsen konfrontiert, womit risikolose reale Erträge vorerst der Vergangenheit angehören.

Zum anderen ist unklar, wie schnell die US-Notenbank Fed ihr Programm zum monatlichen Kauf von Staats- und Hypothekenanleihen zurückfahren wird. Und es ist auch ungewiss, wann die Leitzinsen wieder zu steigen beginnen. Diese Unsicherheit, gepaart mit der rekordhohen Staatsverschuldung vieler Industrieländer, sorgt immer wieder für Phasen mit erheblichen Kursschwankungen, auch am Anleihemarkt. Noch schlimmer: Steigen die Renditen, dann kann es zu heftigen Kursverlusten bei festverzinslichen Wertpapieren kommen.

Buy-and-hold funktioniert nicht mehr

Die alte Buy-and-hold-Strategie, bei der Investoren mit Investments in sichere Staatsanleihen für ein ausreichend verzinstes Grundeinkommen sorgen konnten, funktioniert also nicht mehr. Sie müssen sich stattdessen auf das neue Umfeld einstellen. Doch stellt sich die Frage, wie. Die Lösung liegt zunächst einmal in einer aktiven und am Gesamtertrag des Rentenportfolios orientierten Strategie. Das heißt vor allem: Investoren müssen aktiv nach neuen Renditequellen außerhalb der gängigen Anlageklassen wie Bundesanleihen oder US-Treasuries suchen.

Eine Alternative kann es zum Beispiel sein, sich auch im Rentenbereich vom Long-only-Denken zu verabschieden und stattdessen zusätzlich auf Kursrückgänge bei einzelnen Anleihen zu setzen. Eine solche Strategie setzen Simon Thorp und James Scalater von Avoca Capital seit rund 13 Jahren erfolgreich um. Seit Auflage im Jahr 2002 ist es den beiden Experten seitdem ebenfalls gelungen, in jedem Jahr einen positiven Ertrag zu erzielen. Für Anleger ist die Strategie seit dem 7. November 2013 über den Schroders GAIA Avoca Capital zugänglich, wobei diese auf der GAIA-Plattform von Schroders auch im UCITS-Mantel funktioniert. Die Performance des Fonds beträgt seit Auflage im November 2013 knapp vier Prozent.

Thorp und Scalater suchen für ihre Strategie nach über- und unterbewerteten Anleihen. Ihr Fokus liegt auf europäischen Werten, wobei sie in Unternehmensanleihen, aber auch in Kreditausfallversicherungen, also Credit Default Swaps, in Anleiheindizes sowie in Staatsanleihen investieren können. Grundlage ihres Auswahlprozesses ist eine gründliche und tief gehende Bottom-up-Kreditanalyse sowie der Einsatz von eigenen Bewertungsmodellen. Auf diese Weise können sie feststellen, ob zu erwartende Bewertungsveränderungen, die beispielsweise durch Ereignisse bei den einzelnen Schuldnern, der konjunkturellen Entwicklung oder sonstigen externen Faktoren hervorgerufen werden können, im aktuellen Kurs eingepreist sind oder nicht.

Dabei kann das benchmarkunabhängig gemanagte Portfolio je nach Phase im Konjunkturzyklus eine stärkere Tendenz zu Long- oder auch zu Short-Positionen aufweisen.

Der Kreditzyklus neigt sich dem Ende entgegen

Aktuell gehen Thorp und Scalater davon aus, dass der derzeitige Kreditzyklus zu Ende geht. Darauf deuten die erhöhte Aktivität bei Fusionen und Übernahmen, die sich verbessernden makroökonomischen Daten, die gut laufenden Aktienmärkte sowie die ansteigende Aktivität bei Neuemissionen hin. Der aktuelle Kreditzyklus könnte deshalb noch in diesem Jahr oder im ersten Halbjahr 2015 drehen. Das würde bedeuten, dass die Kursschwankungen zunehmen und es zu einer steigenden Ausfallrate im Anleihesektor kommt, womit sich vermehrt Short-Möglichkeiten ergeben könnten.

Absolut und eindeutig vorhersehbar wird die Zukunft natürlich nicht, das gilt auch für den Ansatz von Thorp und Scalater. Aber er ist geeignet, um auf jede Entwicklung am Rentenmarkt entsprechend zu reagieren. Egal woher der Wind weht.

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