Überschaubarer Preis Hauck & Aufhäuser kauft Bankhaus Lampe

Stammsitz des Bankhaus Lampe in Bielefeld: Die Oetker-Gruppe hat einen Käufer für das Traditionsinstitut gefunden.

Stammsitz des Bankhaus Lampe in Bielefeld: Die Oetker-Gruppe hat einen Käufer für das Traditionsinstitut gefunden. Foto: imago images/Markus Rinke

Die Oetker-Familie hat einen Käufer für das Bankhaus Lampe gefunden: Nach langen Verhandlungen hat die chinesische Fosun-Gruppe für die Privatbank Hauck & Aufhäuser den Zuschlag erhalten. Das gab Hauck & Aufhäuser jetzt in einer Mitteilung bekannt.

Durch den Zusammenschluss entstehe eine der führenden deutschen Privatbanken mit rund 1.400 Mitarbeitern, einem verwalteten Vermögen von rund 35 Milliarden Euro, einem administrierten Vermögen von rund 135 Milliarden Euro sowie einer Bilanzsumme von knapp 10 Milliarden Euro, hieß es.

Das kombinierte Unternehmen werde über eine starke Marktposition in den vier Kerngeschäftsfeldern Private Banking, Asset Management, Asset Servicing und Investment Banking verfügen. Auch die Namen der beiden Häuser sollen nach dem Zusammenschluss zusammengeführt werden. Wie der neue Name konkret lauten wird, teilte die Bank nicht mit.

Die Oetkers hatten seit Herbst vergangenen Jahres mögliche Interessenten angesprochen, darunter Banken und Finanzkonzerne. Zwischenzeitlich galten neben Hauck & Aufhäuser die Bethmann Bank, ABN Amro, und die deutsch-französische Privatbank Oddo BHF als mögliche Käufer der Bielefelder Traditionsbank. Sie waren jedoch nach und nach abgesprungen.

Der Verbleib eines einzigen Bieters spiegelt sich im Kaufpreis wider: Er soll zwischen 200 und 300 Millionen Euro liegen – überschaubar angesichts Assets under Management bei Lampe von gut 19 Milliarden Euro 2018. Zum Vergleich: Hauck & Aufhäuser verwaltete im selben Zeitraum 124 Milliarden Euro.

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Als Grund für die Verkaufsabsichten hatte Lampe 2019 die schwierige Lage des Finanzsektors im Niedrigzinsumfeld angegeben. Zwar war das Geschäftsjahr 2018 der Bank mit einem Jahresüberschuss von 15,2 Millionen Euro zuende gegangen, zugleich gingen jedoch die Erträge um knapp 8 Prozent zurück.

Das Bankhaus Lampe wurde 1852 von Hermann Lampe in Minden gegründet. 1949 wurde die Privatbank von einer offenen Handelsgesellschaft in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Mehrheitsgesellschafter und später auch persönlich haftender Gesellschafter war damals der Bielefelder Industrielle Rudolf-August Oetker. Wenig später verlegte die Bank ihren Firmensitz nach Bielefeld. 

Lampe betreibt Niederlassungen in Deutschland und weitere Standorte in London und Wien, allerdings geht die Zahl der Filialen zurück. Die Bank beschäftigte 2018 612 Mitarbeiter und verbuchte einen Konzernjahresüberschuss von 15 Millionen Euro. Beide Kennzahlen liegen deutlich unter den Vorjahreswerten: Im Spitzenjahr 2016 beschäftigte die Bank 670 Mitarbeiter und verdiente unter dem Strich 55 Millionen Euro. Die Bilanzsumme zirkuliert seit Jahren um die drei Milliarden-Euro-Marke.

Insgesamt zählen die Unternehmen der Oetker-Gruppe rund 31.000 Mitarbeiter. 2018 setzte der Konzern mehr als 7,1 Milliarden Euro um – vor allem mit Nahrungs- und Genussmitteln. Das Bankgeschäft ist in der Gesamtbetrachtung von untergeordneter Bedeutung.

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