Die Single Family Offices der Welt entdecken nach und nach die Industrieländer für sich: Sowohl in festverzinsliche Wertpapieren als auch in Aktien aus entwickelten Volkswirtschaften investierten die Family Offices seit 2019 deutlich mehr. Das zeigt die neue Ausgabe des Global Family Office Reports der UBS für das Jahr 2025, laut dem die Family Offices dieses Jahr 17 Prozent des Portfolios in Industrieländer-Anleihen und sogar 29 Prozent in Industrieländer-Aktien investieren wollen. Schon jetzt liegen allerdings 80 Prozent der Family-Office-Anlagen in Nordamerika oder Europa – ein durchaus beachtliches Klumpenrisiko.
Interesse an liquiden Märkten steigt wieder
„Viele Family Offices sind gerade dabei, ihre strategische Asset Allocation zu verändern“, erklärte Benjamin Cavalli, der das Geschäft der UBS mit strategischen Kunden leitet, im Rahmen eines Pressetermins. Auch auf Fünfjahressicht wollen 46 Prozent der Family Offices nämlich mehr Geld in Aktien aus den Industrieländern investieren. Gefragt sind vor allem die liquiden Märkte. Cash, Immobilien und Industrieländer-Anleihen sind die Positionen, die die Family Offices in den kommenden fünf Jahren am häufigsten reduzieren wollen.
Die UBS sprach für die Umfrage im Zeitraum vom 22. Januar bis zum 4. April 2025 mit Vertretern von 317 Single Family Offices aus mehr als 30 Märkten weltweit. Damit fiel der Untersuchungszeitraum größtenteils vor den von US-Präsident Donald Trump proklamierten „Liberation Day“, an dem Trump weitreichende Zölle ankündigte. Doch schon vorher geisterte die Sorge vor einem globalen Handelskrieg anscheinend in den Köpfen der Family Officer herum: 70 Prozent fürchteten schon vor dem „Liberation Day“ einen Handelskrieg innerhalb der kommenden 12 Monate. Gut die Hälfte sorgte sich um einen größeren geopolitischen Konflikt oder höhere Inflation.
Manager-Selektion für als Risikomanagement-Strategie
Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre ist die Angst vor einem geopolitischen Konflikt gar die größte Sorge der Family Officer, etwas weniger und damit rund die Hälfte fürchten zudem eine globale Rezession oder eine Schuldenkrise. Trotz dieser Bedenken planen 59 Prozent der Family Offices zum Zeitpunkt der Umfrage, im Jahr 2025 das gleiche Portfoliorisiko wie 2024 einzugehen und damit ihren Anlagezielen treu zu bleiben. Die Auswahl richtiger Portfoliomanager halten 40 Prozent der Family Offices für eine gute Strategie, um das Portfolio zu diversifizieren, mit 30 Prozent folgen Hedgefonds als Mittel der Wahl.
Maximilian Kunkel, Investmentchef der UBS, verwies in einem Pressetermin aber auch darauf, dass der Investmentstil der Single Family Offices besonders sei: Family Offices würden über „geduldiges Kapital“ verfügen, hätten zudem im Vergleich zu institutionellen Investoren weniger strikte Liquiditätsanforderungen. „Zudem wird ihnen von niemandem vorgeschrieben, wie und in was sie investieren sollen“, erklärte Kunkel. Die Umfrage zeigt denn auch, dass die Family Offices sich bei den Investmentthemen insbesondere Gesundheitswesen, Elektrifizierung und KI zuwenden.
US-Family-Offices setzen am häufigsten auf passive Strategien
Und: Family Offices vertrauen größtenteils auf aktives Management. So verwalten global aktive Portfoliomanager etwa zwei Drittel des Kapitals von Family Offices, der Rest entfällt auf passive Strategien. In den USA sind nur gut die Hälfte der Assets aktiv gemanagt, in Nordasien dagegen sogar 84 Prozent. Europäische Family Offices liegen nahe des Durchschnitts bei 61 Prozent.
Ob Single Family Offices Dienstleistungen selbst umsetzen oder auslagern, machen sie vor allem an ihrer Expertise fest. Für In-house-Dienstleistungen spricht oftmals auch die Privatsphäre oder der Wunsch danach, gewisse Prozesse zu kontrollieren. Diese Argumente gelten wohl am häufigsten für die strategische Asset Allocation, die 86 Prozent der Single Family Offices selbst aufstellen. Es folgen das Reporting und das Risikomanagement für das Portfolio mit 75 respektive 73 Prozent. Rechts- und Steuerthemen sowie Cyber-Sicherheit sind dagegen die Themen, für die die Single Family Offices am häufigsten externe Hilfe in Anspruch nehmen.
Kosten steigen leicht – Personalaufwand prägt die Kostenstruktur
Die Kostenquoten für die Single Family Offices sind im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Im Durchschnitt liegen sie bei 44,9 Basispunkten des verwalteten Vermögens, sofern noch ein operatives Unternehmen besteht, und bei 33,0 Basispunkten, wenn es fehlt. Große Family Offices mit einem verwalteten Dollar-Milliardenvermögen haben dabei eher Kostenquoten von 35,5 Basispunkten, während sie bei kleineren Family Offices über der Marke von 40 Basispunkten liegen. Und: Je mehr Generationen das Family Office betreut, desto teurer wird das Geschäft.
Apropos Generationen: Die Achillesferse der Family Offices bleibt – wie in den Vorjahren – die Nachfolgeplanung. Noch immer hat erst die Hälfte der Single Family Offices sich auf den Generationswechsel vorbereitet, obwohl in den kommenden Jahren ein gigantischer Vermögenstransfer ansteht. In etwa 30 Prozent der Fälle gehen die Vermögensträger davon aus, dass noch genug Zeit für eine Nachfolgeplanung bleibe und verschieben deshalb die Nachfolgeplanung. Als größte Herausforderung dabei erachten die Family Officer den Vermögenstransfer mit Blick auf die Steuern – zwei Drittel sehen das so. Die richtigen rechtlichen Strukturen und wie sich die Assets der Familie über Generationen hinweg schützen lassen, ist für die Hälfte der Family Officer ein wichtiges Thema.