Die UBS hat ihren Global Family Office Report veröffentlicht. Für die Daten hat die Schweizer Großbank insgesamt 230 Single Family Offices aus aller Welt befragt – und die zeigten sich ob der aktuellen Situation teilweise besorgt. So besorgt offenbar, dass die Single Family Offices so sehr ihre strategische Asset-Allokation überarbeiten wie seit vielen Jahren zuvor nicht mehr: Im Vergleich zu den Vorjahresergebnissen lassen sich in den angestrebten Allokationen deutliche Unterschiede feststellen. Auch Einblicke in die Vergütung der Family Officer und die Kostenstruktur gewährten die Umfragteteilnehmer.
Aus welchen Anlageklassen sich die Portfolios zusammensetzen
Befragt wurden für diese Erkenntnisse Verantwortliche aus Single Family Offices, die insgesamt ein Vermögen von knapp 500 Milliarden US-Dollar für ihre Familien verwalten. Durchschnittlich verwalteten die Family Offices damit rund 2,2 Milliarden US-Dollar – und von diesem Vermögen wird künftig wohl wieder ein größerer Teil in Anleihen investiert. Fast vier von zehn Family Offices wollen in den kommenden fünf Jahren in festverzinsliche Wertpapiere aus Industrieländern investieren. Noch größer ist nur das Interesse an Industrieländer-Aktien, 44 Prozent der Family Offices wollen die entsprechende Allokation erhöhen, 41 Prozent die der direkten Private-Equity-Beteiligungen. Jeweils rund ein Drittel der Family Offices will mehr in Schwellenländer-Aktien und Immobilien investieren.
Finanziert werden die Zukäufe wohl vor allem aus dem Cash-Bestand der Family Offices. Etwa drei von zehn Befragten gaben an, dass die Barmittelquote in den kommenden fünf Jahren fallen soll, noch 17 Prozent wollen den Hedgefonds-Anteil im Portfolio senken. Ein Schweizer Family Officer erklärte: „Wir halten Cash für genau solche Situationen auf. Wir hoffen, in den den nächsten Jahren unseren Bargeldbestand reduzieren zu können.“
Dass Family Offices überhaupt in solch umfangreichen Maße an ihrer Allokation tüfteln, macht George Athanasopoulos an der aktuell besonderen Situation fest. „Es ist das Ende der Ära niedriger oder negativer Nominalzinsen und reichlich vorhandener Liquidität, die sich an die globale Finanzkrise anschloss“, erklärt Athanasopoulos, Leiter für globale institutionelle und Familienvermögen bei der UBS. „In diesem Umfeld zeigen unsere Ergebnisse, dass Family Offices wichtige Veränderungen anstoßen, um sich für Wachstum und Erfolg auszurichten.“
Wie und warum sich die Portfolios verändern
Das zeigt sich unter anderem auch beim Rebalancing. Während nur 11 Prozent der globalen Family Offices angaben, das Portfolio überhaupt nicht anzupassen, agieren 72 Prozent dabei nach eigenem Ermessen. Nur 17 Prozent der Befragten erklärten, einen systematischen Ansatz für das Rebalancing zu nutzen. Interessanterweise ist dieser Anteil in Lateinamerika mit 35 Prozent deutlich höher, während er in Asien-Pazifik nur bei schmalen 8 Prozent rangiert. „Während die aktuellen marktbezogenen und geopolitischen Trends zu einer Verlagerung hin zu liquiden, kurzfristig festverzinslichen Wertpapieren geführt haben, sind 66 Prozent der Family Offices noch immer überzeugt, dass Illiquidität langfristig die Renditen steigert“, erklärt Athanasopoulos mit Blick auf Verschiebungen innerhalb der Portfolios.
Dass teilweise noch diskretionär allokiert wird, hängt womöglich auch mit den Risiken zusammen, die die Family Officer global identifizieren. Etwa 35 Prozent sorgen sich vor allem um die geopolitische Situation, während eine Rezession für 13 und die steigende Inflationsrate für 11 Prozent die größte Herausforderung darstellt. Gerade Schweizer (49 Prozent) und europäische Family Offices (37 Prozent) sind ob der politischen Gemengelage besorgt. Zur Diversifizierung setzen 37 Prozent der Family Offices auf kurzlaufende Anleihen mit gutem Rating. Etwa 35 Prozent bevorzugen weiterhin die Manager-Selektion sowie generell ein aktives Management.
Wie sich die Portfolios thematisch und geografisch unterscheiden
Die geografische Allokation der Family Offices variiert durchaus: In den USA ist etwa ein extremer Home Bias zu beobachten, während das Portfolio asiatisch-pazifischer Family Offices breiter aufgestellt ist. Asien-Pazifik ist auch die Region, in der 31 Prozent der Befragten und damit der größte Teil künftig mehr investieren wollen. Auch in Nordamerika (30 Prozent) und Westeuropa (26 Prozent) sollen Anlagen aufgebaut werden.
Bei den beliebtesten Investmentthemen gibt es einen klaren Favoriten: Etwa drei Viertel der Family Officer erwägen Investments im Bereich digitale Transformation. Medizinische Geräte und Healthtech (67 Prozent), Automation und Robotik (64 Prozent) sowie Green Tech (61 Prozent) folgen auf den Plätzen, während das Metaverse weit abgeschlagen für nur 21 Prozent der Family Offices in Frage kommt.
Wie Family Offices in illiquide Anlagen investieren
Auffällig ist: Auch wenn der Zins zurück ist, gehen zwei Drittel der befragten Family Officer weiterhin davon aus, dass die Illiquidität die Performance verbessern kann. „Sie planen dementsprechend ihre Bestände an alternative Anlagen wie Hedgefonds, Private-Equity-Fonds und Private Debt weiter zu erhöhen, um ihre Allokationen an den Privatmärkten breiter zu diversifizieren“, erklärt Athanasopoulos. Im Segment Private Equity wenden sich die Family Offices deshalb derzeit vor allem Secondaries, Technologie- und defensiven Investments zu. Über die Hälfte der aktuellen Private-Equity-Investitionen wurden derweil über Fonds getätigt. Auch das Interesse an Hedgefonds nimmt wieder zu, gefragt sind globale Makro- oder Multi-Strategien sowie Long-Short-Fonds.
Illiquidität ist auch bei Immobilien das Stichwort – das „Betongold“ spielt bei vielen Family Offices traditionell eine große Rolle. Die veränderten Zinssätze schlagen sich hier aber besonders nieder, auch wenn sich das laut eines dänischen Family Officer noch nicht in den Projekten widerspiegelt. Die Direktanlage in physisch und komplett übernommene Immobilien ist für über die Hälfte der Family Offices weiterhin die präferierte Anlage, heimische Wohn- oder Gewerbeimmobilien für über 60 Prozent die präferierte Nutzungsart.
Die Professionalisierung und Kosten von Family Offices
Das Hauptmotiv der Family Offices ist für 63 Prozent der Befragten der Transfer des Vermögens über mehrere Generationen hinweg, danach folgt die Einkommensgenerierung für Familienmitglieder, die Diversifizierung vom operativen Geschäft der Familie sowie das Investment von Barmitteln, die aus dem operativen Geschäft abfallen. Aber: Teilweise offenbaren sich bei den Dienstleistungen große Lücken in den Family Offices. So haben nur 42 Prozent von ihnen bereits einen Nachfolgeplan für die Familienmitglieder oder einen Governance-Rahmen. Immerhin 65 Prozent verfügen über einen Prozess für die Performance-Messung.
In der Studie wurden auch die Ausgaben der Family Offices aufgeschlüsselt. Dominierender Faktor mit 61 Prozent Anteil an den Gesamtausgaben sind noch immer die Kosten für den reinen Betrieb der Family Offices. Einen Großteil der Betriebskosten machen vor allem die Aufwendungen für das Personal aus (69 Prozent), weitere Posten innerhalb der Betriebskosten sind Rechts- oder Compliance-Dienstleistungen (10 Prozent), physische Infrastruktur (9 Prozent), IT und Technologie (8 Prozent) sowie das Research (4 Prozent).
In 2022 lagen die durchschnittlichen Kosten für den Betrieb der Family Offices bei 38,1 Basispunkten des verwalteten Vermögens, 2023 könnte die Belastung auf 38,5 Basispunkte steigen. Kleinere Family Offices mit einem verwalteten Vermögen von 100 bis 250 Millionen Euro taxieren die Kosten dagegen auf 46,6 Basispunkte – Größe zahlt sich also offenbar aus. Bei Family Offices mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 250 Millionen Euro rangiert die Kostenquote zwischen 36,3 und 36,7 Basispunkten.
Gerade für Personal und die IT- und Technologie-Ausstattung erwartet eine Mehrzahl der Befragten weiterhin steigende Kosten. Die Vergütung der Family Officer beinhaltet in 60 Prozent der Fälle einen individuell gestalteten Bonus, zusätzlich fast die Hälfte der Verantwortlichen erhalten einen Bonus, der sich nach der erreichten Performance richtet. Ebenfalls verbreitete Vergütungsstrukturen sind Co-Investment-Möglichkeiten (23 Prozent) oder indirekte Vergütungen wie Firmenwagen oder medizinische Versorgung (20 Prozent). Weniger relevant sind fixe Boni, vertraglich vereinbarte zukünftige Zahlungen oder Firmenanteile.
Dienstleistungen wie die strategische Asset-Allokation, das Risikomanagement im Portfolio oder das Reporting sollen auch künftig mehrheitlich in den Family Offices selbst erbracht werden, während Themen wie Rechtsberatung, Steuerplanung oder Cyber-Sicherheit eher ausgelagert werden.
Den vollständigen UBS Global Family Office Report 2023 können Sie hier herunterladen.