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Trotz Niedrigzinsen und Inflation Warum die Dänen ihr Geld auf der Bank horten

 Tine Choi, Chefstrategin der Danske Bank.

Tine Choi, Chefstrategin der Danske Bank.

Die Dänen haben enorme Summen an Bargeld auf der Bank liegen. Der dänischen Zentralbank zufolge befinden sich 843 Milliarden Kronen, umgerechnet rund 113 Milliarden Euro, auf gewöhnlichen Bankkonten. Gemäß den Schätzungen der Danske Bank hat ein durchschnittlicher dänischer Arbeitnehmer 122.400 Kronen, beziehungsweise knapp 16.500 Euro, auf Bankkonten liegen, die kaum oder keine Rendite abwerfen. Somit verlieren die Ersparnisse der Dänen stetig an Wert, da die Inflation die Kaufkraft aushöhlt.

Laut einer aktuellen Umfrage der Danske Bank sind gleichzeitig 91 Prozent der Dänen der Meinung, dass eine Geldanlage eine höhere Rendite abwerfen kann als die Hortung von Bargeld. Außerdem legen die Finanztheorie und der gesunde Menschenverstand nahe, dass wir auf diesen schleichenden Wertverlust reagieren und Alternativen für unser Geld finden sollten. Wir könnten es zum Beispiel investieren. Wir tun dies aber nicht – und das ist in der Tat paradox.

Übertrieben große finanzielle Puffer

In unserer Studie befragten wir in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Prospera 1.000 Dänen nach ihren Ansichten zum Thema Sparen und Investieren. Die Befragten mit Barvermögen gaben drei Hauptgründe an, die sie davon abhalten, ihr Geld anzulegen.

48 Prozent sagen, dass sie einen finanziellen Puffer haben möchten. Das kann man nachvollziehen. Es ist immer eine gute Idee, einen finanziellen Puffer für unvorhergesehene Ereignisse zu haben, zum Beispiel wenn das Auto plötzlich in die Werkstatt muss oder der Kühlschrank defekt ist. Aber müssen es gleich 122.400 Kronen sein? Für 122.400 Kronen kann man viele neue Kühlschränke kaufen. Zum Vergleich: Das durchschnittliche verfügbare Einkommen liegt in Dänemark gemäß dem dortigen Statistikamt bei 214.000 Kronen im Jahr. Mit anderen Worten: die Dänen haben einen finanziellen Puffer, der im Durchschnitt mehr als dem verfügbaren Einkommen eines halben Jahres entspricht. Das ist enorm viel.

Risikoscheu oder mangelndes Wissen?

28 Prozent der Befragten bekennen, dass sie bei der Geldanlage kein Risiko eingehen möchten. Wenn man seine Ersparnisse anlegt, ist das Risiko in der Tat höher, als das Horten seines Geldes auf der Bank. Viele haben jedoch eine etwas stereotypische Auffassung des Begriffs „Geldanlage“ und denken automatisch nur an risikobehaftete Aktien. Wenn man jedoch die richtige Kombination aus Aktien und Anleihen auswählt, kann man sein Vermögen tatsächlich so strukturieren, dass man über einen bestimmten Zeithorizont nur das Maß an Risiko eingeht, das einen nachts ruhig schlafen lässt.

27 Prozent der Befragten antworteten, dass sie nicht das notwendige Wissen besitzen, um ihre Ersparnisse anzulegen. Es ist durchaus zutreffend, dass man sich gut auskennen sollte, wenn man Geld anlegt. Aber dieses Wissen muss man nicht unbedingt selbst haben. Es gibt viele Investmentlösungen und -produkte auf dem Markt. Man kann alles selber machen, man kann sich Unterstützung holen oder man kann die Sache komplett aus der Hand geben. In unseren Augen zählt am meisten, dass man diese Alternativen kennt und eine aktive Entscheidung in Bezug auf diese drei Möglichkeiten trifft.

Bankkonto ist keine Goldgrube

Die Umfrageteilnehmer nannten verschiedene Ursachen, warum sie ihr Geld nicht angelegt haben. Außer den bereits erwähnten drei Gründen antworteten 14 Prozent, dass sie in absehbarer Zeit das Kapital brauchen, während 7 Prozent angaben, dass sie es bis jetzt noch nicht geschafft haben, ihr Geld anzulegen. 6 Prozent nannten andere Gründe.

Ohne Zweifel ist Bargeld auf dem Bankkonto momentan keine Goldgrube. Trotzdem kann es natürlich gute Gründe dafür geben, dass man seine Ersparnisse nicht anderweitig investiert. Das Wichtigste ist jedoch, dass man seine Entscheidung auf einer fundierten und durchdachten Grundlage fällt. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass dies leider oftmals nicht der Fall ist.

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