Trends und Technologien mit Sprengkraft Das Private Banking im Jahre 2025

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Annahme: Im Jahr 2025 nutzen insbesondere vermögende Menschen für die Anlage und Verwaltung ihres Vermögens intelligente, selbststeuernde Systeme. Die Beratung durch Menschen ist nur noch sehr eingeschränkt zulässig.

Dahinter verbirgt sich die automatisierte Vermögensverwaltung mit dem Computer, die Einzug im Private-Banking-Markt hält. Bekannt auch unter Robo-Advice oder automatisches Private Banking.

Der Name klingt futuristisch, doch kompliziert ist das Konzept nicht: Der Anlagekunde betreibt das Private Banking mit dem Computer als Gegenüber. Auf dem Bildschirm klickt er sich durch die Fragen, die das persönliche Risikoprofil ermitteln. Je nachdem können auch ein paar grundsätzliche persönliche Anlagepräferenzen eingespeist werden.

Es sind ähnliche Fragen, wie sie sonst der Bankberater im ersten Kundengespräch stellt. Mit diesen Mausklicks ist automatisch bereits den zukünftigen Kundenschutz-Vorschriften (Pflicht zur Protokollierung der Gespräche et cetera) entsprochen.

Sodann erstellt der Computer eine persönliche Anlagestrategie, die mit Fonds – meist günstigen Indexanlagen wie Exchange-Traded Funds (ETF) – ausgeführt wird. Das Portfolio wird automatisch angepasst, wenn der Kunde Geld einzahlt oder abzieht oder wenn sich die Situation an den Märkten ändert.

Korrespondenz wird über die Investments keine geführt, allenfalls erhalten die Kunden automatisierte Erklärungen bei Bewegungen an den Finanzmärkten, und sicher erhalten sie Support bei technischen Problemen. Bezahlt wird eine relativ niedrige prozentuale Gebühr.

Robo-Advice ist somit abzugrenzen von Online-Brokerage-Angeboten. Dort entscheiden die Kunden selber, in was sie investieren wollen, und führen es auch eigenhändig am Bildschirm aus. Beim Robo-Advice erhalten sie hingegen eine fertige, diversifizierte Anlagestrategie, die sie nachträglich nur noch in grundsätzlichen Zügen, aber nicht auf der Basis von Einzel-Investments anpassen können.

Ob Sie nun den Berichten über den verursachten Schaden durch Falschberatungen glauben oder nicht, die aktuellen und erkennbaren Bestrebungen von Verbraucherschützern, des Gesetzgebers und der Aufsichtsbehörden lassen den Schluss zu, die Beratung als solche zu standardisieren und zu regeln.

Vielleicht sogar soweit, dass Menschen nur noch in einem sehr engen Korsett Beratungen durchführen dürfen. Warum? Weil Maschinen mehr Daten erfassen und verarbeiten können. Weil Kontrollen fest installiert sind und Aufträge nur durchgeführt, wenn sie vom System freigegeben wurden. 

Wie trifft es uns?

Die Transformation in die virtuelle Welt wird zur Pflicht, ein adäquates Leistungs- und Service-Angebot zum Hygienefaktor. Sie ist eine wesentliche Voraussetzung, um überhaupt von den Kunden wahrgenommen zu werden.

Die Transformation in die virtuelle Welt ist aber nicht nur einfach ein Add-on, sondern rüttelt an den Eckpfeilern des Geschäftsmodells vieler Banken. Was bedeuten diese zukünftigen Entwicklungen für die Filialen? Wie findet zukünftig Vertrieb und Beratung statt? Welche Bedeutung haben Selbstberatungssysteme analog dem Konzept von Robo-Advice? Womit verdienen Banken dann zukünftig wieviel Geld? Welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden mit welchen Kompetenzen und in welcher Anzahl noch benötigt?

Der Übergang in die neue Wirklichkeit wird für viele Marktteilnehmer von Schmerzen begleitet sein. Schmerzen in Form von persönlichen Verhaltensänderungen, von zusätzlichen Investitionen und von strukturellen Veränderungen.

Auf dem Weg in die neue Wirklichkeit werden sich Banken auch wieder und wieder Wettbewerbsvorteile verschaffen, weil sie Technologien verwenden, die dem Kunden etwas mehr bieten als andere. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Anderen diesen technologischen Vorsprung aufgeholt haben.

Und wenn alle Banken vergleichbare Technologien und Systeme anbieten, was macht dann den Unterschied?