Grundsätzlich lassen aktuell sich drei wichtige Trendbrüche erkennen:
- Das Ende der nominalen Niedrigzinsen
- Aktien: Zyklik ist gefragt statt Long-Duration
- Large Cap-Aktien beenden auch in Europa ihre Underperformance
Während es in Europa der EZB noch gelingt, die Zinsen durch ihre Rentenkäufe in der Nähe des Null-Zinsniveaus zu halten, so hat in den USA der Zinstrend eindeutig gedreht – und zwar nach oben.
Historisch gesehen befinden wir uns auch in den USA nach wie vor auf einem sehr niedrigen Niveau, vergleichbar nur noch mit der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese historische Parallele verheißt für Renten-Anleger nichts Gutes: Denn die USA und Großbritannien hatten sich zur Kriegsfinanzierung stark verschuldet. Die spätere Entschuldung erfolgte mittels einer realen Entwertung der staatlichen Verbindlichkeiten durch Geldentwertung. Dies war möglich, weil die nominalen Zinsen langsamer stiegen als die Inflationsraten. Die Ökonomin Carmen Reinhard hat für diese Phase den Begriff „finanzielle Repression“ geprägt. Weiterhin hat sie in ihrer Forschung gezeigt, dass sich die heutige Politik in eine ähnliche Richtung bewegt. Insofern sollte man jetzt auch nicht von sehr starken nominalen Zinssteigerungen ausgehen – die Notenbanken werden weiter kräftig bremsen.
Unternehmen, deren Geschäftsentwicklung stark vom Konjunkturverlauf abhängig ist, gehörten in den vergangenen fünf Jahren zu den Verlierern an der Börse. Dies ist zum Beispiel in den relativen Entwicklungen der Chemie- und der Bank-Aktien zu erkennen, die bei den folgenden Grafiken auf der linken Seite abgebildet werden. Im Gegensatz hierzu zählten Unternehmen aus stabilen Branchen wie zum Beispiel Nahrungsmittel oder Gesundheit zu den Favoriten. Dies hat sich im vergangenen Halbjahr geändert.
Insbesondere Firmen mit hohen erwarteten Gewinnsteigerungen in der Zukunft waren bis zum Herbst 2016 stark gefragt und zeigten lange eine weit überdurchschnittliche Performance. Diese Titel werden auch manchmal in Analogie zu Renten mit sehr langer Laufzeit mit hoher Kapitalbindungsdauer „Long-Duration-Aktien“ genannt, weil sie erst in ferner Zukunft signifikante Zahlungsströme erwarten lassen und damit ihre Kapitalbindungsdauer relativ lange ist.
Besonders ausgeprägt ist die lange Duration bei vielen Wachstumsaktien des Technologiebereichs. Für vier der populärsten Titel hat sich vor einigen Jahren der Begriff FANG – eine Abkürzung der Namen Facebook, Amazon, Netflix & Google – als Sammelbegriff eingeprägt. In der rechten Grafik, die die relative Performance von FANG zum S&P 500 sieht man deutlich, dass ihre überdurchschnittliche Performance im Herbst schlagartig beendet wurde – parallel zum Zinsanstieg.