Trend aus den USA Darum passen Zielfonds in die betriebliche Altersvorsorge

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Darum passen Zielfonds in die betriebliche Altersvorsorge
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Christof Quiring von Fidelity International: „Obwohl Target-Fonds ein spannendes Rendite-Risiko-Verhältnis bieten und aufgrund des Rückgangs von Garantien immer attraktiver werden, sind sie in Deutschland beziehungsweise in Kontinentaleuropa kaum verbreit

Christof Quiring von Fidelity International: „Obwohl Target-Fonds ein spannendes Rendite-Risiko-Verhältnis bieten und aufgrund des Rückgangs von Garantien immer attraktiver werden, sind sie in Deutschland beziehungsweise in Kontinentaleuropa kaum verbreitet.“ Foto: Fidelity International

Im Wettbewerb um Arbeitskräfte sollten Unternehmen unter anderem auf Mitarbeiterangebote setzen. Mit einem ausgeklügelten und passgenauen Angebot für betriebliche Zusatzleistungen (Corporate Benefits) können sie sowohl ihre Mitarbeitenden an das Unternehmen binden als auch potenzielle neue Arbeitskräfte überzeugen.

Die Relevanz einer guten betrieblichen Altersvorsorge bestätigt auch eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Opinium im Auftrag von Fidelity. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass neben einer wettbewerbsfähigen Vergütung von 33 Prozent und bezahlten Auszeiten vom Job mit ebenfalls 33 Prozent, insbesondere Möglichkeiten zur betrieblichen Altersvorsorge (bAV) Arbeitnehmende an ihren Arbeitgeber binden.

In Deutschland gibt es fünf verschiedene Durchführungswege, um eine bAV umzusetzen. Doch nicht jede Lösung ist gleichermaßen erfolgversprechend. Besonders geeignet um Kapital für den Ruhestand anzusparen, ist eine bAV, bei der die eingezahlten Gelder renditeorientiert und langfristig in Aktien investiert werden. Mit diesem Vorgehen können Anlegerinnen und Anleger vom langfristigen globalen Wirtschaftswachstum profitieren und mit der Zeit ein Vermögen für den Ruhestand aufbauen.

Risiko zum Laufzeitende hin minimieren

Wichtig für beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmende –  ist jedoch auch eine gewisse Risikobegrenzung. Denn umso näher der Eintritt in den Ruhestand rückt, desto wichtiger wird neben der Renditeoptimierung auch der Kapitalerhalt. Eine Lösung, die Renditeoptimierung und Kapitalerhalt vereint, können Lebenszyklusfonds bieten. Die auch Target- oder Zielfonds genannten Mischfonds werden mit einem bestimmten Zieldatum aufgelegt. Am Anfang des Anlagehorizonts investieren sie fast ausschließlich in Aktien. Die hohe Gewichtung von Aktien soll den Ertrag in der Zeit erhöhen, in der Schwankungen an den Märkten aufgrund der langen Laufzeit noch ausgeglichen werden können.

Umso näher das Zieldatum dann rückt, desto stärker investieren die Fonds in der Regel in sicherere Anlageformen wie etwa Anleihen. Den Prozess der Umschichtung beginnen wir bei Fidelity etwa zehn Jahre vor Ende der Laufzeit. Die Fonds verringern ihr Engagement in schwankungsanfälligen Aktien ab diesem Zeitpunkt kontinuierlich und bauen eine Position von bis zu 10 Prozent Listed Alternatives auf. Diese Anlageklasse soll den Anlegerinnen und Anlegern Zugang zu weniger korrelierten, langfristigen Risiko- und Ertragsquellen verschaffen und die Diversifizierung erhöhen. Nach und nach findet dann eine schrittweise Umschichtung in Anleihen und letztlich kurz vor Laufzeitende in 100 Prozent Cash statt. So soll das Marktrisiko eliminiert werden.

1. Investiert wird bis zehn Jahre vor dem Zieldatum in Aktien, 2. Im darauf  folgendem Jahr wird eine Position von bis zu 10 Prozent in Listed Alternatives aufgebaut, 3. Schrittweise Reduzierung des Risikos durch Reallokation von Aktien zu Anleihen, 4. Schrittweise Umstellung zu 100 Prozent Cash, 5. Taktische Asset Allokation und Strategieauswahl, um mehr Rendite zu erwirtschaften, 6. Risikoüberprüfung

Quelle: Fidelity International, Januar 2024. Nur zu Illustrationszwecken. Keine Darstellung eines Fidelity Live-Portfolios

Privatanleger können für individuelle Ziele in einen Target-Fonds ihrer Wahl investieren. Dabei wissen sie, dass dieser zu einem gewissen Zeitpunkt endet. Somit eignet sich die Anlage auch für das Ansparen auf größere Investitionsausgaben, die an einem bestimmten Punkt in der Zukunft liegen. Hierzu gehören beispielsweise die Ausbildung der Kinder, eine große Reise oder eben auch der Eintritt in den Ruhestand.

 

Reduziertes Risiko für Arbeitgeber mit Beitragszusagen

Seitens der Arbeitgeber werden die Target-Fonds in Deutschland hauptsächlich genutzt, um fondsgebundene Pensionszusagen umzusetzen. Zusätzlich können Target-Fonds auch in fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen eingesetzt werden. Und auch ihnen bietet die Fondsart eine vergleichsweise hohe Sicherheit, die von ihnen zugesagten Beiträge zurückzuerhalten. Die von uns aufgelegten Target-Fonds garantieren zwar keinen Kapitalerhalt, um das Risikobudget effizierter nutzen zu können. Dank der dynamischen Umschichtung und des hohen Diversifikationsgrads besteht allerdings ein geringes Risiko, dass Arbeitgeber zum Zeitpunkt der Auszahlung die Deckungslücke schließen müssen.

Zielfonds sind in Kontinentaleuropa noch nicht weit verbreitet

Obwohl Target-Fonds ein spannendes Rendite-Risiko-Verhältnis bieten und aufgrund des Rückgangs von Garantien immer attraktiver werden, sind sie in Deutschland beziehungsweise in Kontinentaleuropa kaum verbreitet.

Volumen von Target Fonds in Kontinentaleuropa Quelle: Fidelity International

In den USA, dem Land in dem die Anlageidee für Target-Fonds entstand, sind diese jedoch stark verbreitet. In den 1990er Jahren wurde dort mit den 401k-Pensionsplänen ein steuerlich begünstigter Altersvorsorgeplan immer populärer. Bei diesem können Arbeitnehmende jährlich knapp 23.000 US-Dollar steuerfrei in verschiedene Anlageprodukte investieren. Viele der Arbeitnehmenden entschieden sich bei ihren 401k-Pensionsplänen für eine Anlagestrategie und überdachten diese bis zum Ruhestand nicht mehr. Dabei setzten einige hauptsächlich auf Anleihen, verpassten Renditechancen und bauten im Vergleich zu anderen Anlageklassen relativ niedrige Rücklagen auf.

Andere investierten hingegen bis zum Ende ihres Anlagehorizonts zu großen Teilen in Aktien. Mit dieser Wahl gelang es ihnen oft, ein größeres Vermögen zu erzielen. Allerdings waren sich viele der Investoren nicht bewusst, dass sie ihre Rücklagen einem hohen Schwankungsrisiko aussetzten, wenn sie kurz vor dem Beginn des Ruhestandes einen hohen Aktienanteil hielten. Um diesem Szenario entgegenzuwirken und eine Lösung mit hohen Renditechancen und gleichzeitiger Risikobegrenzung zu schaffen, wurden die Target-Fonds entwickelt. Heute sind sie dort oft bei den 401k-Plänen als Standardprodukt hinterlegt.

 

Auch in Deutschland könnten die Produkte langfristig an Fahrt aufnehmen. So wurde beispielsweise von der Fokusgruppe private Altersvorsorge vorgeschlagen, öfter auf Produkte ohne Garantien zu setzen. Ein Instrument, mit dem die Risiken zum Pensionsdatum hin reduziert werden können, sind Target-Fonds.

Über den Autor

Christof Quiring leitet bei Fidelity International den Geschäftsbereich „Workplace Investing“ für betriebliche Investment- und Pensionslösungen. 1997 begann er seine Karriere als Unternehmensberater im Bereich Investment Banking bei I&K Consultants. 1999 wechselte er zu Union Investment, bei der er als Leiter für den Bereich „Portfolio Analysis“ zuständig war. 2001 übernahm er bei Invesco die Verantwortung für den neu geschaffenen Geschäftsbereich „Investment and Pensions Solutions“. 2006 wechselte er zu Fidelity International.

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