Towers-Watson-Studie Konservative Anlagestrategien drücken Rendite der Pensionspläne

Deutsche Pensionseinrichtungen verfolgen trotzt Niedrigzinsumfeld weiterhin eine konservative Anlagestrategie. In renditeorientierte Anlageklassen legen sie hingegen nur verhalten an. In ihrem Portfolio befinden sich durchschnittlich 59 Prozent Anleihen und 27 Prozent Aktien. Alternative Investments machen etwa 10 Prozent der Anlagen aus. Das ist das Ergebnis der Studie „Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen 2014“ der Unternehmensberatung Towers Watson.

Alternative Anlageklassen nutzen institutionelle Investoren lediglich um ihr Portfolio zu ergänzen. Hierfür setzen die Anleger bevorzugt auf Immobilien, Private-Equity-Dachfonds und Rohstoffe. Risikostreuung betreiben sie bislang vor allem innerhalb der Anlageklassen, so die Studie weiter.

Für das Anleihesegment bedeutet das: mehr Staatsanleihen von Euro-Peripherieländern und Anleihen aus Schwellenländern. Zunehmend kommen aber auch globale Unternehmensanleihen, Hochzinsanleihen und Loans als renditeträchtige Alternativen hinzu. Im Aktienbereich verstärken die Anleger ihre regionale Differenzierung. Aktien aus der Eurozone gewichten sie jedoch klar über.

Die durchschnittliche Erwartungsrendite liegt laut Studie bei 3,9 Prozent jährlich über die nächsten zehn Jahre. Nigel Cresswell, Leiter Investment Consulting bei Towers Watson, warnt: „Eine sehr konservative Asset-Allokation mit einem hohen Anleihe-Anteil wird auf längere Sicht die Rendite der Pensionspläne drücken. Deutsche Unternehmen sollten abwägen, ob ein eher konservativer Ansatz in Einklang mit ihren individuellen Renditeerwartungen steht“.

Möglichkeiten die Rendite zu heben, sehen die Studienautoren insbesondere bei Governance-Strukturen. Eine effektive Governance baue unter anderem auf den langfristigen Rendite-Risiko-Zielen des Investors auf. Sie zielt auf eine möglichst breite und effiziente Nutzung von Renditetreibern.

Cresswell erwartet einen deutlichen Wandel des Verständnisses von Governance. Bisher gelte Governance als losgelöstes, eigenständiges und statisches Konzept. Zukünftig würden Unternehmen es als ganzheitlichen Ansatz im Sinne einer Wertschöpfungskette verstehen. Dieser ermögliche dann einen effizienteren Umgang mit komplexen Investmentprozessen und eine verbesserte Ressourcennutzung.

Kritik übt die Studie zudem an der Risikowahrnehmung von Pensionseinrichtungen. Sie würden das Niedrigumfeld als Normalzustand annehmen und das Risikopotenzial entsprechend nicht erkennen. Einige Anleger sicherten sich gegen das Absinken des Rechnungszinses ab. Andere würden auf der Anlageseite Anpassungen in Erwartung steigender Zinssätze vornehmen. Zur Risikosteuerung meint Cresswell, dass eine sinnvolle Mischung aus qualitativen und quantitativen Elementen der Rendite-Risikoeinschätzung die strategische Asset-Allokation prägen sollte.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen