Eine gewisse Transparenz besteht auf der Angebotsseite: Die bestehenden Flotten, aber auch Schiffe im Bau und Neubestellungen lassen sich einigermaßen genau nachvollziehen. Damit können Investoren – für einen überschaubaren Zeitraum – durchaus valide prognostizieren, wie sich Flotten entwickeln. So ist in bestimmten Segmenten der Containerschifffahrt ein massives Flottenwachstum zu erwarten.
Ob dies zu sinkenden Preisen führt, kann – wie oben dargelegt – nicht vorhergesagt werden. In einem solchen Segment sollten Investoren eher zurückhaltend agieren. In anderen Segmenten zeichnet sich ein anderes Bild ab. Bespiele sind Schiffe für den Offshore-Bereich oder sogenannte Multi-Purpose-Schiffe für Projektladungen. Das Angebot wächst, wenn überhaupt, nur sehr moderat.
Die bestehende Flotte besteht aus vielen älteren Schiffen. Dies sind gute Voraussetzungen dafür, dass sich Asset-Preise sowie Charter-Raten und somit die Einkünfte der Schiffsgesellschaften stabil entwickeln. Hier zeigt sich bereits, dass die Schifffahrt als Asset-Klasse in sich bereits diversifiziert ist, da sich die unterschiedlichen Segmente wie Container- oder Tankschiffe und Massengutfrachter sehr unterschiedlich entwickeln können.
Beispiel: Flottenentwicklung – Offshore (Offshore Support Vessels – OSV)

Beispiel: Altersstruktur Multi Purpose Schiffe (MPP)


Zu beachten ist auch bei diesem Investment die Kostenstruktur, damit ein möglichst hoher Teil der Investitionssumme auch tatsächlich in das Schiff und somit das Betriebsvermögen investiert wird und um die Chancen auf ein gutes wirtschaftliches Ergebnis zu erhöhen.
Hierfür und um im weiteren Verlauf eine gute Basis für die eigenen Entscheidungen zu haben, sollte möglichst transparent sein, wie Mittel verwendet werden. Das gilt zum Beginn der Investition, aber auch über dessen gesamte Laufzeit.
Da wohl die meisten Investoren selbst nicht aus der Schifffahrt kommen, bedeutet es besonders viel, einen verlässlichen Partner zu wählen. Neben der Erfahrung in der Seeschifffahrt, einem exzellenten Marktzugang und einem guten Team, um die abgestimmten Leistungen auch professionell erbringen zu können (z.B. Due Diligence, laufendes Controlling, Verkaufsprozess), sorgt ein maßgeblicher Beitrag dieses Partners zum Eigenkapital des Investitionsvorhabens dafür, dass eine Interessengleichheit hergestellt wird. Eine echte Partnerschaft sollte das Ziel sein, damit schließlich alle in einem Boot sitzen.
Mit Blick auf eine Beteiligung, die auch der lebzeitigen Übertragung dient, könnten Investoren zum Beispiel eine niedrige Fremdkapitalquote wählen. Schließlich geht es um das Nettobetriebsvermögen, das übertragen werden soll. Analog eines Immobilieninvestments, bei dem die langfristige Vermietung an einen bonitätsstarken Mieter zu einer Reduzierung des Risikos führen kann (i.d.R. bei gleichzeitiger Minderung der Chancen des Investments), kann auch ein Schiff mittel- bis langfristig verchartert werden. Wird hierbei ein Charterer mit guter Bonität gewählt, hat dies den gleichen Effekt.
Die zu beachtenden Punkte sind auch eine Lehre aus den zahlreichen Totalverlusten für Schiffsinvestoren insbesondere im Zuge der Finanzkrise 2008. Damals dürfte die Steueroptimierung regelmäßig der wichtigste Treiber für die Investitionsentscheidung gewesen sein. Die Kosten im Rahmen des Investments, die Marktbegebenheiten und auch das finanzielle Engagement des Initiators haben Investoren dagegen regelmäßig nicht hinterfragt. Aus diesen Erfahrungen gilt es zu lernen.
Tonnagesteuer
Unter bestimmten Umständen kann die deutsche Schiffsgesellschaft zur sogenannten Tonnagesteuer optieren und wird dies in der Regel auch tun. Damit blieben dann die Einkünfte – sowohl laufende Einkünfte als auch ein späterer Veräußerungsgewinn – der Beschenkten in der Zukunft nahezu steuerfrei.
Auch hier gilt: Die steuerliche Behandlung sollte niemals das einzige Entscheidungskriterium sein!
Haltefristen und eine spätere Abweichung davon
Wer die Schiffsbeteiligung beziehungsweise Schiffsgesellschaft zum Zweck der lebzeitigen Übertragung nutzen möchte, hat ein Interesse daran, dass die Beteiligung für fünf beziehungsweise sieben Jahre beim Beschenkten verbleibt. Doch auch hier gilt es wieder zu betonen, dass die steuerliche Optimierung dem wirtschaftlichen Erfolg nicht vorangestellt werden sollte. Die Schifffahrtsmärkte waren und sind volatil und dürften dies auch bleiben.
Böte sich innerhalb der besagten Frist die Möglichkeit, einen hohen Gewinn zu realisieren, oder zeichnet sich eine Situation ab, in der es ratsam wäre, Verluste durch einen Verkauf zu begrenzen, sollte dies unbedingt auch getan werden. Innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Frist von sechs Monaten hätte der Beschenkte dann immer noch die Möglichkeit eine „Ersatzinvestition“ zu tätigen.
Wie oben beschrieben, ist die Schifffahrt als Anlageklasse bereits in sich diversifiziert. Wer also erfolgreich auf ein Schwergutschiff gesetzt hat und den Gewinn dort realisiert, könnte anschließend und möglichst innerhalb von sechs Monaten nach dem Verkauf, in einen Tanker investieren, der aussichtsreich erscheint. Auch hierfür ist ein guter Partner an der Seite sinnvoll, der einerseits zum Verkauf rät, wenn es geboten erscheint, und andererseits immer wieder neue Investitionsmöglichkeiten anbieten kann.
Fazit
Für diejenigen, die unternehmerische Risiken nicht scheuen, können Schiffsbeteiligungen ein sinnvolles Investment, auch zum Zweck der lebzeitigen Übertragung, darstellen. Die Investitionssummen dürften dabei regelmäßig geringer ausfallen als zum Beispiel bei einer eigenen Wohnungsgesellschaft. Auch deshalb könnten Privatpersonen über eine Investition in die Schifffahrt das Vermögen weiter diversifizieren.
Die Stundung der Schenkungsteuer bis hin zum vollständigen Entfall und auch die fast vollständig steuerfreien Einkünfte aus dem Investment im Rahmen der sogenannten Tonnagesteuer dürften Argumente für eine Investition in die Schifffahrt sein. Investoren sollten sie der wirtschaftlichen Betrachtung jedoch nicht voranstellen.
Über den Autor:
Patrick Alm ist Geschäftsführender Gesellschafter der Coventum Capital Partners, die er 2023 gemeinsam mit den Gesellschaftern eines maritimen Projektentwicklers aus Hamburg gründete. Zuvor war er rund 19 Jahre für unterschiedliche Banken tätig. Er hält einen Bachelor und Master in Wirtschaftsrecht.
Ein besonderer Dank gilt Sebastian Weise, Steuerberater bei Greve & Weise in Hamburg, für die freundliche Unterstützung beim Verfassen dieses Beitrags.