Zwischen März 2020 und März 2021 haben sich die globalen Zuflüsse in Themenfonds von 300 auf 600 Milliarden US-Dollar verdoppelt. Die Hälfte davon entfällt auf Europa. Einen Grund dafür sieht Julien Dauchez – Leiter der Portfolioberatung von Natixis Investment Managers – darin, dass die Corona-Pandemie als Katalysator bestehende Trends wie die Arbeit von zu Hause, die Digitalisierung der Wirtschaft oder den Bedarf an umweltfreundlicher städtischer Infrastruktur beschleunigt.
„Thematische Strategien, die einzigartig positioniert sind, um diese strukturellen Veränderungen zu nutzen, haben die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich gezogen, was zu erheblichen Zuflüssen geführt hat“, so Dauchez. Walter Liebe, Mitglied der Geschäftsleitung von Pictet Asset Management, spricht gar von einer gesellschaftlichen Bruchstelle, was den Veränderungswillen, den Veränderungsdruck und auch die Technisierung betrifft. „An ganz vielen Fronten sehen wir einen massiven Übergang zu digitalen Technologien, einem stärkeren Umweltbewusstsein.“ Begünstigt wird das in Liebes Augen nicht zuletzt dadurch, dass die Technologien für diesen Veränderungswillen vorhanden sind: „Vor der Jahrtausendwende träumte man von mobilem Internet – das es noch gar nicht gab –, und eine Spekulationsblase entstand. Aber jetzt gibt es reale Produkte, Services und diesen Transformationswillen wirklich.“
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Zwischen März 2020 und März 2021 haben sich die globalen Zuflüsse in Themenfonds von 300 auf 600 Milliarden US-Dollar verdoppelt. Die Hälfte davon entfällt auf Europa. Einen Grund dafür sieht Julien Dauchez – Leiter der Portfolioberatung von Natixis Investment Managers – darin, dass die Corona-Pandemie als Katalysator bestehende Trends wie die Arbeit von zu Hause, die Digitalisierung der Wirtschaft oder den Bedarf an umweltfreundlicher städtischer Infrastruktur beschleunigt.
„Thematische Strategien, die einzigartig positioniert sind, um diese strukturellen Veränderungen zu nutzen, haben die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich gezogen, was zu erheblichen Zuflüssen geführt hat“, so Dauchez. Walter Liebe, Mitglied der Geschäftsleitung von Pictet Asset Management, spricht gar von einer gesellschaftlichen Bruchstelle, was den Veränderungswillen, den Veränderungsdruck und auch die Technisierung betrifft. „An ganz vielen Fronten sehen wir einen massiven Übergang zu digitalen Technologien, einem stärkeren Umweltbewusstsein.“ Begünstigt wird das in Liebes Augen nicht zuletzt dadurch, dass die Technologien für diesen Veränderungswillen vorhanden sind: „Vor der Jahrtausendwende träumte man von mobilem Internet – das es noch gar nicht gab –, und eine Spekulationsblase entstand. Aber jetzt gibt es reale Produkte, Services und diesen Transformationswillen wirklich.“
Dazu kommt laut Liebe, dass die Aktienkultur in Deutschland Nachholbedarf hat, insbesondere was den Sparkassen- und Volksbankenbereich angeht. Diese und weitere institutionelle Investoren haben – sicher auch vor dem Hintergrund eines niedrigen Zinsniveaus für sichere Anleihen und einer hohen Inflation – vermehrt Themenfonds auf dem Radar. Vontobel hat dazu 300 Institutionelle befragt. Das Ergebnis: 84 Prozent legen ihr Geld bereits themenorientiert an, 49 Prozent wollen diesen Ansätzen in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit schenken, 56 Prozent sind der Ansicht, ihr thematischer Ansatz könne dazu beitragen, andere Portfolio-Risiken auszugleichen und 46 Prozent glauben, dass sie mit Themen-Investments ihr Portfolio besser diversifizieren können. Werte, die noch vor wenigen Jahren als utopisch angesehen worden wären. „Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass institutionelle Anleger – insbesondere aus Deutschland – traditionell nicht in Themenfonds investiert waren“, sagt Liebe.
Gründe dafür seien die Regulierung, die eine investierbare Aktienquote insgesamt überschaubar halte, und die Tatsache, dass Institutionelle immer eng mit dem Risikomanager zusammenarbeiten, da der Wunsch bestehe, „Investments zu tätigen, die sich, wenn man das Risiko zu hoch einschätzt, auf Knopfdruck hedgen, also absichern lassen“, so Liebe. Doch genau das ändert sich in seinen Augen derzeit: „Institutionelle sagen vermehrt: Wir kennen unsere Beta-Exposure, wir kennen unser kontrolliert aktives Exposure, und jetzt wollen wir tatsächlich auch abweichen, obwohl es nicht perfekt absicherbar ist.“ Dazu würden auf Ebene der KVG bessere Möglichkeiten des Overlays oder genauere Hedging-Möglichkeiten bestehen. „Unterm Strich heißt das: Das Risiko wird einfach genommen, aber Impact-orientiert und eher defensiv“, so Liebe.
Dauchez sieht ebenfalls, dass die Bereitschaft anzulegen bei Institutionellen vorhanden ist, weil sie „eher bereit sind, ihren finanziellen Ersparnissen einen Sinn zu geben“. Das führe zu einem Anstieg der Zuflüsse in Themenfonds, die sich insbesondere der Energiewende widmen. Ein Sinn mit Mehrwert, so Liebe: „Ein Themenfonds beschränkt das Anlageuniversum, aber das ist nach der Offenlegungsverordnung der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) zielführender und praktischer denn je.“
Die Anzahl an Themenfonds hat seit 2020 stark zugenommen, was die Auswahl erschwert. Was sollte ein institutioneller Investor also unbedingt beachten? Für Liebe muss ein Themenfonds ein theoretisches Fundament besitzen, welches das Thema antreibt: „Idealerweise mehrere Megatrends, die dafür sorgen, dass beispielsweise das Thema Digitalisierung bleibt und zwar über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg.“ Zudem sollte ein Themenfonds breit aufgestellt sein, um die Volatilität zu begrenzen. „Wird aggressiv auf ein Mikrothema gesetzt, ist dies eher eine Spekulation als eine Investition“, so Liebe. Mindestens genauso wichtig ist in seinen Augen die Wahl des Managers. Dieser müsse ein konzentriertes Universum von maximal 250 Titeln haben, die er in- und auswendig kenne, um schnell auf Risikofaktoren reagieren zu können. In China, so Liebe, hätten sich beispielsweise viele Eingriffe im Tech-Sektor angedeutet: „Das ist ein Prozess, den man durchschaut, wenn man Erfahrung hat und nah am Geschehen ist.“
Hinzukommend müssten Anleger in Dauchez´s Augen prüfen, ob die ausgewählten thematischen Strategien zu ihren bestehenden Allokationen passen: „Sie müssen sicherstellen, dass die Überschneidungen zwischen den Beständen begrenzt sind und keine Risikokonzentration besteht, insbesondere im internationalen Large-Cap-Wachstumssegment für Aktien.“ Einen einheitlichen Ansatz, wenn es um thematische Strategien in institutionellen Portfolios geht, sehe er bislang aber nicht. Einiges müsse sich noch finden. Beispielsweise gäbe es in Gesprächen mit Kunden häufig die Frage, was genau eine thematische Anlage überhaupt ist: „Sollte zum Beispiel ein Fonds, der sich der Energiewende widmet, als Themenfonds, als ESG-Fonds oder als beides gelten?“ Eine Antwort darauf hat Dauchez noch nicht.
Auch beobachtet er, dass es sich bei Themenfonds derzeit hauptsächlich um Aktienfonds handelt. In Stein gemeißelt ist aber auch das nicht: „Wir sehen, dass einige Multi-Asset-Themenfonds entstehen, die in Aktien und Anleihen investieren, aber das scheint noch in einem frühen Stadium zu sein.“ Es bleibt also spannend.