Bayer-Großaktionär Staatsfonds aus Singapur will Investments im EMEA-Raum verdoppeln

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Staatsfonds aus Singapur will Investments im EMEA-Raum verdoppeln
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Nagi Hamiyeh, neuer EMEA-Chef von Temasek: „Ich bin freiwillig nach Europa gekommen, weil ich hier ein großes Potenzial für uns sehe."

Nagi Hamiyeh, neuer EMEA-Chef von Temasek: „Ich bin freiwillig nach Europa gekommen, weil ich hier ein großes Potenzial für uns sehe." Foto: Temasek

Bereits 2019 stellte Temasek, unter anderem mit knapp 4 Prozent einer der größten Anteilseigner des Chemie-und Pharmakonzerns Bayer, die T2030-Strategie vor. In dieser wurden Eckpfeiler festgelegt, inwiefern die Manager des knapp 265 Milliarden Euro schwere Staatsfonds aus Singapur bis zum Jahr 2030 das Portfolio umbauen sollen – strategische Planung und institutionelle Entwicklungsinitiativen inbegriffen. Nun wurden konkrete Schritte eingeleitet, die zeigen, dass Europa verstärkt in den Blickpunkt gerät. Bereits vor zwei Jahren geb der Staatsfonds bekannt, dass neben Brüssel und London ein Büro in Paris eröffnet werden soll. Dieses wurde jetzt eingeweiht.

„Die Bedeutung dieser Region für Temasek kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagte der Vorsitzende Lim Boon Heng bei der Eröffnung. Und tatsächlich, das Engagement in der EMEA-Region hat sich seit 2011 fast verfünffacht, lag zum 31. März 2023 bei 32 Milliarden Euro.

In den kommenden fünf Jahren sollen weitere 25 Milliarden Euro im EMEA-Raum investiert werden. Um das zu erreichen, gibt es einen Führungswechsel in der Region. Nagi Hamiyeh wird Nachfolger von Uwe Krüger, der das Amt seit Anfang 2018 innehatte. Er wird mit Benoit Valentin zusammenarbeiten. Krüger wird als stellvertretender EMEA-Vorsitzender an Bord bleiben.

 

„Europa steht heute besser da als noch vor ein oder zwei Jahren“, sagte Hamiyeh laut Bloomberg in einem Interview vor der Eröffnung des Pariser Büros: „Ich bin freiwillig nach Europa gekommen, weil ich hier ein großes Potenzial für uns sehe.“ Er bekräftigt zudem, dass er auf der Suche nach Partnerschaften mit Unternehmen sei, die mit einigen der wohlhabendsten Geschäftsfamilien der Welt verbunden sind. Hamiyeh nannte demnach den Vorstandsvorsitzenden von Exor NV, John Elkann, LVMH-Gründer Bernard Arnault, Francois Pinault vom Gucci-Eigentümer Kering SA und den CEO von Moncler Spa, Remo Ruffini, als Personen, zu denen die Firma sehr gute Beziehungen unterhält. 

Temasek-EMEA-Chef gibt sich selbstbewusst

„Wir legen Wert darauf, mit Familien zusammenzuarbeiten. Unser Wertangebot so ist, dass sie lieber mit uns zusammenarbeiten als mit einem Private-Equity-Fonds, der Fälligkeitsprobleme hat und in fünf Jahren auf Teufel komm aussteigen will", so Hamiyeh der betont: „Wir sind sehr viel flexibler. Werden wir zu einem aktivistischen Investor? Auf keinen Fall – das liegt nicht in unserer DNA. Unser Stil, insbesondere außerhalb von Singapur, ist es, viel hinter den Kulissen zu tun.“ Erneuerbare Energien und Dekarbonisierung macht er dabei ebenso als Wachstumsfelder aus, wie die Bereiche Gesundheit, Luxus, Technologie, Robotik und die Zukunft der Arbeit.

Europas Portfolio-Anteil ist ausbaufähig

Die Verlagerung nach Europa erfolgt zu einem brisanten Zeitpunkt für Staatsfonds, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Die Gewinne sind eine wichtige Einnahmequelle für den Staatshaushalt, und noch in diesem Jahr stehen Wahlen an.

Temasek verwaltete Stand März 2023 gut 382 Milliarden Singapur-Dollar, umgerechnet knapp 263 Milliarden Euro. Auf die EMEA-Region im weiteren Sinne entfielen bislang 12 Prozent des Gesamtvermögens. Die Anlagen in China machten 22 Prozent aus, litten zuletzt unter dem sinkenden Konsum und den Bewertungen. 21 Prozent des Portfolios sind in den USA angelegt.

Hamiyeh leitete zuvor die Portfolio-Entwicklungsgruppe, der die Konsolidierung mehrerer inländischer Tochtergesellschaften von Temasek vorantrieb. Nachdem er 28 Jahre lang in Singapur gelebt hat, wird er nun in Paris tätig sein und auch die energiebezogenen Investitionen des Unternehmens leiten. 

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