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Technische Analyse des Dax Der größte Verkaufsdruck ist abgearbeitet

Jörg Scherer, Leiter des Teams Technische Analyse bei HSBC

Dax-Kursindex (Monthly): Die entscheidende Schaltstelle des Jahres

Im Dax-Kursindex – der Kursverlauf ohne Berücksichtigung der Dividenden – wurde anders als im bekannteren Performance-Index das Kursziel der im vergangenen Jahr vervollständigten Schulter-Kopf-Schulter-Formation von rund 4.800 Punkten vollständig ausgeschöpft. Zu Jahresbeginn hat das Aktienbarometer zudem zwei „inside months“ ausgeprägt. Das Ergebnis: Der größte Verkaufsdruck wurde inzwischen abgearbeitet. Dennoch muss übergeordnet weiter von einem intakten Abwärtstrend (aktuell bei 5.442 Punkten) ausgegangen werden. In diesem Dunstkreis verläuft unter anderem die 38-Monats-Glättung (aktuell bei 5.538 Punkten).

Endspiel im Dax (Weekly): Make or break!

Auch der Wochenchart des Dax-Performance-Index, die für Investoren vertrautere Variante des deutschen Aktienbarometers, signalisiert eine „stuck in den middle“-Situation im charttechnischen Niemandsland zwischen charttechnischen Schlüsselmarken. Gemeint ist auf der Oberseite die Widerstandszone aus der 200-Wochen-Linie (aktuell bei 11.468 Punkten), dem Abwärtstrend seit Juni 2018 (aktuell bei 11.601 Punkten), der Nackenzone der im vergangenen Jahr vervollständigten S-K-S-Formation bei rund 11.700 Punkten sowie der Glättung der letzten 38 Wochen (aktuell bei 11.663 Punkten). Da den Dax zudem das 38,2-Prozent-Fibonacci-Retracement des gesamten Abwärtsimpulses seit Januar vergangenen Jahres (11.547 Punkte) ausbremst, kann die Erholungsbewegung seit Ende 2018 (bisher) als klassische Bärenmarkt-Rally interpretiert werden. Um die Perspektiven der deutschen Standardwerte also nachhaltig zugunsten der Bullen zu drehen, ist ein Sprung über die genannten Hürden zwingende Ausgangsvoraussetzung.

Dax (Daily): Doppelte S-K-S-Formation…

Zwei konkrete Szenarien für den weiteren Jahresverlauf möchten wir anhand des Tagescharts aufzeigen. Denn auch auf Tagesbasis lassen sich die entscheidenden Barrieren nach Norden identifizieren: Bei aktuell exakt 11.800 Punkten verläuft die 200-Tages-Linie. Die Dimension und Relevanz der Zone zwischen 11.600 und 11.800 Punkten lässt sich noch an einem weiteren potenziellen Kursmuster festmachen. Die Tiefs von Oktober und Dezember vergangenen Jahres sowie das Tief vom Februar definieren möglicherweise eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation (siehe Chart). Die Bedeutung eines Spurts über den gleitenden Durchschnitt der vergangenen 200 Tage kann deshalb gar nicht überschätzt werden. Schließlich eröffnet sich im Erfolgsfall ein rechnerisches Anschlusspotential von rund 1.400 Punkten, das perspektivisch zu einem kalkulatorischen Kursziel von rund 13.000 Punkten führt.

Dax (Daily): …oder eher eine „bearishe“ Flagge?

Ein möglicher Ausbruch auf der Oberseite ist alles andere als ein Selbstläufer. Deshalb müssen Investoren auch das Negativszenario auf dem Radarschirm haben. Besonders hervorheben möchten wir dabei die Kreuzunterstützung aus dem ehemaligen Abwärtstrend seit Juli vergangenen Jahres (aktuell bei 11.408 Punkten) sowie dem Erholungstrend seit Ende Dezember 2018 (aktuell bei 11.372 Punkten). In den Kursbereich zwischen diesen beiden Trendlinien fällt auch das jüngste Verlaufstief vom 8. März (11.405 Punkte). Ein Abgleiten des Dax unter die angeführte Kreuzunterstützung lässt die Bären das Börsenzepter wieder übernehmen, denn dann müsste die gesamte Aufwärtsreaktion der vergangenen Wochen unter dem Strich als „bearishe“ Flagge interpretiert werden (siehe vorstehenden Chart).

Über das Etappenziel aus den verschiedenen Hoch- und Tiefpunkten sowie der 50-Prozent-Korrektur des Erholungsimpulses seit dem 27. Dezember bei rund 11.000 Punkten dürfte der Weg dann in Richtung einer Belastungsprobe des letztjährigen Jahrestiefs (10.276 Punkte) vorgezeichnet sein. Nüchtern betrachtet und losgelöst von unserer vorsichtigen Erwartungshaltung zu Jahresbeginn befinden sich die deutschen „blue chips“ aktuell an einer wichtigen Weggabelung. Die Alternativen sind ein sehr freundliches Gesamtjahr einer-, und einem vollständigen Verspielen der Erholung seit dem Jahreswechsel andererseits. Das Dax-Motto lautet derzeit deshalb: „make or break“!

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