TBF-Investmentchef Peter Dreide im Gespräch „Ein solches Kaufsignal gab es vorher noch nicht“

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Das Angleichen der Zinsniveaus dies- und jenseits des Atlantiks hat die bislang hohen Absicherungskosten für den Dollar abschmelzen lassen. Dieser Kostenblock ist wieder auf Normalmaß geschrumpft. Ein Vorteil?

Dreide: Das ist ein Riesenvorteil, den wir wieder haben und der uns sehr entgegen kommt. In den USA sichern wir uns nach Absicherungskosten einen positiven Effekt, den wir insbesondere zum Aufbau von Positionen im Investment-Grade-Bereich nutzen. Dies sehen wir in Europa so nicht.  Mit dieser Positionierung bekommen wir die Kreditqualität hoch, was unsere risiko-aversen Investoren erfreut.

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sind viele Unternehmensanleihen mit BBB-Rating gefährdet, auf BB und damit High-Yield-Niveau runtergestuft zu werden. Wie kann man diese meiden?

Dreide: Indem wir diejenigen identifizieren, die von BBB auf A gehen. Im Klartext: Im Segment Investment Grade suchen wir gerade nicht Unternehmen, die eine hohe Rendite aufweisen, aber auch ein hohes Risiko haben, um auf BB abzurutschen. Wir nehmen lieber einen Schluck weniger Rendite in Kauf, um die Werte zu finden, die von BBB auf A gehen. Auf keinen Fall Titel kaufen, die das Risiko des Downgrades in High Yield haben.

Gibt es momentan überhaupt das Gegenstück, die Rising Stars, deren Kursentwicklung man nutzen kann?

Dreide: In diesem konjunkturellen Umfeld gibt es diese Werte definitiv weniger als sonst, aber es gibt sie immer noch. Wir halten hier zum Beispiel Anleihen aus dem Tech-Bereich, die deutlich gestärkt aus der Krise hervorgehen und somit ein Upgrade erfahren werden. Wenn dies erfolgt, erzielen wir eine ordentliche Eventrendite und bis dahin vereinnahmen wir einen attraktiven Kupon.

Der TBF Global Income steht wegen all dem bei einem Plus von rund 2 Prozent seit Jahresbeginn. Wie blicken Sie auf den Herbst, ein mögliches Wiederaufflammen der Corona-Fallzahlen?

Dreide: Corona ist für uns kein Grund um an den Portfolios etwas zu ändern und hat somit auch keinen Einfluss auf die Anlagepolitik. Vielmehr sehen wir die Risiken, dass die Konjunktur weltweit sich nicht so schnell erholt wie viele prognostizieren. Deswegen gehen wir jetzt von extrem bullish auf neutral. Nach dem starken Anstieg in der Erholungsphase suchen wir jetzt viele kleine Alpha-Quellen, so dass wir unser Jahresziel erreichen, ohne dass wir Risiken eingehen müssen. Ich sag es mal so: Man kann niemals große Erträge erzielen ohne entsprechende Risiken einzugehen, man kann aber viele kleine Erträge erzielen ohne das Risiko zu erhöhen. Das geht!

 


Über den Interviewten:
Peter Dreide ist Geschäftsführer und Investmentchef (CIO) der TBF Asset Management und managt unter anderem den TBF Global Income (ISIN: DE0009781997). Die Fondsboutique gründet er im Jahr 2000, nachdem er zuvor bei McLean McCarthy, Barclays de Zoete Wedd, Deutsche Morgan Grenfell und Deutsche Bank Securities in Kanada Erfahrungen im institutionellen Brokerage gemacht hatte.

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