TBF-Investmentchef Peter Dreide im Gespräch „Ein solches Kaufsignal gab es vorher noch nicht“

Peter Dreide ist Gründer und Investmentchef von TBF Asset Management und verwaltet den TBF Global Income

Peter Dreide ist Gründer und Investmentchef von TBF Asset Management und verwaltet den TBF Global Income

private banking magazin: Der andauernde Niedrigzins setzte Income-Fonds bereits auf der Rentenseite zu. Und dann kam Corona. Fluch oder Segen, um sich als Manager eines Income-Portfolios auskömmliche Renditeniveaus zu sichern?

Peter Dreide: Im Januar 2020 haben wir uns den Kopf gekratzt, denn es war verdammt schwer um unsere Ziel-Ausschüttung im Rentenportfolio zu erzielen. Die Renditen bei Corporate Bonds waren niedrig und der Aktienmarkt teuer. Ich gehe nicht so weit, dass Corona ein Segen war, aber wir hatten dadurch den Vorteil, dass die Renditen soweit rausgelaufen sind und wir im März extrem günstig einkaufen konnten. Somit haben wir jetzt wieder überdurchschnittliche Kupons für die nächsten Jahre im Portfolio.

Entscheidend für die Wirtschaft und die Kapitalmärkte wird sein, ob und welche Insolvenzen es noch geben könnte. Welche Branchen sehen Sie als kritisch?

Dreide: Insbesondere Unternehmen aus dem Service- und Rohstoffbereich sind gefährdet, wenn sich die Weltwirtschaft nicht deutlich und schnell erholt. Da wir dies nicht erwarten, sehen wir erhebliche Risiken. Diese Risiken sind von den Märkten noch nicht richtig bewertet. Deswegen meiden wir diese und gehen auf Geschäftsmodelle, wo wir überzeugt sind, dass diese erheblich gestärkt aus der Krise rausgehen. Wir haben Firmen identifiziert, die auf Grund der Kapitalstruktur gestärkt rausgehen und per Saldo in 2021/2022 bessere Ergebnisse und somit bessere Kurse haben sollten.

16 Jahre lang konnten Sie beim TBF Global Income jährlich über 3,5 Prozent ausschütten. Werden die Anleger 2020 erstmals weniger bekommen als die 72 Cent je Fondsanteil?

Dreide: Ende Juni können wir zwar nicht sagen was Ende Dezember ist, aber aktuell ist der TBF Global Income mit knapp 2 Prozent im Plus. Auf Grund der hohen Zinserträge bis Jahresende haben wir eine planbare Größe, um die Ausschüttungen aus den Erträgen zu generieren. Sollten die Märkte sich weiterhin freundlich entwickeln, können wir zusätzlich auch die Ausschüttungsrücklagen weiter stärken. Das ist unser Plan.

Wie waren Sie vor dem Corona-Ausbruch und der anschließenden Talfahrt an den Börsen mit dem TBF Global Income positioniert?

Dreide: Bereits im 4. Quartal 2019 haben wir Corporate Bonds deutlich reduziert und Staatsanleihen mit bester Bonität sowie AAA-Unternehmensanleihen erhöht. Dadurch haben wir Qualität und Liquidität hochgefahren. Mit über 30 Prozent Gewichtung in diesen Anlagen sind wir ins Jahr 2020 gestartet. In der Krise haben wir dann Teile verkauft und in Anleihen von soliden Unternehmen mit attraktiven Kupons investiert. Und auch auf der Aktienseite waren wir nicht voll investiert und hatten zudem einen Teil abgesichert.

Welche Strategie haben Sie bei Aktien in der Krise verfolgt?

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Dreide: In der Krise haben wir zunächst Schritt für Schritt die Absicherungen abgebaut und anschließend nur Bluechips mit guten Geschäftsmodellen vorwiegend aus dem Dax gekauft, wie zum Beispiel Deutsche Telekom, Deutsche Post DHL, Siemens und Linde. Hier gab es enorme Abschläge, die unserer Meinung nach deutlich übertrieben waren. Der Anstoß kam durch ein massives und noch nie dagewesenes Kaufsignal aus unserem Risikomodell, dem Q-Faktor.

Gutes Markt-Timing.

Dreide: Wir sind mit viel Cash und hoher Kreditqualität in die Krise und haben sukzessive in die Krise reingekauft. Eventuell war das etwas zu früh, aber somit konnten wir auch zu den Tiefstkursen (20./23.März) deutsche Standardwerte kaufen. Richtung 3.200 Punkten im S&P 500 haben wir wieder Cash aufgebaut und sind mittlerweile neutraler aufgestellt.

Auf der Anleiheseite agieren Sie ja gerne auf Events wie Übernahmen und Rückkäufe. Gab es diese überhaupt in der Corona-Krise?

Dreide: Eigentlich war der Corona-Crash schon ein Event für sich – die AAA-Anleihen-Spreads sind enorm rausgelaufen und viele Unternehmensanleihen fielen um 20 bis 30 Prozent. Dieses Event konnten wir für unsere Investoren nutzen. Übernahmen und Rückkäufe fanden in dieser turbulenten Zeit nicht statt, werden aber wieder kommen. Auch wenn wir uns nur selten bei Kapitalmaßnahmen insbesondere einer Wandelanleihe als Neuemission positionieren, haben wir in dieser Zeit einen Wandler von Norwegian Cruise gekauft und kurze Zeit später mit über 30 Prozent Gewinn verkauft. Hier lag für uns eine klare Opportunität auf dem Tisch.