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Steigender Preisdruck Taugt Gold wirklich als Inflationsschutz?

Goldbarren im Schließfach

Goldbarren im Schließfach: Ist das Edelmetall wirklich erste Wahl, wenn es um die Absicherung von Inflationsrisiken geht? ((IMAGO / photothek / imago 0078646440)) Foto: imago images / photothek

David Riley, BlueBay AM

Die Covid-19-Pandemie verursachte einen disinflationären Schock für die Weltwirtschaft: Sie drückte die Gesamtnachfrage stärker als das Angebot, was sich auch in einem starken Rückgang der Rohstoffpreise widerspiegelte. Doch mit dem Ende der Lockdowns und der Erholung der Nachfrage steigen die Preise wieder – und zwar kräftig. Das könnte ein Zeichen für Investoren sein: Zwar wird die Aussicht auf anziehende Inflationsraten seit Monaten diskutiert, der Anstieg hat sich aber als stärker erwiesen als erwartet. Unserer Meinung nach wird das Ausmaß der anhaltenden fiskalischen und monetären Unterstützung in Kombination mit einer vollständigen Wiederherstellung der Wirtschaftsleistung zu einem schnellen Konjunkturwachstum und einer anhaltenden Überschreitung der Inflationsrate im Vergleich zu den Konsensprognosen führen.

Die USA haben die globale Reaktion auf die Pandemie mit fiskalischer Unterstützung in Höhe von insgesamt etwa 5 Billionen US-Dollar angeführt. Der Anstieg der Inflation ist auf kurze Sicht jedoch nicht nur auf die Vereinigten Staaten beschränkt. 2021 wird die Teuerung auch in Europa stark ansteigen, wobei die Gesamtzahlen für die Eurozone insgesamt im November einen Höchststand von etwa 2,5 Prozent erreichen dürften; in Deutschland sogar bis zu 4 Prozent – wobei hier das Auslaufen der zeitlich begrenzten Mehrwertsteuersenkung eine Rolle spielt.

Zunehmender Preisdruck

Dennoch: Die jüngsten, besser als erwartet ausgefallenen Einkaufsmanagerindizes deuten auf einen zunehmenden Preisdruck aufgrund von Angebotsengpässen hin. Außerdem könnte es länger dauern als prognostiziert, bis sich das Angebot vollständig erholt und mit den dauerhaften Verschiebungen der Nachfrage übereinstimmt, die durch die Veränderungen im Arbeits- und Freizeitverhalten während der Pandemie entstanden sind. Unserer Ansicht nach dürfte eine stärker als erwartete konjunkturelle Erholung die Produktionslücken schneller schließen als von den Zentralbanken prognostiziert. Der Inflationsdruck dürfte sich daher weiter aufbauen.

Es gibt keine einfachen Optionen für Anleger, ihre Portfolios auf das erhöhte Inflationsrisiko vorzubereiten. Die Höhe und das Tempo einer Inflationsbeschleunigung sowie der konjunkturelle und politische Hintergrund beeinflussen die relative Performance von Vermögenswerten. Die chronische Inflation der 1970er-Jahre war mit schwachem Wachstum – Stagflation – und negativen Realrenditen bei Anleihen und Bargeld verbunden. Eine steigende Inflation könnte sogar die negative Korrelation zwischen Anleihe- und Aktienrenditen umkehren, die das Fundament vieler Anlageportfolios ist. Rohstoffe und Gold boten in den 1970ern eine Absicherung gegen die grassierende Teuerung. Es gibt aber nur wenige historische Belege dafür, dass das Edelmetall auch in einem Umfeld moderater steigender Inflation diesen Zweck erfüllt.