In den Fixed-Income-Abteilungen herrschte in den 2010er Jahren ein reges Treiben. Denn hier wurden sukzessive eine ganze Reihe neuer Anleihefonds gestartet. Dazu gehörten zum Beispiel europäische High-Yield-Strategien, Unternehmensanleihen in Emerging Markets und Credit Opportunities. Später folgten verschiedene Fonds mit dynamischen Ansätzen. So überschritt im Jahr 2017 bei T. Rowe Price das verwaltete Vermögen im Bereich Fixed Income erstmals die Marke von 200 Milliarden US-Dollar. Ein Jahr später wurde die erste Kreditstrategie in Asien gelauncht. Und 2021, als man das 50-jährige Jubiläum des Fixed-Income-Geschäfts feierte, betrug allein das in diesem Sektor verwaltete Vermögen mehr als 280 Milliarden US-Dollar.
Die Entwicklung spielte sich vor dem Hintergrund einer historischen Nullzinsphase ab, die niemand für möglich gehalten hätte. Im Jahr 2020 erreichte diese Entwicklung ihren Höhepunkt, als die Rendite von mehr als einem Drittel der im Bloomberg Aggregate Bond Index enthaltenen Anleihen in negativen Bereich notierte.
Dank des eher konservativen Kurses hatte T. Rowe Price die nicht immer einfachen 2000er Jahre gut gemeistert. Im Fixed-Income-Bereich trug zum einen die erfahrene Mitarbeiterin Susan Troll dazu bei, dass die Finanzkrise frühzeitig antizipiert wurde. Hinzu kam die starke Bilanz des Unternehmens. Ein solcher Kurs konnte Vorteile im Wettbewerb bieten, was sich an dem AKtienkurs zeigte. Nach einem heftigen Einbruch im Jahr 2008 wurde schon 2011 ein neues Allzeithoch erreicht. Innerhalb der nächsten zehn Jahre konnte sich der Aktienkurs in der Spitze mehr als verdreifachen.
Zwei Fallstudien für Gelegenheiten am Markt
Zwei besonders interessante Fixed-Income-Geschäfte wurden jedoch schon viel früher in den 2010er Jahren eingefädelt. Eine dieser Investmentgeschichten begann im Jahr 2011 und spielte sich in Rumänien ab. Das Land wurde 2007 EU-Mitglied, kam aber bei der Umsetzung der zur Euro-Konvergenz erforderlichen Reformen kaum voran. Erst 2011 erkannte das Emerging Markets Debt Team von T. Rowe Price erste Fortschritte und eröffnete eine Position in auf Dollar lautenden rumänischen Staatsanleihen. 2012 wurden dann mögliche Investments in Landeswährung untersucht. Dafür war die Bewertung des Kreditrisikos entscheidend.
- Teil 1: Zwischen Ölkrise und Vietnamkrieg
- Teil 2: Der „Bond Guy“
- Teil 3: Der moderne Markt nimmt Gestalt an
- Teil 4: Boom & Bust der 2000er Jahre
Rumänien war damals noch nicht in den Anleiheindizes für Schwellenländer vertreten, wurde kaum in der Breite analysiert und lag unterhalb der Investment-Grade-Kategorie. Gleichzeitig gab es eine gute Renditechance: Während 10-jährige rumänische Anleihen in Landeswährung mit etwa 6,5 Prozent rentierten, waren es in fortschrittlicheren Ländern wie Polen und Ungarn nur rund 2,5 Prozent. Die Fixed-Income-Experten kamen zu dem Ergebnis, dass die Risiken am Markt überbewertet wurden und stiegen ein. Der Rest ist Geschichte. Rumänien wurde in die Indizes aufgenommen und 2014 von Standard & Poor's auf Investment Grade hochgestuft. 2015 war T. Rowe Price der größte ausländische Inhaber von Lokalwährungsanleihen. Diese blieben bis 2017 in den Portfolios und waren ein großer Anlageerfolg.
Eine zweite Geschichte begann im Serbien im Jahr 2012. Damals boten die Dollar-Anleihen, die im Jahr 2021 fällig waren, eine Rendite von fast 9 Prozent. Gleichzeitig waren erste Anzeichen für eine Erholung der Wirtschaft auszumachen. Zwar war Serbien immer noch arm, aber das Land hatte in den zehn Jahren seit Ende der Jugoslawienkriege und der Aufhebung der Sanktionen erhebliche Fortschritte gemacht. Bis 2020 verdoppelten sich die ausländischen Direktinvestitionen in dem Land. Im Laufe der Jahre verbesserte sich das Kreditrating von einem hochspekulativen B an die Grenze zu Investment Grade auf BB+, während die Renditen entsprechend fielen.
Die Coronakrise
Zum Ende der Dekade gab es schließlich eine Krise, die völlig neu und überraschend war: Wie aus dem Nichts brach Corona über die Märkte herein. „Auf den Covid-Schock folgte eine deutliche Erholung, in der es sich lohnte, antizyklisch zu agieren“, erklärt Mark Vaselkiv, heutiger CIO der Fixed-Income-Abteilung.

Das klingt, als wäre Timing der Schlüssel zum Anlageerfolg. Doch Vaselkiv hat gelernt, dass es sich auszahlt, langfristig dabei zu sein. Er nennt Hochzinsanleihen als Beispiel. Dort gibt es seiner Einschätzung nach zwei Arten von Anlegern, langfristige Investoren und kurzfristige Touristen. Dabei werden aber nur erstere mit dem Zinseszins belohnt.
„Frühe Marktteilnehmer, die dabeigeblieben sind, kamen Jahr für Jahr in den Genuss zweistelliger Renditen. Aus 100 US-Dollar, die 1988 in den CSFB High Yield Index investiert wurden, wären bis Ende 2020 fast 1300 US-Dollar geworden“, sagt Vaselkiv. Es sei wichtig, eine langfristige Perspektive zu verfolgen. Nicht umsonst ist die Fluktuation in den Portfolios viel geringer als bei den meisten Wettbewerbern. Gleichzeitig lassen sich aus einer Position der Stärke heraus Chancen deutlich besser ausnutzen, die durch kurzfristige Marktverwerfungen entstehen.
Fixed Income heute
Allerdings zeigte sich Vaselkiv infolge des High-Yield-Rekordlaufs zum Ende des Jahres 2021 trotzdem verhalten: „Ich bezweifle, dass ich zu meinen Lebzeiten ein weiteres Jahrzehnt mit zweistelligen Kupons erleben werde.“ Er geht jedoch davon aus, dass sich die Aussichten für den Markt verbessern, wenn sich die Zinssätze normalisieren. „Dann werden Anleger ihre Allokation wieder auf festverzinsliche Anlagen und aktiv verwaltete Strategien mit höherem Renditepotenzial ausrichten.“

Doch es geht im Fixed-Income-Geschäft bei weitem nicht nur um Prognosen. Im Vergleich zu früheren Zeiten sehen sich Portfoliomanager heute mit einer weitaus höheren Komplexität konfrontiert. So hängt die Generierung von Alpha stärker von der Fähigkeit ab, Chancen auf relativer Ebene zu erkennen und zu nutzen. Auch das Durationsmanagement erfordert mehr Innovation und Präzision. Überhaupt bestehen insgesamt mehr Nuancen und es braucht Flexibilität, um Kapital effizient zu allokieren.
„In den kommenden Jahrzehnten wird auch die Globalisierung nicht so disinflationär wirken wie in der Vergangenheit“, ergänzt Fixed-Income-Portfoliomanager Quentin Fitzsimmons. Man habe bereits erlebt, dass sich einzelne Länder und Unternehmen zurückgezogen haben, sei es aus politischen oder pragmatischen Gründen. Aber auch höhere Inflation ist keine Einbahnstraße. Denn es sind neue Quellen für deflationären Druck denkbar, etwa der verstärkte Einsatz von Robotern in der Produktion oder der demografische Wandel zu älteren Gesellschaften. Damit dürfte die Expertise aktiver Portfoliomanager auch in Zukunft gefragt sein.
Abschluss der Fixed-Income-Zeitreise
Einst bestand das Fixed-Income-Team bei T. Rowe Price aus nur zwei Mitarbeitern. Damals, im Jahr 1971, war es ein unscheinbarer Nebenschauplatz. Doch im Lauf der Jahrzehnte änderte sich das dramatisch. Mitte der 1980er Jahre wurde unter Leitung von George Collins sogar mehr als die Hälfte der gesamten Assets im Fixed-Income-Bereich verwaltet. Heute ist T. Rowe Price eine globale Investmentgesellschaft mit Kunden in 56 Ländern. Insgesamt verwaltet das Unternehmen 1,34 Billionen US-Dollar. Davon entfallen rund 170 Milliarden US-Dollar auf den festverzinslichen Bereich, wo 238 Fixed-Income-Profis auf die inzwischen 52-jährige Historie zurückblicken.
Dabei dürften vor allem auch die Werte, Prozesse und Erfahrungen, die in dieser langen Zeit gesammelt wurden, einen besonderen Wert für die Zukunft darstellen. Schließlich hat das Unternehmen im Laufe der Jahre nicht nur mehrere Marktkrisen überstanden, sondern auch die Entwicklung neuer Anlageklassen von den Kinderschuhen an begleitet, wie diese Serie zur Geschichte des Fixed-Income-Geschäfts gezeigt hat. Wenn man also von tiefgreifender Expertise spricht, ist damit das institutionelle Gedächtnis und das fundierte Urteilsvermögen gemeint, das aus langjähriger Erfahrung resultiert.
Und so dürfte es Teams auch in Zukunft gelingen, den erfolgreichen Weg fortzusetzen. Sei es auf der Fixed-Income-Seite oder im Aktiengeschäft. Davon profitieren wiederum die Kunden, wie es seit jeher Leitlinie des Unternehmens ist. „Wir werden in Bezug auf unsere Bilanz sehr konservativ bleiben, damit wir unseren Fokus darauf richten können, wo er hingehört – auf unsere Kunden“, bekräftigte T. Rowe Price Vorstandschef James Kennedy zum 75-jährigen Bestehen des Unternehmens im Jahr 2012. Passend dazu lautete der Slogan zum 50-jährigen Jubiläum der Fixed-Income-Abteilung im Jahr 2021: „Freuen Sie sich mit uns auf die Herausforderungen der nächsten 50 Jahre“.
Über die Autorin:
Emily Davidson ist Brand Historian und Corporate Archivist bei dem US-amerikanischen Finanzdienstleistungsunternehmen T. Rowe Price. Sie beschäftigt sich mit Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte.