Marcus Pratsch von der DZ Bank Nachhaltigkeit bedeutet für mich…

Marcus Pratsch ist seit 2019 Global Head of Sustainable Bonds & Finance und Managing Director bei der DZ Bank.

Marcus Pratsch ist seit 2019 Global Head of Sustainable Bonds & Finance und Managing Director bei der DZ Bank. Bildquelle: DZ Bank

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… jeden Tag auch mit meiner beruflichen Tätigkeit positiven Einfluss zu bewirken. Dafür mobilisiere ich gezielt Privatkapital, um die globale Nachhaltigkeits- und Transformationsagenda voranzubringen.

Nachhaltigkeit erfährt derzeit von verschiedenen Seiten Gegenwind: der ESG-Backlash in den USA, die anhaltende geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheit und ein komplexes und unübersichtliches regulatorisches Umfeld. Außerdem fragen kritische Stimmen, wie Europa die nachhaltige Transformation vorantreiben und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben kann.

Gerade in dieser stürmischen Phase ist es unser Anspruch, Sustainable Finance mit Überzeugung, Konsequenz und Fachwissen weiter voranzutreiben. Denn die Zahlen sprechen für sich: Die globale Nachhaltigkeitsagenda ist keine „Fake News“. Der Klimawandel ist real. 2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Seit 1990 hat sich die Anzahl der Extremwetterereignisse verdoppelt. Wir stehen zudem vor weiteren ökologischen Herausforderungen, darunter der Erhalt von Biodiversität, die finanziert werden müssen.

Gleichzeitig haben wir einen großen Rückstand mit Blick auf die Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs). Nur etwa 16 Prozent der Zielvorgaben sind auf Kurs, und bis 2030 verbleiben uns weniger als fünf Jahre. Die nachhaltige Finanzierungslücke hat sich in den vergangenen Jahren daher noch einmal vergrößert. Allein bei den SDGs wird diese mittlerweile auf mehr als 4 Billionen US-Dollar jährlich geschätzt.

Dahinter verbergen sich große Chancen für Investoren. Denn öffentliches Kapital allein reicht nicht aus, um die Nachhaltigkeits- und Transformationsagenda zu finanzieren. Wir brauchen einen aktiven Kapitalmarkt, um private Gelder für den notwendigen nachhaltigen Wandel zu mobilisieren. Mein Team hat die Aufgabe, Emittenten und Investoren zusammenzubringen sowie beide Seiten bei der Integration von Nachhaltigkeit in die Produktstrukturierung und die Anlagestrategie zu beraten.

Wichtiger Finanzierungbaustein

Aufgrund des Gegenwinds für das Thema Nachhaltigkeit wird der weltweite Markt für nachhaltige Anleihen im Jahr 2025 auf die Probe gestellt. Im ersten Halbjahr ging das Neuemissionsvolumen um rund 10 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum zurück. Für das Gesamtjahr erwarten wir maximal eine Seitwärtsbewegung gegenüber 2024 und prognostizieren ein Neuemissionsvolumen in der Spannbreite von 925 bis 975 Milliarden US-Dollar.

Für uns besteht jedoch kein Grund zur Sorge: Die Arbeit und das Engagement der vergangenen Jahre von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik haben dazu geführt, dass sich die nachhaltige Transformation nicht mehr umkehren lässt. In vielen Branchen ist sie ein wichtiger Faktor für Unternehmen geworden, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen und sich von der Konkurrenz abzusetzen.

Um Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse zukunftsfähig zu machen, sind massive Investitionen notwendig. In dieser Gemengelage bleibt der weltweite Markt für nachhaltige Anleihen ein vielversprechender Baustein zur Finanzierung der globalen Nachhaltigkeits- und Transformationsagenda. Anders ausgedrückt: Sustainable Finance ist gekommen, um zu bleiben.

Ihre Widerstandsfähigkeit haben nachhaltige Anleihen bereits bewiesen: Im Jahr 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie und 2022 nach der Invasion Russlands in der Ukraine hat sich der noch junge Markt als relativ krisenresistent gezeigt und immer wieder zu Wachstum zurückgefunden.

Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet hat der Markt mittel- bis langfristig genug Rückenwind, um in Zukunft nicht aus der Bahn zu geraten. Angesichts des globalen Charakters der Nachhaltigkeitsbewegung reagieren die Kapitalmärkte auch weiterhin auf reale Herausforderungen jenseits der Politik in Washington. Auf mittlere bis lange Sicht gehen wir davon aus, dass die Chancen gegenüber den Risiken überwiegen.

Investitionen in nachhaltige Anleihen dürften attraktiv bleiben. Dies gilt besonders für internationale Investoren, die trotz der sich verändernden politischen Landschaft und des Gegenwinds für Sustainable Finance eine langfristige Wertschöpfung anstreben. Zudem gilt weiterhin: Nachhaltige Emissionen sind im Vergleich zu konventionellen Emissionen stärker überzeichnet, was das anhaltend hohe Interesse von Investoren an nachhaltigen Anleihen widerspiegelt.

 

Ab 2026 erwarten wir eine deutliche Zunahme der Emissionen und eine Rückkehr zu einem zweistelligen Wachstum. Als Treiber sehen wir unter anderem die Emission nachhaltiger Staatsanleihen sowie den Druck der Realwirtschaft und des Finanzsektors, die Transformation weiter voranzutreiben. Zudem besteht ein hoher Refinanzierungsbedarf europäischer Emittenten aufgrund der Fälligkeit vieler nachhaltiger Anleihen in den kommenden zwei bis drei Jahren – insbesondere im Green-Bond-Segment.

Chance für Europa und den Euro

Europa wird bei der Neuemission nachhaltiger Anleihen voraussichtlich weiterhin die führende Rolle spielen. Hier ist die weltweit größte Zahl nachhaltiger und verantwortungsbewusster Investoren ansässig. Zudem wird Europa mit einem geschätzten Anteil von mehr als 40 Prozent am Neuemissionsvolumen im Jahr 2025 weiterhin die weltweit wichtigste Quelle für nachhaltige Anleihen sein.

Wir gehen davon aus, dass die Ausgabe dieser Papiere in Europa in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Die von den meisten europäischen Regierungen festgelegten Netto-Null-Ziele erfordern erhebliche Finanzmittel. Diese Entwicklungen dürften dafür sorgen, dass der Euro auch in Zukunft die am häufigsten genutzte und nachgefragteste Währung im globalen Sustainable-Bond-Markt bleibt.


Über den Autor:

Marcus Pratsch ist seit 2019 Global Head of Sustainable Bonds & Finance und Managing Director bei der DZ Bank. In dieser Funktion verantwortet er das weltweite nachhaltige Kapitalmarktgeschäft der Bank. Zudem ist er Mitglied des Advisory Council des OMFIF Sustainable Policy Institute.

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