Anlage für ein wachsendes Vermögen, Immobilien klar vor Aktien und wenig Vertrauen in die Berater: Das Handelsblatt Research Institute hat im Auftrag des Multi Family Offices Finvia 300 Deutsche mit einem Vermögen von mehr als 500.000 Euro zu ihrem Anlageverhalten und ihrem Vermögensmanagement befragt. Das eigene Family Office spielt dabei allerdings nur eine untergeordnete Rolle.
Vermögende verwalten ihr Geld meist selbst und setzen auf zwei Anlageklassen
Denn rund zwei Drittel der vermögenden Deutschen geben in der Umfrage an, ihr Geld vor allem selbst zu verwalten, über die Hälfte verfolgt dabei keine spezielle Strategie. Im Durchschnitt führt das zu einer Vermögensallokation, in der vor allem zwei Anlageklassen dominieren. Aktien machen im Portfolio demnach im Schnitt einen Anteil von rund 25 Prozent aus, Immobilien sogar über 40 Prozent. Die restliche Allokation verteilt sich dann auf niedrigverzinste Wertpapiere, Einlagen und alternative Investments.
Bei der Anlage steht für etwa 90 Prozent der Befragten der Vermögensaufbau im Vordergrund, für immerhin über 80 Prozent die eigene Altersvorsorge. Die kurzfristige Gewinnerzielung ist nur für knapp über 40 Prozent der Befragten ein Anlagemotiv, trotzdem bewerten rund ein Drittel ihr Anlageverhalten als wachstumsorientiert.
Home-Bias bei den Aktien ist auch bei Vermögenden ausgeprägt
Wenn es allerdings zur konkreten Allokation kommt, finden sich offensichtlich immer noch viele altbekannte Probleme im Anlageverhalten der Vermögenden. So verteilen die Befragten ganze 46 Prozent ihrer Aktienanlagen auf den hiesigen Markt, während die Eurozone mit 24,2 und die restliche Welt mit 29,8 Prozent deutlich dahinter liegen – der lang bekannte Home-Bias-Effekt greift auch bei denen, die über überdurchschnittlich viel Assets verfügen. „Dass unter anderem Anlageklassen opportun, nahezu willkürlich, ausgewählt werden, und bei Aktieninvestments ein klarer Home Bias existiert, birgt große Risiken“, bewertet Reinhard Panse, Finvia-Investmentchef, die Resultate.
Die wichtigste Anlageklasse der Vermögenden sind die Immobilien. Dabei vermieten junge Eigentümer ihre Immobilien deutlich häufiger als Betongold-Besitzer in den älteren Semestern. In Deutschland sind vor allem Einfamilienhäuser verbreitet, zweitwichtigste Immobilie sind aber vermietete Häuser oder Wohnungen.
Im Bezug auf alternative Investments zeigen sich die Befragten hin- und hergerissen: Zwar glaubt ein Drittel an die Performancevorteile von Private Equity oder Private Debt, allerdings sei der Kostenfaktor zu hoch. Ungefähr genauso groß ist der Anteil derer, die die Anlageklassen zu intransparent finden.