Studie von Union Investment Anleger rechnen mit Crash

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Seine zentrale Fragestellung lautet: Wie könnte ein Modell aussehen, mit dem sich Finanzmarktkrisen in einem System heterogener Erwartungen und sich selbst verstärkender Dynamiken erklären und vorhersehen lassen? In einem solchen System bilden sich Vermögenspreise stets neu, wobei es zu Rückkoppelungseffekten kommt. Preisschwankungen resultieren dabei wesentlich daraus, dass Investoren ihre Anlagestrategien wechseln.

Kommt es zu Schocks, sind die Marktteilnehmer gezwungen, ihre Erwartungen und die Zusammensetzung ihrer Portfolios anzupassen. Ein Schock wird typischerweise von einem Ereignis ausgelöst, das die Erwartungen zahlreicher Markteilnehmer negativ beeinflusst, beispielsweise einer politischen Entscheidung. Dadurch kommt es zu entsprechenden Portfolioanpassungen, die sich stark auf die Marktpreise auswirken und unter Investoren einen Herdentrieb auslösen können.

Belastungsprobe Marine Le Pen

Jedoch, so Hellmich, hätten interessanterweise zuletzt weder das Brexit-Votum in Großbritannien noch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zu einem Schock an den Märkten geführt. Der Studienautor führt das auch auf das Vertrauen der Anleger in die Notenbanken zurückzuführen. „Ein Sieg von Marine Le Pen bei der französischen Präsidentschaftswahl wäre dagegen für die EU und die Währungsunion eine kaum zu bewältigende Belastungsprobe“, sagt Hellmich.

Welche Tragweite ein Schockereignis hat, hängt wesentlich von Rahmenbedingungen wie regulatorischen Vorgaben ab. Schlimmstenfalls wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die zu Notverkäufen der Anleger führt, so dass die Turbulenzen auch auf ursprünglich nicht betroffene Segmente des Finanzmarkts übergreifen.

„Mit Modellen, die die unterschiedlichen Erwartungen der Marktteilnehmer und die daraus resultierende dynamische Marktentwicklung berücksichtigen, lassen sich sowohl Finanzmarktanomalien als auch Blasenbildungen kausal erklären. Solche Modelle erfordern allerdings umfangreiche Daten über Finanzmarktstrukturen und Finanzmarktzeitreihen“, so Hellmich.

Die vollständige Studie gibt es hier als pdf.

Über die Studie:
Befragt wurden 112 institutionelle Investoren in Deutschland mit einem verwalteten Vermögen von knapp fünf Billionen Euro (Versicherungen, Versorgungswerke und Pensionskassen, Unternehmen, Banken, Stiftungen, kirchliche Einrichtungen, Kapitalanlagegesellschaften). Die Befragung erfolgte im Mai/Juni 2016 vor dem Brexit-Votum in Großbritannien am 23. Juni (57 Investoren) und danach im Juni/Juli 2016 (55 Investoren) durch das Hamburger Marktforschungsinstitut Elbe19.

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