Wenn es um das Rentensystem geht, ist Deutschland Mittelmaß. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Mercer, die in Zusammenarbeit mit dem CFA Institute. Im diesjährigen Index erzielte Deutschland mit 67,3 Punkten einen leicht höheren Wert als in den vergangenen Jahren. Im Ländervergleich geht es dennoch um einen Rang nach unten auf den 20. Platz.
„Deutschland hat weiterhin mit einer schwierigen Altersentwicklung im Umlagesystem zu kämpfen“, sagt Susan Spinner, geschäftsführender Vorstand bei CFA Society Germany. „Das erschwert die Finanzierung unseres Rentensystems. Eine Möglichkeit, dieser ungünstigen Situation entgegenzuwirken, bleibt der Ausbau und die Leistungssteigerung der nichtstaatlichen betrieblichen und privaten Altersvorsorge.“ Die Bereitschaft der Bevölkerung, in solchen Einlagen zu investieren, nehme zu. Sie sollte jedoch durch intelligentere Anreize noch stärker gefördert werden.
Integrität, Angemessenheit und Nachhaltigkeit des Rentensystems
Der Sub-Index „Integrität“ misst Themen wie die gesetzliche Regulierung der Altersversorgung, wie teuer das System in der Umsetzung ist und wie die Regeln innerhalb eines Landes kommuniziert werden. Bei „Integrität“ schneidet Deutschland mit 75,3 von 100 möglichen Punkten zwar vergleichsweise gut ab. Gegenüber der Vorstudie wurde es jedoch erneut etwas schlechter bewertet.
Im Punkt „Angemessenheit“ kann sich Deutschland dafür von 79,8 auf 81,1 Punkte steigern. Angemessenheit steht für Vorsorgeanreize, allgemeine Ersparnisse, staatliche Unterstützung und die Quote von Immobilienbesitzern.
Besonders schlecht schneidet Deutschland bei der Nachhaltigkeit ab. Mit 45,8 Punkten geht es zwar um 0,5 Punkte nach oben. Obwohl das deutsche Rentensystem, bestehend aus gesetzlicher Rente, privater und betrieblicher Altersversorgung, mit Rang 9 in der Sub-Kategorie „Angemessenheit“ gut abschneidet, erzielt es in der Sub-Kategorie „Nachhaltigkeit“ – und hier geht es in erster Linie um die Frage, wie zukunftssicher das System eingeschätzt wird – nur den 33. Rang.
„Unser umlagefinanziertes Rentensystem gerät durch die Kombination aus niedriger Geburtenrate und steigender Lebenserwartung sowie steigender Kosten des sozialen Sicherungssystems immer mehr unter Druck“, erklärt Michael Sauler, Leiter Vermögen bei Mercer Deutschland. Entsprechend steige die Notwendigkeit von zusätzlichen, beitragsorientierten und nachhaltig finanzierten Pensionsplänen, wie sie die betriebliche Altersversorgung bieten.
Niederlande erneut ganz vorne und deutlich beständiger als Deutschland
Aus allen drei Sub-Indizes wird am Ende gewichtet die Endnote gebildet. Bei ihr geht es alphabetisch von A (Bestnote) bis D hinunter. Auf die ersten drei Plätzen schaffen es – wie schon in der vorangegangenen Ausgabe – die Niederlande, Island und Dänemark. Die Niederlande sind erneut Spitzenreiter. Und in allen Sub-Indizes liegt das Land vor Deutschland. Besonders deutlich wird dies beim Punkt Nachhaltigkeit, also der Beständigkeit, die die Autoren dem Altersversorgungssystem in dem Land beimessen.
Die Studie unter dem Titel Mercer CFA Institute Global Pension Index wurde aktuell zum 16. Mal durchgeführt. Sie beruht auf einem von Mercer und dem CFA Institute in Zusammenarbeit mit dem Monash Centre for Financial Studies (MCFS) finanzierten Forschungsprojekt. Die 48 untersuchten Länder repräsentieren laut den Studienautoren rund 65 Prozent und damit knapp zwei Drittel der Bevölkerung weltweit.