Studie von EY, ESCP Europe und AVS Wie man Fremdmanager fürs Familienunternehmen gewinnt

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Gewinnung von Fremdmanagern

Familienunternehmen suchen für strategische Positionen nicht nur Angestellte, sondern quasi Mitunternehmer, die zum Unternehmen und zur Familie passen, sodass ein emotionaler wie kultureller Fit besteht. Um für familienfremde Top-Manager als Arbeitgeber ansprechend zu sein, zählen neben einer guten Family Business Governance das wirtschaftliche Potential des Unternehmens, herausfordernde Aufgaben sowie große Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten.

Die interne Entwicklung von Kandidaten für strategische Positionen wird zwar von einigen Unternehmen laut der Befragung der Studienautoren bevorzugt, allerdings ist dies oft nicht möglich, und Fremdmanager müssen von extern, meist mit Hilfe von Headhuntern, gewonnen werden. Hier sollten Familienunternehmen auf ihre Stärken setzen und diese im Rahmen des Employer Brandings nach außen tragen, um geeignete Fremdmanager für sich zu gewinnen. Zudem ist zu empfehlen einen Talent Pool anzulegen, um potentielle interne wie externe Kandidaten frühzeitig zu identifizieren, zu beobachten und gegebenenfalls entsprechend fördern zu können.

Die finale Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten liegt in den befragten Unternehmen in der Regel bei der Familie. Die anschließende Anbindung und Einarbeitung erfolgt meist unstrukturiert, obwohl es dabei unterstützen könnte dem Fremdmanager seinen Einstieg in das Unternehmen zu erleichtern und unternehmensspezifische Eigenheiten schneller kennenzulernen.

Loyalität schaffen

Familienunternehmen sind recht erfolgreich darin, Fremdmanager durch verschiedene Anreize langfristig an das Unternehmen zu binden. Im Bereich der monetären Anreize nimmt die fixe Vergütung einen großen Stellenwert ein. So liegt der Anteil der fixen Vergütung am Gesamtgehalt bei den befragten europäischen Familienunternehmen im Durchschnitt bei 81 Prozent. Dagegen sind langfristige variable Vergütungsbestandteile recht unüblich, obwohl die meisten Familienunternehmen gerade durch eine langfristige Ausrichtung ihrer Aktivitäten gekennzeichnet sind.

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Auch beim Thema Beteiligung am Unternehmen sind die meisten Familienunternehmen zurückhaltend. Nur 18 Prozent der befragten Familienunternehmen ermöglichen ihren Fremdmanagern eine direkte und 14 Prozent eine bedingte Beteiligung am Unternehmen. Im Ländervergleich präsentiert sich ein leicht differenziertes Bild.

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Die Erfahrung aus der Beratungspraxis zeigt, dass auch beim Thema Pensionsregelungen in Familienunternehmen Verbesserungsbedarf besteht, um im Wettbewerb um Top-Manager punkten zu können.

Im Bereich der nicht-monetären Anreize zeigt die Studie, dass eine interessante Aufgabe, umfangreiche Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie eine gute Arbeitsatmosphäre meist fast noch eine größere Rolle spielen, um Fremdmanager langfristig an das Unternehmen zu binden als die Höhe der monetären Vergütung. Zudem scheint ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit kein entscheidender Faktor bei der Gewinnung und Bindung von Fremdmanagern zu sein.