Studie von EY, ESCP Europe und AVS Wie man Fremdmanager fürs Familienunternehmen gewinnt

Erschien Ende 2016: Die Studie zu Fremdmanagern in Familienunternehmen von EY, ESCP Europa und AVS

Erschien Ende 2016: Die Studie zu Fremdmanagern in Familienunternehmen von EY, ESCP Europa und AVS

Familienunternehmen sind wesentlich für die Wirtschaft in Europa. Sie sind Arbeitgeber für rund 40 bis 50 Prozent der Beschäftigten. Laut Global Family Business Index sind knapp die Hälfte der 500 größten Familienunternehmen der Welt in Europa ansässig.

Wie auch Nicht-Familienunternehmen sind Familienunternehmen vor allem in Europa heute vor die verschiedensten Herausforderungen gestellt. Durch fortschreitende Globalisierung, demographischen Wandel und Digitalisierung wird das Umfeld von Unternehmen komplex. Um diese Herausforderungen bewältigen zu können, bedarf es eines geeigneten Top-Managements.

Konjunktur der Fremdmanager

In 73 Prozent der weltweit 500 größten Familienunternehmen ist heute zumindest ein Familienmitglied im Top-Management tätig. Dies wird in Zukunft voraussichtlich anders aussehen. Die Ergebnisse des „Guess Projekt“, eine Initiative des EY-Kompetenzzentrums für Familienunternehmen, zeigen, dass die Nachfolgeabsichten der nächsten Generation auf ein Rekordtief gesunken sind: Lediglich 20 Prozent der Studierenden aus Unternehmerfamilien ziehen es in Betracht, das Familienunternehmen fortzuführen.

Folglich kommt familienfremden Managern eine enorme Bedeutung zu. Je größer und komplexer das Familienunternehmen, desto größer ist auch die Notwendigkeit, strategische Positionen mit Fremdmanagern zu besetzen und diese langfristig an das Unternehmen zu binden. Besonders wenn kein Familienmitglied für eine solche Aufgabe geeignet ist und spezielles Know-how benötigt wird.

Familienunternehmen unterscheiden sich von Nicht-Familienunternehmen, weshalb sich für die Gewinnung und Bindung geeigneter Top-Manager sowohl Chancen als auch Herausforderungen ergeben. Die Studie „Fremdmanager in Familienunternehmen“ ein Kooperationsprojekt zwischen EY, AVS – International Trusted Advisors und dem Talent Management Institut der ESCP Europe in Berlin setzte sich intensiv mit dieser Thematik auseinander und kam zu folgenden Ergebnissen.

Familienunternehmen sind anders

Aufgrund der Einheit von Unternehmen, Familie und Eigentum herrscht in Familienunternehmen ein besonderer „Family Business Spirit“, der sich in der Unternehmenskultur, in der Beziehung zwischen Eigentümer und Fremdmanager und in der Arbeitsumgebung zeigt. Familienunternehmen sind hauptsächlich durch den Einfluss der Familie geprägt, sind langfristig orientiert, dennoch dynamisch und unternehmerisch und zeichnen sich durch eine Unternehmenskultur des Miteinanders aus.

Die Beratungspraxis zeigt allerdings, dass es auch eine negative Seite der Medaille geben kann. Familienstreitigkeiten, Nepotismus oder Paternalismus können das Klima vergiften und sich negativ auf den Erfolg des Unternehmens auswirken. Deshalb ist neben der Einhaltung einer Good Corporate Governance auch die Umsetzung einer Family Governance für Familienunternehmen wichtig, da nicht nur die Belange des Unternehmens, sondern auch die der Familie geregelt werden müssen, um beispielsweise den Zusammenhalt der Eigentümer und den Konsens über eine langfristige Vision für das Familienunternehmen zu stärken.

Dieses zweigliedrige System, die sogenannte Family Business Governance, kann auch eine entscheidende Rolle für die Beziehung zwischen der Familie und den Fremdmanagern spielen. Die Familie überträgt die Verantwortung für das Unternehmen, für ihr Eigentum, das für sie mehr bedeutet als der reine finanzielle Wert, an den Fremdmanager.

Dies ist häufig mit Emotionen verbunden. So ist neben Vertrauen die Einhaltung klarer Regelungen notwendig, um die positiven Aspekte des Family Business Spirits zu stärken und die negativen zu minimieren. Trotz solcher Regelungen behält sich die Familie bei strategischen Themen meist die Entscheidungsgewalt vor.