Studie vom BFZ „Family Offices bleiben vorsichtig“

Die neue Studie vom Bayerischen Finanz Zentrum zu Family Offices ist erschienen

Die neue Studie vom Bayerischen Finanz Zentrum zu Family Offices ist erschienen

Das Wachstum von Family Offices weltweit ist nach wie vor ungebremst und die Verschwiegenheit der Markteilnehmer hoch. Family Offices agieren rein aus der Perspektive der Vermögensinhaber, konzentrieren sich auf deren individuelle Anlagewünsche und unterliegen dabei nicht denselben regulatorischen Vorschriften wie Pensionskassen und Stiftungen.

An der jüngsten Studie des Bayerischen Finanz Zentrums (BFZ) und der Firma Complementa Investment-Controlling haben 92 Family Offices teilgenommen. Gut 30 Prozent der Teilnehmenden sind Single Family Offices und knapp 70 Prozent Multi Family Offices.

Letztere Gruppe lässt sich wiederum nach Anzahl der betreuten Familien ordnen: 28 Prozent betreuen mehr als zehn Familien, knapp 20 Prozent sechs bis zehn Familien und rund 22 Prozent zwei bis fünf Familien.

Geordnet nach den verwalteten Vermögen ergibt sich folgende Verteilung: 12 Prozent betreuen Vermögen unter 100 Millionen Euro, 24 Prozent zwischen 100 und 300 Millionen Euro, 36 Prozent zwischen 300 und 1.000 Millionen Euro und 27 Prozent betreuen Vermögen über einer Milliarde Euro.

Dienstleistungen, aber was genau?

Das Spektrum der angebotenen Dienstleistungen ist breit: Schwerpunkte bilden die Vermögens-verwaltung inklusive Immobilien, die Asset-Allocation-Beratung, die Auswahl von Asset Managern sowie das Reporting und Investment-Controlling.

Bei den Single Family Offices steht an erster Stelle der offerierten Leistungen die Vermögensverwaltung mit 86 Prozent, bei den Multi Family Offices werden Vermögensverwaltung und Asset-Allocation-Beratung mit 75 Prozent gleich stark gewichtet, gefolgt vom Reporting/Investment Controlling mit 69 Prozent und der Managerauswahl mit 67 Prozent.

Standort und Herkunft

Befragt nach der Herkunft der Vermögensinhaber ergibt sich für die Studie eine breite Streuung. Die Eigentümer der Multi Family Offices sind weltweit zuhause, die Single Family Offices geben als Herkunftsort mehrheitlich europäische Länder an, vor allem Deutschland, die Schweiz und Frankreich. Bei der Standortwahl für die Vermögensverwaltung steht bei den befragten Family Offices die Schweiz an der Spitze, gefolgt von Deutschland.

Die Familien haben ihre Vermögen in verschiedenen Branchen erwirtschaftet: In der Industrie mit rund 55 Prozent, gefolgt vom Handel mit 36 Prozent und dem Finanzbereich mit 34 Prozent. Fast die Hälfte der Vermögensinhaber hat das Vermögen zumindest in Teilen geerbt.

Bitte wenig Risiko

Befragt nach der Risikobereitschaft der Vermögensinhaber ergab sich 2015 bei den Single Family Offices folgende Verteilung auf drei Kategorien: 23 Prozent der Vermögensinhaber werden als risikoavers eingeschätzt, 73 Prozent als risikoneutral und 4 Prozent als risikofreudig. Im Mehrjahresvergleich zeigt sich, dass die Risikofreude von 39 Prozent in 2010 auf 22 Prozent in 2014 und jetzt auf vier Prozent zurückgegangen ist.

Bei der Anlagestrategie stellt wieder Kapitalerhalt das oberste Ziel (67 Prozent) dar, gefolgt vom Wunsch nach konstantem Cashflow (22 Prozent).

Unterschiede zeigen sich bei der Nutzung der Anlageklassen. Risikoaverse und risikoneutrale Vermögensinhaber tätigen kaum Investitionen in Emerging Markets oder Hedgefonds. Passive Anlagen sind beliebt, 69 Prozent der 85 Teilnehmer setzen passive Anlagen ein, am häufigsten in den Anlagekategorien Aktien und Renten (92 Prozent und 48 Prozent).

Private Equity im Fokus

„Family Offices nutzen ihre Unabhängigkeit und können dank ihrer hohen Expertise und Erfahrung im Anlagegeschäft ihre Asset Allocation flexibel auf die sich kontinuierlich verändernde Marktsituation ausrichten, um Anlagespielräume optimal auszuschöpfen. Beliebte Formen sind Club Deals, Co-Investments und Direct Investments“, erklärt Wolfgang Gerke vom BFZ und Co-Autor der Studie.

Für viele Family Offices stellen Investitionen in nicht börsenkotierte Unternehmen ein wichtiges Anlagethema dar. Drei Viertel der Single Family Offices und über die Hälfte der Multi Family Offices betrachten derartige Investitionen als wichtig. Die Perspektiven der Investoren sind dabei mittel- bis langfristig, das heißt, die Haltedauer liegt bei sieben Jahren.

Auf die Frage, wie solche Investment-Opportunitäten gefunden werden, geben 79 Prozent an, dass hier das eigene Netzwerk von entscheidender Bedeutung ist, Berater und Banken spielen eine deutlich kleinere Rolle.

Die Renditeerwartungen an Direktbeteiligungen sind mit zehn bis 20 Prozent vielfach hoch und 27 Prozent gehen davon aus, dass die Bedeutung dieser Anlageklasse zunehmen wird. Dabei sind Start-Up-Unternehmen und Turn-Around-Kandidaten nur bedingt auf dem Radar der Family Offices, vielmehr werden Wachstums-unternehmen und bereits am Markt etablierte Unternehmen oft als Zielobjekte betrachtet.

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