Nach der Zinswende Robos bieten vermehrt Zinsprodukte an – und schielen auf HNWIs

Ein Smartphone mit einer App der DKB

Ein Smartphone mit einer App der DKB: Die Bank stampfte ihren Robo schon ein, bevor er wirklich starten konnte. Im vergangenen Jahr zog sich mit Vanguard ein weiterer prominenter Anbieter vom Markt zurück. Foto: Imago Images / Lobeca

Eine gute Nachricht verraten die Studienautoren von Evergreen in ihrer jährlichen Auswertung schon einleitend im Rückblick auf das vergangene Robo-Jahr: 2023 gab es keine Insolvenz am Robo-Markt. Und doch verschwand ein prominenter Anbieter: Vanguard stellte seinen erst 2022 gestarteten Robo Ende 2023 schon wieder ein. Damit ist Vanguard nach der DKB, welche 2022 noch vor dem Start ihres Robo-Advisor Solidvest Blue das Geschäft einstellte, der zweite etablierte Player, der sich aus dem deutschen Robo-Advisory Markt zurückzieht.

 

Grund für das Ende des Vanguard-Robos seien unter anderem die allgemeinen Aussichten am Robo-Markt gewesen, so bliebe das für Profitabilität nötige Asset-Wachstum eher aus oder es seien sogar Rückgänge zu verzeichnen. Auf der anderen Seite würden sich die Robos gerade bei der Asset-Allokation und der Faktorallokation teilweise massiv unterscheiden, wie folgende Grafik zeigt.

© Evergreen

Ein Untersuchungsschwerpunkt der Evergreen-Studie waren auch die Zinsprodukte, die bei den Zielkunden zuletzt wieder nachgefragt wurden. Von den 25 untersuchten Robos boten demnach 13 keine Zinsprodukte an, 12 dagegen schon: Acht Anbieter vermittelten Tagesgeldkonten von Banken, vier dagegen Geldmarktfonds oder Mischprodukte. Die Produkte selbst unterschieden sich demnach aber deutlich. So verweisen die Studienautoren darauf, dass viele Anbieter von Geldmarktfonds da mit Bruttorenditen vor Kosten werben würden, wo ein normaler „Zins“ im üblichen Tagesgeldgeschäft nicht mit weiteren Kosten verbunden ist.

Ein Unterschied werde dabei deutlich zwischen Robos, die als Ausgründungen bestehender
Finanzinstitute agieren, wie beispielsweise Cominvest bei der Commerzbank oder Robin bei der Deutschen Bank, und unabhängigen Robos. Die bankunabhängigen Anbieter haben kein eigenes Kreditgeschäft oder Zugriff auf Einlagenkonten bei der EZB und müssen daher auf andere Dienstleister oder Strukturen für Zinsprodukte zurückgreifen.

Robos langen bei Servicegebühren zu

Die Kosten bei verschiedenen Dienstleistungen der Robos werteten die Studienautoren ebenfalls aus – allerdings müssen Investoren die einzeln für die jeweiligen Anbieter aufgeführten Posten noch selbst überprüfen. So sind etwa teilweise Transaktionskosten zusätzlich zu Fondskosten aufgeführt, dabei umfassen die Fondskosten teilweise auch die Gebühren für die Transaktionen. Interessant sei allerdings davon ab dabei, dass bei über 90 Prozent der Robos die Servicegebühr der größte Kostentreiber sei. „Diese Relation ist dahingehend interessant, dass der eigentliche Service der meisten Robo Advisors hauptsächlich die Bereitstellung von Fremdprodukten ist, die auch eigenständig gekauft werden könnten, in einer fixierten Asset-Allokation, die weitestgehend unabhängig von Marktbewegungen regelmäßig zurückgesetzt wird“, schreiben die Autoren.

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Ein absehbarer Trend für Robos ist laut Studienautoren die zunehmende Konkurrenz durch Neo-Banken wie Revolut sein. Mit eigener Banklizenz, digitaler Plattform und Zugang zu einer breiten Kundenbasis, von denen nicht alle aktiv handeln, biete die digitale Vermögensverwaltung vielen Neo-Banken eine attraktive Möglichkeit, Banking-Kunden zu Investment-Kunden zu machen. So sei auch Trade Republic ein naheliegender Kandidat für einen eigenen Robo.

Auch würden sich einige Robos zunehmend auf High Net Worth Individuals und damit HNWIs fokussieren, um sie in einer Kombination aus digitaler und persönlicher Beratung zu betreuen. Zielkunden seien vermögende Privatpersonen, die aufgrund ihres geringeren Vermögens noch nicht von Privatbanken beraten werden können oder lieber eine digitale, aber dennoch exklusive Vermögensverwaltung in Anspruch nehmen wollen. Auch eine stärkere Einbindung von Alternativen Assets ist im Zuge der Fokussierung auf HNWIs denkbar. 


Die gesamte Studie können Sie hier herunterladen.

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