Das Corona-Virus hat auch den Spezialfondsmarkt infiziert. Im April 2020 sind 4,5 Milliarden Euro netto aus Spezialfonds abgezogen worden, obwohl 24,1 Milliarden Euro an frischem Geld dotiert wurden.
Hauptverantwortlich für diese ungewöhnliche Entwicklung waren Versicherungen, wie das Beratungshaus Kommalpha in seiner aktuellen Marktanalyse mit dem Titel „Versicherungen & Pensionseinrichtungen“ erläutert. Im Mai habe sich das Geschehen aber wieder etwas beruhigt, heißt es in der Untersuchung, in der Kommalpha anhand von Daten der Deutschen Bundesbank die Anlagestruktur der ganz großen deutschen Kapitalsammelstellen analysiert. Das Corona-Virus spielt dabei nur eine Nebenrolle.
Wichtig für das Gesamtverständnis der von den Sponsoren Universal Investment, Société Générale, Helaba Invest und Caceis unterstützten Marktuntersuchung ist, dass Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen die Verwaltung der ihnen von den Versicherten anvertrauten Gelder mehr und mehr in die Hände externer Asset Manager und Kapitalverwaltungsgesellschaften legen. Ein Grund für diese Entwicklung ist – neben der zunehmenden Größe der Kapitalanlage und der damit verbundenen Komplexität – die Suche nach auskömmlichen Renditen.
Kapitalanlagen: Plus 91 Prozent in 15 Jahren
Das Vermögen, um das es geht, ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Konkret haben die beiden Großanlegergruppen, denen sich Kommalpha in der Untersuchung widmet, per Ende 2019 insgesamt ein Finanzvermögen („Finanzaktiva“) von 3.122 Milliarden Euro verwaltet. Das entspricht einem Plus von 91 Prozent gegenüber dem Jahresschlussstand von 2005 (1.634 Milliarden Euro).
Am Ende des Vorjahres hatten Versicherungen und Pensionseinrichtungen 39 Prozent ihrer Finanzaktiva in Form von Fondslösungen an die Asset-Management-Branche delegiert: Investmentfonds und die auf Großanleger zugeschnittenen Spezialfonds sind die mit Abstand favorisierte Anlageform der Finanzanlagen aller Akteure, gefolgt von Schuldverschreibungen mit 16,8 Prozent. Direkt gehaltene Aktien, Einlagen und Kredite schließen sich mit relativ gleichen Anteilen um die 12 bis 13 Prozent an den gesamten Finanzaktiva an.
Pensionseinrichtungen investieren häufig in Fonds
Zwischen den Großanlegern besteht jedoch eine erhebliche Spreizung: Während Pensionseinrichtungen über 62 Prozent ihrer Finanzaktiva über Investmentfonds halten, liegt die Fondsquote bei Lebensversicherungen mit rund 44 Prozent und Nicht-Lebensversicherungen mit knapp 30 Prozent deutlich darunter. Für Rückversicherungen spielen Investmentfonds so gut wie keine Rolle.
Wesentliche Bestandteile der Finanzaktiva von Versicherungen und Pensionseinrichtungen
Aus welchen Quellen stammt das Geld? Laut Kommalpha ist die Sparte der Lebensversicherungen mit einem Anteil von rund 42 Prozent an den gesamten Finanzaktiva das mit Abstand größte Segment, gefolgt von Pensionseinrichtungen mit 21,7 Prozent sowie dem zusammengefassten Segment der Nicht-Lebensversicherungen. Dazu zählen neben den Krankenversicherungen auch die Schaden- und Unfallversicherungen sowie Sterbekassen mit 21,3 Prozent. Rückversicherungen schließen sich mit dem geringsten Anteil von 15 Prozent an.
Vermögen von Pensionseinrichtungen wächst dynamisch
Zwar spielen Pensionseinrichtungen gemessen an der Größe ihrer Kapitalanlagen im Vergleich zu den Lebensversicherungen nur die zweite Geige, gleichwohl entwickeln sich ihre Anlagen deutlich dynamischer: Laut Kommalpha weisen sie im Vergleich die größten Wachstumsraten in den letzten 15 Jahren hinsichtlich der Finanzanlagen auf. Diese stiegen binnen 15 Jahren von zunächst 242 Milliarden Euro auf 676 Milliarden Euro per Ende 2019.
Welches Anlagevehikel ist bei den Großanlegern besonders beliebt? Laut der neuen Marktuntersuchung von Kommalpha bleibt der deutsche offene Spezial-AIF das mit Abstand beliebteste Produkt für die indirekte Kapitalanlage. Versicherungen und Pensionseinrichtungen sind auch die mit Abstand dominierenden Kundengruppen im Spezialfondsgeschäft und vereinen einen Marktanteil von knapp 60 Prozent auf sich, wie das folgende Diagramm zeigt.
Aufteilung des Spezialfondsvolumens nach Anteilinhabern
Stand: 31. Dezember 2019, Quellen: Kommalpha, Deutsche Bundesbank
Die bisherige Rekordjagd am Markt für Spezialfonds bekommt (abseits von Covid-19) in einigen Jahren einen Dämpfer. Aufgrund der demografischen Entwicklung beginnt ab 2030 die, so Kommalpha, große Auszahlungsphase.
Über die Studie:
Die Beratungsgesellschaft Kommalpha analysiert in einer aktuellen Marktuntersuchung die Kapitalanlagen von Versicherungen und Pensionseinrichtungen. Die Analyse können Sie hier herunterladen.