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Strukturierte Produkte auf Bluechips „Zertifikate sind die neue Alternative zu Unternehmensanleihen“

Matthias Hüppe, Direktor bei HSBC Trinkaus & Burkhardt AG

Herr Hüppe, die US-Notenbank macht es vor, die Europäische Zentralbank hat jüngst nachgezogen: Niedrigzinsen gehen in eine neue Runde. Was müssen Vermögensverwalter jetzt wissen?

Matthias Hüppe: Wir führen viele Gespräche mit Asset Managern und Family Offices. Was wir derzeit immer wieder hören, sind nicht Probleme mit Aktienpositionen, sondern mit hohen Cash-Positionen. Wo lässt sich noch Rendite finden, wenn angesichts von Niedrigzinsen auch Anleihen nichts mehr abwerfen? Diese Frage treibt die Branche um. Und zurecht: Sämtliche Anleihen des deutschen Staates werfen mittlerweile negative Renditen ab. Jüngst ist nun auch die Rendite für Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren erstmals unter null Prozent gefallen.

Anleger könnten auf Unternehmensanleihen ausweichen …

Hüppe: Auch hier verengt sich der Markt. Mittlerweile lassen sich Negativzinsen sogar bei Unternehmensanleihen beobachten: Ganz aktuell zeigt das Beispiel Siemens, dass Anleger, um auf null Prozent Rendite zu kommen, die Unternehmensanleihen über viele Jahre hinweg halten müssen. Wie Siemens unterstreicht, sei noch nie zuvor im Primärmarkt eine über zwei Jahre laufende Unternehmensanleihe mit einer noch niedrigeren Rendite als minus 0,315 Prozent angeboten worden. Bei der fünfjährigen Siemens-Anleihe über 500 Millionen Euro beträgt die negative Rendite immer noch minus 0,207 Prozent. Ins Positive dreht die Rendite erst in den langen Laufzeiten: So können Anleger erst nach zehn Jahren 0,179 Prozent erwarten. Die Geldpolitik beginnt also, wie wir sehen, ganz stark in die Privatwirtschaft hineinzuwirken – und es handelt sich beim genannten Beispiel wohlgemerkt um einen Dax-Konzern.

Es scheint also, dass die negativen Effekte von Niedrigzinsen immer weiter um sich greifen?

Hüppe: In der Tat. Die viel zitierte risikolose Rendite ist schon lange passé. Es gibt heute keine positive Rendite ohne die Aufnahme von Risiken mehr. Alle größeren Vermögen müssen inzwischen negative Zinsen tragen. Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie tief die Zinsen noch sinken könnten. Gleichzeitig liegt die Inflation bei rund 1,5 Prozent. Bei Negativzinsen von derzeit rund 0,5 Prozent entsteht, die Inflation dazugerechnet, schnell ein Kaufkraftverlust von 2 Prozent auf Jahressicht. Auf Sicht von fünf Jahren summiert sich der Verlust der Kaufkraft damit hochgerechnet schon auf über zehn Prozent.

Ein Gegenbeispiel ist eindrucksvoll: Hätte man das Geld 15 Jahre lang im Dax investiert – und dabei den denkbar schlechtesten Einstiegszeitpunkt erwischt – stünde man heute mit einer Rendite von 2,3 Prozent da, per annum. Derzeit garantiert der deutsche Staat bei einer 15jährigen Anleihe hingegen, dass die Zeichner bei den aktuellen Konditionen 0,38 Prozent verlieren. Es zeigt sich: Ein Investment im Dax, selbst zum allerschlechtesten Zeitpunkt, kann folglich deutlich profitabler als ein Investment in Staatsanleihen ausfallen.

Wie entwickeln sich in dieser Lage strukturierte Produkte?

Hüppe: Wie gezeigt, sehen wir zunehmend, dass auch mit Bonds auf Investmentgrade-Niveau keine positiven Renditen mehr erzielt werden können. Positive Renditen bei Corporates sind meist nur noch im Junk Bond-Bereich zu finden. Es stellt sich die Frage, ob Zertifikate die neue Alternative zu Unternehmensanleihen sind. Mittlerweile sind wir an dem Punkt angelangt, dass Zertifikate alternativlos geworden sind und nicht die Bonität, sondern der Aktienkurs als Kriterium herangezogen wird. Hier spielen defensive Discount-Zertifikate und Aktienanleihen ihre Stärken aus. Mit diesen strukturierten Produkten haben Investoren weiterhin die Möglichkeit, positive Renditen zu erzielen. Anleger können hiermit gegenüber dem reinen Aktieninvestment eine Verstetigung von Renditen erzielen und die Wahrscheinlichkeit des Erzielens von positiven Renditen erhöhen. Dazu ist abzuwägen, wie stark sich ein Aktienkurs im schlimmsten Fall negativ entwickeln könnte.