Patrick Sobotta und Michael Jäger im Gespräch „Wir brauchen striktere Kriterien, um Greenwashing vorzubeugen“

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Wie bewerten Sie den Wettbewerb?

Jäger: Wir sehen den Trend, dass europäische Gesellschaften in Bezug auf ESG und die regulatorischen Herausforderungen und Reportingpflichten etwas weiter sind als ihre Pendants außerhalb Europas. Beispielsweise haben sich einige amerikanische Gesellschaften erst verspätet diesem veränderten Umfeld gewidmet. Dieses Bild sehen wir nicht nur bei Wettbewerbern, sondern auch bei uns im Haus. Wir vereinen derzeit 22 Investmentgesellschaften unter dem Dach von Natixis Investment Managers (Natixis IM) und auch hier zeichnet sich dieses leichte Gefälle zwischen Managern in Europa und den USA ab. Jedoch sieht man hier auch schön, wie schnell sich manche Gesellschaften den neuen Herausforderungen stellen. Unsere Investmentgesellschaft Loomis Sayles aus Boston stellt ab diesem Sommer einen großen Teil der Fixed Income Strategien auf Artikel 8 (SFDR) um.

Welche vertrieblichen Erfolge erhoffen Sie sich am Ende?

Jäger: Bei einem Blick auf die Kapitalflüsse sieht man deutlich, dass Investoren derzeit bevorzugt Strategien mit einem gewissen Nachhaltigkeits-Aspekt nachfragen. So finden derzeit etwa zwei Drittel aller Kapitalzuflüsse in Artikel 8 und 9 klassifizierte Fonds nach SFDR und somit in „grüne Investments“ statt – und dies, obwohl in die beiden genannten Kategorien derzeit nur 30 Prozent aller Fonds am Markt fallen. Dieses Beispiel zeigt, nachhaltige Strategien werden derzeit explizit von der Kundenseite nachgefragt. Bei uns im Haus verwalten wir derzeit bereits über 400 Milliarden Euro in nachhaltigen Investments und somit wollen wir von dem steigenden Interesse weiter profitieren und unseren Kunden als Partner zur Seite stehen.    

 

 

 

Es gibt derzeit bei der DWS ein echtes Problem mit dem Thema „Greenwashing“ – können Sie diese Vorgänge einordnen?

Jäger: Wir sehen uns als gesamte Branche immer wieder mit dem Vorwurf des „Greenwashings“ konfrontiert. Hier ist auch der Regulator gefragt, der teilweise konkretere Maßstäbe und einen klareren Rahmen setzen muss. Ein Beispiel hierfür ist der Markt für Green Bonds, also Anleihen, deren aufgenommenes Kapital ausschließlich zur Finanzierung oder Refinanzierung von nachhaltigen Projekten verwendet werden soll. Dieser Markt für „grüne Anleihen“ ist enorm gewachsen und weist mittlerweile ein Volumen von 1,6 Billionen Dollar auf.

Dieses enorme Wachstum hat jedoch auch gleichzeitig die Gefahr von Greenwashing mit sich gebracht, da die Emittenten im Wesentlichen selbst ihre Anleihen als „grün“ bezeichnen können und somit keinerlei externe Prüfung stattfindet und es keinen konkreten Anforderungskatalog gibt. Ein Beispiel für diese Problematik ist das Land Katar, das derzeit seine erste Green Bond Emission vorbereitet, was vor dem Hintergrund der Menschenrechtssituation in dieser Region mehr als fraglich ist.