Streitgespräch Flossbach vs. Podzuweit „Dagegen wirkt Ihr Ansatz wie von gestern“

Scalable-Gründer Erik Podzuweit (l.) und Bert Flossbach von Flossbach von Storch: Beide waren in der Vergangenheit bei Goldman Sachs, vertreten jedoch in puncto ETFs komplett unterschiedliche Sichtweisen.

Scalable-Gründer Erik Podzuweit (l.) und Bert Flossbach von Flossbach von Storch: Beide waren in der Vergangenheit bei Goldman Sachs, vertreten jedoch in puncto ETFs komplett unterschiedliche Sichtweisen.

Sind ETFs die Zukunft, oder gefährden sie in letzter Konsequenz sogar die Kapitalmärkte? Um dieser Frage nachzugehen hat die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS, Ausgabe vom 3. September) zwei Schwergewichte ihrer Zunft zum Streitgespräch in Köln geladen: Bert Flossbach vom Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch als Verfechter des aktiven Fondsmanagements und Scalable-Capital-Gründer Erik Podzuweit, bei dessen Fintech ausschließlich Indexprodukte zum Einsatz kommen.

Für Flossbach ist die Sache klar: „Nur wer sich wie wir die Aktien vieler einzelner Unternehmen anschaut, bekommt ein Gespür dafür, wo sich Chancen bieten und welche Aktien bereits zu teuer sind.“ Mit ETFs auf die Entwicklung ganzer Märkte zu setzen, sei wie das Befahren eines Flusses, von dem man nur die durchschnittliche Wassertiefe kenne. Das helfe nichts, wenn es darum gehe, die Untiefen zu umschiffen. Dafür müsse man schon unter die Oberfläche schauen.

Indem ETF-Anleger aktiven Fondsmanagern die Arbeit überließen, den Unternehmen genau auf die Finger zu schauen, seien sie zudem im Grunde genommen Trittbrettfahrer. Diese Entwicklung gefährde letztendlich sogar die Märkte selbst, so Flossbach: „Wenn es nur noch ETF gäbe, also die Aktionäre als Eigentümer ihre Unternehmen nicht mehr kontrollierten, würden die Kapitalmärkte nicht mehr funktionieren.“

Die Wahrnehmung, dass ETFs nie schlechter abschnitten als der Markt, sei ebenso ein Mythos wie die niedrigeren Kosten. Vielmehr verleite die sekündliche Handelbarkeit der ETFs Anleger zu prozyklischem Verhalten. Immer dem Trend zu folgen, koste jedoch auf Dauer eine Menge Handelsgebühren, also viel Geld.