Strafzinsen für Banken Weniger Minus ist mehr

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Deshalb gibt es eben auch andere Stimmen. So stellt der Chef eines Family Office klar: „Minuszinsen nehmen wir nicht in Kauf. Allenfalls für Spitzenbeträge und für ein paar Tage würden wir das zulassen, versuchen es aber zu vermeiden.“

Es ist unmöglich, aus der Vielzahl verschiedener Meinungen ein einheitliches Bild herauszuarbeiten. Eine Schnittmenge ist immerhin die, dass Privatkunden mit angemessenen Barschaften den Minuszins von Banken noch nicht fürchten müssen. Ein Beispiel ist die Vermögensverwalter-Bank (V-Bank), die sich wohl erst ab einer halben Million Euro Guthaben ihre Dienste als Geldaufpasser bezahlen lässt, wie ein Berater berichtet.

Ein anderes Thema ist da schon die Frage, ob man das Geld über mehrere Banken verteilen sollte. Stichwort: Einlagensicherung, die ja laut EU-Regeln nur für 100.000 Euro je Kunde greift. Der bereits erwähnte anonyme Vermögensverwalter winkt ab: „Wir verteilen das Geld nicht über mehrere Banken. Das ist den Aufwand nicht wert, weil es ja auch nur kurzfristig dort liegt.“

Anders geht man beim Deutsche Oppenheim Family Office vor, was sicherlich auch an den etwas anderen Beträgen liegt. „Das Halten zu großer Cash-Beträge bei nur einer oder zwei Banken erzeugt ein großes Klumpenrisiko. Deshalb streuen wir über diverse Banken in unterschiedlichen Rechtsräumen und Haftungskreisen“, berichtet Vorstandschef Stefan Freytag.

Davon abgesehen gibt es Vermögensverwalter, die bei Cash-Beträgen Strafzinsen vermeiden oder sogar ein kleines Plus herausholen wollen. Eine interessante Alternative nutzt Vera Moll, Partnerin bei Novethos Financial Partners in München. Sie lagert Cash-Bestände ihrer Kunden bei Tagesgeldkonten von Versicherungen, zum Beispiel der Alten Leipziger und der Allianz.

„Diese Konten werden den Kunden mehrheitlich für die Wiederanlage ablaufender Verträge angeboten. Einige Gesellschaften offerieren sie auch Dritten“, sagt Moll. Die Zinssätze lägen derzeit bei 0,3 bis 0,4 Prozent, allerdings sei das Kontingent begrenzt. Für größere Beträge müsse man bei den Gesellschaften direkt anfragen, dann bekommt der Kunde einen individuellen Zinssatz.

Bei der Frage nach Cash-Management fallen auch die Namen von Produkten, die auf der Laufzeit- oder der Kreditrisiko-Leiter etwas höher stehen. Eine Mischung aus beidem sind die guten alten Geldmarktfonds. Sie halten Papiere und Festgelder mit Restlaufzeiten von ein paar Monaten. Und das Kreditrisiko ist insofern höher, da die Einlagensicherung wegfällt. Dafür gelten die Fonds immerhin als Sondervermögen: Geht der Anbieter pleite, sind die Fonds davon nicht betroffen.

Nur sind die Zeiten leider vorbei, in denen die Renditekurve der Fonds stetig aufwärts zeigte. Jetzt verläuft sie zwar immer noch schön gleichmäßig – allerdings nach unten. Kein Wunder, die allesamt unter Wasser liegenden Geldmarktzinsen schlagen voll durch, außerdem geht noch die Fondsgebühr ab. Die haben die Anbieter zwar massiv gedrückt, vorhanden ist sie aber noch immer.

Damit geht es neuerdings um die Frage, welcher Geldmarktfonds ein geringeres Minus einfährt als ein Kontoguthaben. Besonders häufig fällt der Name FT Accu-Geld (siehe Kasten). „Das Mindest-Rating der darin enthaltenen Anleihen liegt bei AA-, und die Kosten sind recht niedrig. Dort wird mit dem Geld nicht gespielt“, lobt Portfoliomanager Marotz, der den Fonds im täglichen Geschäft nutzt.

                                             Quelle: Morningstar