Restriktivere Finanzierungsbedingungen Stimmung bei Immobilienfinanzierern sinkt auf Rekordtief

Zwei Arbeiter auf einer Baustelle in Hamburg

Zwei Arbeiter auf einer Baustelle in Hamburg: Immobilienfinanzierer sehen im dritten Quartal 2022 ein abnehmendes Neugeschäft. Foto: imago images/Joerg Boethling

Die Stimmung der deutschen Immobilienfinanzierer hat im dritten Quartal 2022 einen neuen Tiefpunkt erreicht. Das ergab das jüngste Quartalsbarometer des Immobilienberaters BF Direkt. Der Stimmungsindex fiel von minus 12,01 im Vorquartal auf nun minus 16,91 Punkte. Damit wurde der bisherige Tiefstwert von minus 15,24 Punkten aus dem zweiten Quartal 2020 zu Beginn der Corona-Krise unterboten.

82 Prozent sehen bei immobilien restriktivere Finanzierungsbedingungen

Zur Verschlechterung hat insbesondere beigetragen, dass 82 Prozent der Befragungsteilnehmer restriktivere Bedingungen bei Finanzierungen sehen. Im zweiten Quartal waren es noch 68 Prozent. Bei der Einschätzung des Neugeschäfts setzt sich der Trend des Vorquartals fort. Inzwischen beobachten 37 Prozent der befragten Experten ein abnehmendes Neugeschäft (plus 22 Prozentpunkte).

BF-Finanzchef Manuel Köppel kommentierte: „Die Zinsentwicklung hat sich seit dem zweiten Quartal nicht weiter verschärft. Aber offenbar machen sich nun konjunkturelle Sorgen stärker bemerkbar, etwa wegen der sich zuspitzenden Energiekrise. Hinzu kommen die Faktoren, die schon im zweiten Quartal die Rahmenbedingungen verschlechtert haben, etwa die steigenden Baukosten und die hohe Inflation.“

 

 

Auch bei der Frage, wer in Unternehmen Kreditentscheidungen durchsetzt, gibt es deutliche Veränderungen im Vergleich. 43 Prozent der Experten beobachten, dass die Kreditentscheidungen eher von der Risikoabteilung beeinflusst werden (plus 19 Prozentpunkte). Niemand hält mehr die Neugeschäftsabteilung allein für ausschlaggebend (minus 15 Prozentpunkte). Köppel ergänzt: „Die gute Nachricht ist, dass der Finanzierungsmarkt per se weiterhin funktioniert. Banken und alternative Kreditgeber sind durchaus finanzierungsbereit, haben aber das Risiko im Blick und gehen selektiver vor.“

Margen weiterhin deutlich über Vor-Corona-Niveau

Die Margen sind im Vergleich zum noch nicht von der Corona-Krise beeinflussten vierten Quartal 2019 deutlich gestiegen, bei den Bestandsfinanzierungen von 127 auf 172 Basispunkte, bei den Projektentwicklungsfinanzierungen von 201 auf 291 Basispunkte. Während die Margen bei den Projektentwicklungen im Vergleich zum Vorquartal nochmal leicht zulegen konnten, sind sie bei den Bestandsfinanzierungen um 19 Basispunkte gesunken.

Zur Ermittlung des BF-Quartalsbarometers werden vierteljährlich etwa 110 Experten befragt, die größtenteils direkt mit der Vergabe von Krediten an Immobilienunternehmen betraut sind. Das Panel besteht aus Vertretern unterschiedlicher Banken und anderen Finanzierern.

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