Spezialfonds 2021 Stiftungen investieren bisher stark – Versicherungen schwächeln

Clemens Schuerhoff, Vorstand von Kommalpha

Clemens Schuerhoff, Vorstand von Kommalpha: Der Wirtschaftswissenschaftler sieht unter anderem ein hohes Liquiditätsbedürfnis von Versicherungen Foto: Kommalpha

Es war ein ordentliches zweites Quartal für den Spezialfondsmarkt. Das Nettomittelaufkommen betrug in Summe 21,4 Milliarden Euro nach 23,9 Milliarden Euro im ersten Quartal. Keine Spur also von Verunsicherung durch Corona oder andere Risiken am Kapitalmarkt. Das Nettoneugeschäft von Versicherungen als größte Investorengruppe ist wie im ersten Quartal immer noch schwach. Dieser Effekt wird von privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter und Altersvorsorgeeinrichtungen aufgefangen.

Im zweiten Quartal haben Spezialfonds von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck mit in Summe 7,5 Milliarden Euro den höchsten Nettomittelzufluss von allen Investorengruppen verzeichnet. Altersvorsorgeeinrichtungen liegen auf dem zweiten Platz mit 6,2 Milliarden Nettomittelzuflüssen, gefolgt von Versicherungen mit 3 Milliarden Euro, die im Mai mit knapp 600 Millionen Euro sogar die höchsten Nettomittelabflüsse in der Einzelmonatsbetrachtung verdauen mussten. Spezialfonds von Sozialversicherungen und öffentlichen/kirchlichen Zusatzversorgungseinrichtungen liegen beim Nettomittelaufkommen im zweiten Quartal mit 1,6 Milliarden Euro auf dem vierten Platz knapp vor Kreditinstituten. Insgesamt kam es in Summe bei keiner Anteilseignergruppe zu Nettomittelabflüssen im zweiten Quartal.

Das war im ersten Quartal anders, wo Versicherungen 1,7 Milliarden Euro netto aus Spezialfonds abzogen. Die Halbjahresbilanz des Spezialfondsgeschäfts von Versicherungen als größte Investorengruppe fällt entsprechend mager aus. Mit kumulierten 1,3 Milliarden Euro Nettomittelaufkommen in 2021 liegen sie in der Rangliste auf dem vorletzten Platz. Ganz vorn beim in 2021 aufgelaufenen Nettomittelaufkommen liegen Altersvorsorgeeinrichtungen mit 16,3 Milliarden Euro. Sie setzen damit ihren langfristigen Trend der letzten Jahre als am stärksten wachsende Investorengruppe im Spezialfondsgeschäft fort.

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Bemerkenswert ist, dass private Organisationen ohne Erwerbscharakter mit 13,2 Milliarden Euro Nettomittelaufkommen per Juni 2021 auf Platz zwei der Rangliste stehen und somit ihre Bedeutung im Spezialfondsgeschäft festigen und Marktanteile ausbauen. Kreditinstitute haben 6,5 Milliarden Euro ihres Depot-A-Geschäftes im laufenden Jahr in Spezialfonds dotiert, was Rang drei bedeutet. Corporates folgen recht dicht mit 5,2 Milliarden Euro.

Das schwache Ergebnis beim Nettomittelaufkommen von Versicherungen im laufenden Jahr liegt nicht an der fehlenden Zuführung von frischem Geld in ihre Spezialfonds. Immerhin weisen sie 31,5 Milliarden Euro Mittelzuflüsse von Januar bis Juni 2021 auf, was Platz zwei hinter privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter bedeutet, die 38,3 Milliarden Euro frisches Geld in Spezialfonds gepumpt haben.

Die Tatsache, dass bei Versicherungen von 31,5 Milliarden Euro frischen Mitteln bisher lediglich 1,3 Milliarden Euro netto in ihren Spezialfonds gelandet sind, erscheint verwunderlich bis irritierend. „Diese extrem hohe Anteilscheindynamik zeugt von sehr hohem Liquiditätsbedürfnis von Versicherungen. Es ist stark davon auszugehen, dass diese Liquidität zum einen Anlagen außerhalb des deutschen Spezialfonds zugute kommt, Stichwort Luxemburg oder Ähnliches, und zum anderen für betriebliche oder sogar schon bilanzielle Zwecke benötigt wird. Auf jeden Fall ist diese Entwicklung sehr bemerkenswert und kann als gewisse Aufruhr im Versicherungssektor interpretiert werden.“ lautet das Fazit von Clemens Schuerhoff, Vorstand von Kommalpha.

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