Asset Allocation aktuell „Stiftungen brauchen dividendenstarke Aktien“

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Zumindest in Deutschland führen die Katastrophen-Anleihen aber noch ein Schattendasein.

Bernhard Matthes: Ja, aber sie können für Stabilität im Portfolio sorgen. Schließlich weisen sie praktisch keine Korrelation zu traditionellen Asset-Klassen wie Aktien oder Staatsanleihen auf. Mit typischerweise sehr kurzen Laufzeiten belasten sie das Portfolio kaum mit Zinsrisiko, bieten aber einen vergleichsweisen hohen Ertrag, gerade auch weil die Prämien zuletzt deutlich angestiegen sind.

In einer Anlagewelt, in der fast alles als teuer gelten muss, sehen wir die Cat-Bonds aktuell als eines der wenigen verbliebenen Segmente, in denen die Risiken noch angemessen bepreist sind.  

Im Zuge der Klimakrise steigt sicherlich das Renditepotenzial der Cat-Bonds. Wie verhält es sich mit dem Risiko?

Bernhard Matthes: Die Prämien im Bereich Insurance Linked Securities (ILS) sind zuletzt spürbar angestiegen, während die langfristig erwartbaren Schäden gut dokumentiert und modellierbar sind. Sie liegen im Zeitverlauf im langjährigen Mittel bei recht konstanten 2 bis 2,5 Prozent, bei Ausgangsrenditen im US-Dollar von derzeit 5,5 bis 6,5 Prozent. Das Rendite-Risiko-Profil ist also attraktiv. Wichtig bleiben natürlich weiterhin die breite Diversifizierung und ein effektives Risikomanagement.

Spielen Kryptowährungen eine Rolle in Ihren Portfolios?

Bernhard Matthes: Ehrlich gesagt, fast keine. Grundsätzlich ist die Überlegung legitim und richtig, Alternativen zum staatlichen Geldmonopol zu schaffen, welches aus vielerlei Perspektive äußerst problembeladen ist. Ob die aktuell verbreiteten Kryptovehikel jedoch diese sinnvolle Alternative sind, erscheint überaus fraglich. Zunächst gibt es – anders als bei Edelmetallen – keinerlei Knappheit in Kryptowährungen. Selbst wenn ein Instrument einer theoretischen Begrenzung unterliegt, besteht eine solche Begrenzung nicht für die Zahl insgesamt potenziell zirkulierender Kryptowährungen.

 

Zudem zeigt das Preisverhalten den spekulativen Charakter dieser Assets. Der Bitcoin etwa reagierte zuletzt primär auf Tweets von Elon Musk und weist eine hohe Volatilität auf, die ihn für die meisten Anlageportfolios als nicht investierbar ausscheiden lässt. Bitcoin und andere Krypto-Instrumente sind primär Symptome einer spekulativen Blase, die ihre Ursache im „Rausch des billigen Geldes“, der Überversorgung mit Liquidität, hat. 

Und einige Länder haben bereits weitreichende Anti-Krypto-Gesetze verabschiedet.

Bernhard Matthes: Exakt. Ich denke, ähnliche Maßnahmen werden wir künftig auch in der westlichen Welt sehen. Besonderes Augenmerk wird dabei sicherlich auch auf dem Energiebedarf der Krypto-Instrumente liegen, wenn diese nicht aus erneuerbaren Energien geschöpft werden. 

Kryptowährungen müssen ihren Leistungsnachweis über verschiedene Kapitalmarkt-, Regulierungs- und Zeitgeist-Zyklen hinweg erst noch erbringen. Anders als Gold, welches bereits über 5.000 Jahre akkumuliertes Vertrauenskapital verfügt, müssen sie ihre Daseinsberechtigung erst noch glaubhaft erbringen und mit vielfältigen existenziellen Bewährungsproben belegen müssen. 

Zu guter Letzt sind wir gespannt auf Ihre Asset Allocation im Überblick. Können Sie uns ein gut funktionierendes Portfolio für die aktuelle Marktlage skizzieren?

Bernhard Matthes: Sicherlich hat ein der aktuellen Anlagelandschaft angepasstes Portfolio geringere Renten-Anteile als in der Vergangenheit. Zwar ermöglicht die intelligente Anleihen-Auswahl weiterhin eine laufende Rendite oberhalb der Inflationserwartung, doch wird diese Aufgabe mit den Ankaufprogrammen der Notenbanken Woche für Woche schwieriger. 

Höhere Aktienquoten sind ein Ansatzpunkt, gewiss mit der Anforderung einer risikokontrollierten Umsetzung. Gerade Stiftungen haben kaum eine andere Möglichkeit, die nötigen ausschüttungsfähigen Erträge zu erzielen, als mit qualitativ hochwertigen Dividendentiteln in entsprechender Gewichtung. 

Alternative Anlagen bereichern das Portfolio durch die geringe Korrelation zu Aktien- und Zinsrisiko. Anleger, die Zugang zu privaten Märkten und Anlageklassen wie Private Equity, Infrastruktur oder Erneuerbare Energien haben, sollten sich möglichst nah an diese Rendite-Quelle heran bewegen und die Anzahl der Mittelsmänner reduzieren.

Im liquiden Portfolio sind Absolute-Return-Strategien, Mikrofinanzanlagen und Cat-Bonds sinnvolle Portfolio-Bausteine. Gold erscheint als Portfolio-Versicherung gegen verschiedene Risiko-Arten, besonders aber als Selbstverteidigungsinstrument gegen die Politik der Notenbanken im aktuellen Umfeld kaum verzichtbar.

 


Über den Interviewten:
Bernhard Matthes, CFA, leitet seit 2007 das Asset Management der Bank für Kirche und Caritas (BKC) in Paderborn. Er ist verantwortlich für den Stiftungsfonds BKC Treuhand Portfolio und den BKC Emerging Markets Rentenfonds. Darüber hinaus betreut Matthes Stiftungen und kirchliche Institutionen im Rahmen von Spezialfonds- und individuellen Vermögensverwaltungsmandaten.

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