Asset Allocation aktuell „Stiftungen brauchen dividendenstarke Aktien“

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Hand aufs Herz: Welches Gewicht messen Sie ESG bei? Können nachhaltige Investments langfristig einen Performance-Unterschied machen?

Bernhard Matthes: Unser mehrstufiges, anspruchsvolles ESG-Screening ist ein zusätzliches, leistungsfähiges Instrument des Risikomanagements. Im Sinne der Früherkennung versuchen wir, ungünstige Risiken vom Portfolio fernzuhalten und die Eintrittswahrscheinlichkeit von Governance-Problemen oder ökonomisch relevanten Kontroversen zu reduzieren. 

Wie sieht ein Szenario aus, in dem Sie wieder Abstand von Aktien nehmen?

Bernhard Matthes: Das hängt zum einen von den Anlagealternativen ab. Begründet sich irgendwann wieder ein Kapitalmarktumfeld, in dem mit sicheren, bonitätsstarken Anleihen positive Realrenditen erzielt werden können, würde das die relative Attraktivität von Aktien reduzieren, besonders auf hohem Bewertungsniveau, sprich geringen künftigen Renditemöglichkeiten.

Ein solches Szenario ist aktuell aber sehr schwer vorstellbar und das Gegenteil vom politisch Gewollten. Politisch gewünscht sind zur realen Entwertung der globalen Schuldenberge noch Jahre der finanziellen Repression. 

Stichwort finanzielle Repression. Welche alternativen Investments erachten sie als interessant?

Bernhard Matthes: Zum einen natürlich die erwähnten Edelmetalle. Sie bieten Schutz vor systemischer Instabilität, Negativzinsen und Inflation. Solange der Rausch des billigen Geldes anhält, bleibt der Edelmetallpreis strukturell unterstützt. 

Aktien mit Sachwertcharakter können aber ebenso einen gewissen Schutz bieten. Dazu zähle ich insbesondere Titel aus dem Bereich Grund- und Rohstoffe sowie Unternehmen entlang der forst- und landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette, wie etwa Produzenten von Düngemittel, Saatgut oder Landmaschinen. 

Institutionelle Investoren wie Sie haben aber noch andere Möglichkeiten.

Bernhard Matthes: Korrekt. Der Direkterwerb von Land- und Forstwirtschaftsflächen können ebenfalls eine Rolle spielen.

Investoren mit weniger komplexe Vermögen können diese Anlageklasse alternativ mit sogenannten Real Estate Investment Trusts, kurz REITs, in das Portfolio holen. Während traditionelle REITs im Bereich von Wohn- oder Gewerbeimmobilien im Inflationsumfeld nicht unbedingt erste Wahl sind, stellen spezialisierte REITs im Segment von Forst- oder Agrarflächen hochgradig wirkungsvolle Instrumente dar.

Auch Cat-Bonds sind sinnvolle Portfolio-Ergänzungen. Sie ermöglichen die Risikoübernahme aus Naturkatastrophen, wie Erdbeben, Wirbelstürmen oder vulkanischer Aktivität.