Stiftung Warentest, Capital & Co. So unterschiedlich fallen Tests der Robo-Advisor aus

Die Stiftung Warentest hat in ihrer aktuellen Finantest-Ausgabe hiesige Full-Service-Robo-Advisor genauer unter die Lupe genommen.

Die Stiftung Warentest hat in ihrer aktuellen Finantest-Ausgabe hiesige Full-Service-Robo-Advisor genauer unter die Lupe genommen. Foto: Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest hat erneut Robo-Advisor unter die Lupe genommen. Diesmal sind nur digitale Vermögensverwalter in der Auswahl, die eine eigenständige Finanzportfolioverwaltung anbieten und unter Aufsicht der Bafin stehen, sogenannte Full-Service-Robos. Daher sind einige Anbieter nicht dabei, die noch in der Untersuchung im Dezember 2016 vorkamen. Insgesamt haben die Prüfer 14 Robo-Advisor getestet, die eine Vermögensverwaltung auf Fondsbasis anbieten.

Am besten abgeschnitten haben im Test die beiden Anbieter Quirion und Whitebox. Im Gesamturteil erhielten sie die Note gut. Sechs Robo-Advisor wurden mit befriedigend bewertet, drei weitere bekamen noch ein ausreichend. Drei digitale Vermögensverwaltungsangebote bewerteten die Prüfer mit der Note mangelhaft. Die Note sehr gut wurde nicht vergeben, dafür habe man zu viele Mängel gefunden, heißt es.

Testergebnisse Stiftung Warentest

Anbieter Mängel  Portfolio Jährliche Kosten Produkt- und Kosteninformationen Ermittlung Kundenstatus Mänger der Vertragsbedingungen Gesamtnote
Quirion sehr gering gut (1,7) gut (2,0) befriedigend (3,0) sehr gering 2,0
Whitebox keine befriedigend (3,1) gut (1,8) gut (2,5) keine 2,4
Robin sehr gering befriedigend (2,8) befriedigend (2,9) gut (1,9) keine 2,7
Vaamo gering ausreichend (3,7) gut (2,1) gut (1,7) keine 2,7
Fintego keine gut (1,7) ausreichend (4,2) gut (2,0) sehr gering 2,9
Ginmon sehr gering befriedigend (3,5) befriedigend (2,6) gut (2,3) sehr gering 2,9
Scalable Capital deutlich befriedigend (3,0) befriedigend (3,1) gut (2,1) keine 3,4
Visualvest gering befriedigend (3,0) ausreichend (3,7) befriedigend (3,4) keine 3,4
Investify sehr gering ausreichend (4,3) ausreichend (3,6) gut (1,8) sehr gering 3,6
Werthstein keine ausreichend (3,6) ausreichend (4,2) ausreichend (3,7) keine 3,9
Baloise Monviso gering mangelhaft (5,5) sehr gut (1,0) gu (2,0) keine 4,0
Prospery deutlich mangelhaft (5,1) ausreichend (4,4) sehr gut (0,5) gering 5,1
Cominvest sehr deutlich mangelhaft (5,5) ausreichend (4,4) befriedigend (3,0) sehr gering 5,5
Warburg Navigator gering mangelhaft (5,5) mangelhaft (4,6) sehr gut (1,5) sehr gering 5,5
Erhebungszeitraum: 29. März bis 25. Juni 2018, sortiert nach Gesamtnote Quelle: Stiftung Warentest

Die schlechten Noten sind aus Sicht der Stiftung Warentest größtenteils auf die zu hohen Kosten zurückzuführen. Neben den Gebühren haben die Prüfer zur Bewertung der Qualität der Anlageempfehlung den anfänglichen Portfoliovorschlag, die Informationen über Produkte und Kosten sowie Abfrage der Kundendaten (Risikoneigung) herangezogen. Die Wertentwicklung der untersuchten Portfolios wurde nicht in die Wertung einbezogen. Dafür sei es noch zu früh, heißt es.

Stiftung Warentest bestraft Einsatz aktiver Fonds

Am Ende der Gesamtwertung finden sich die Direktbank Comdirect mit ihrem Robo-Advisor Cominvest und die Hamburger Privatbank M.M. Warburg mit ihrem digitalen Vermögensverwaltungsangebot Warburg Navigator wieder. Den Depotvorschlag der Cominvest schätzten die Tester als schlechtesten ein: Das gesamte Depot sei viel zu unausgewogen und erfülle in keiner Weise die Anforderungen an eine breite Risikostreuung, so das Urteil.

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Auf Nachfrage verteidigt ein Sprecher der Comdirect die dynamische Ausrichtung in der hauseigenen digitalen Vermögensverwaltung: „Wir sind überzeugt, dass sich mit aktiv gemanagten Fonds in bestimmten Situationen Überrenditen erzielen lassen und unsere Anleger mit dieser Strategie mittel- bis langfristig besser dran sind.“ Außerdem habe sich der Test eine Strategie zu einem bestimmten Zeitpunkt herausgegriffen. Generell steuert Cominvest die Depots aktiv durch dynamisches Portfoliomanagement, um eben mehr zu leisten als ein einfaches Rebalancing.

Dem Angebot der Warburg-Bank werden dagegen die höheren Kosten durch Einsatz aktiver Fonds zum Verhängnis. Die Zusammensetzung des Portfolios weist aus Sicht der Tester nur geringe Mängel auf. Zum Vorwurf der erhöhten Kosten erklärt ein Sprecher des Instituts: „Wir nutzen unsere hausinterne Fondsselektion und sehen insbesondere bei Schwellenmärkten durchaus einen Mehrwert in aktiv gemanagten Fonds, die einen höheren Preis rechtfertigen und nicht per se schlechter bewertet werden können als passive Indexfonds.“ Die verschiedenen getesteten Anbieter würden sich in ihrem Zuschnitt sehr stark unterscheiden, sodass bei vielen Angeboten allein in ETFs investiert werde.

Ein Vergleich der diversen Angebote auf dem Markt sei grundsätzlich sinnvoll und hilfreich für die Anleger, so der Warburg-Sprecher weiter: „Ob man allerdings mit dem dominierenden Fokus auf den Preis verschiedenste Angebote vergleichen kann, erscheint uns zumindest fragwürdig.“ Der eigentliche Anlagevorschlag sei lediglich formal und nur zu 15 Prozent in die Beurteilung einbezogen worden. Die Qualität des Asset Managements und Güte des Anlageprozesses habe hingegen keine Würdigung gefunden. „Beim Warburg Navigator spielt die menschliche Komponente anders als bei vielen Robo Advisors eine wichtige Rolle. So fließen die Einschätzungen unserer Experten aus dem Makroresearch ganz bewusst in das Management der Portfolios ein, um rasch auf sich ändernde Situationen reagieren zu können.“