Steve Johnstone von Janus Henderson „Indizes sind als Absicherung schwerfällig“

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Nutzen Sie nie Indizes zum Absichern?

Johnstone: Indizes sind schwerfällig als Absicherungen und bringen ein hohes Basisrisiko mit sich. Wir verwenden nur gelegentlich Indizes und zwar in Zeiten, in denen wir keinen geeigneten Einzeltitel finden, um eine Long- oder Short-Position abzusichern, von der wir überzeugt sind. Darüber hinaus sind wir in der Lage, Aktien zu identifizieren, von denen wir glauben, dass sie sich unterdurchschnittlich entwickeln und als Short-Position Alpha generieren werden. Seit Auflegung des Produkts hatten wir eine Reihe von Gewinnern, sowohl auf der Short- als auch auf der Long-Seite.

An welchen größeren Stellschrauben haben Sie in den vergangenen Corona-Wochen gedreht?

Johnstone: Wir haben unsere Brutto-Exposure verringert, da die Volatilität an den Märkten stark zugenommen hat: Ende Dezember lag dieses in unserem Fonds bei etwa 170 Prozent, das wir bis Ende Februar auf 130 Prozent reduziert hatten. Mitte März haben wir dies weiter auf etwa 90 Prozent runtergefahren und heute liegt es derzeit bei etwa 110 Prozent. Darüber hinaus haben wir viel Zeit darauf verwendet, die Investmentideen kritisch zu hinterfragen und neue Ideen zu entwickeln, während das Ausmaß der Krise immer deutlicher wurde. Diese neuen Ideen dienen entweder dazu, im aktuellen Umfeld Alpha zu generieren oder angesichts der rückläufigen Märkte unsere Diversifikation zu steigern.

Welche marktneutralen Investmentstrategien haben in der aktuellen Corona-Krise am besten funktioniert?

Johnstone: Unsere Immobilien-Investments haben in dieser Krise besonders gut funktioniert. Unser grundsätzlicher Ansatz hat sich hier bewährt: Wir sind long bei hochwertigen, soliden REITs und Dienstleistungen gegangen und waren auf der Short-Seite bei weniger hochwertigen REITs/Dienstleistungen mit starker Einzelhandelsorientierung. In anderen Portfoliobereichen in Europa haben die Manager die besten Ergebnisse geliefert, die Short-Positionen in Unternehmen eingegangen sind, an deren Qualität sie beispielsweise aufgrund des Managements oder einer exzessiven Verschuldung Zweifel hatten. Diese haben sie gepaart mit Long-Positionen in Unternehmen, bei denen die Gesamtauswirkungen von Covid-19 möglicherweise nicht so langanhaltend sind oder bei denen sie glauben, dass sie gestärkt aus der Krise hervorgehen werden.

Bekommt ein marktneutraler Aktienfonds aufgrund der Auswahl für die Long- und Short-Seite automatisch einen Sektoren-Tilt?

Johnstone: Automatisch? Nein. Wir kontrollieren unser Gesamtnettoengagement in den einzelnen Sektoren sehr genau und halten es innerhalb einer Bandbreite von plusminus 5 Prozent. Aufgrund der von uns eingesetzten Fundamentalanalyse bei der Ideengenerierung nehmen wir manchmal ein höheres Brutto-Exposure für bestimmte Sektoren in Kauf, wie beispielsweise beim Immobiliensektor. Aber unser Gesamtnettoengagement wird immer niedrig und zudem sehr kontrolliert sein.

 


Über den Interviewten:
Steve Johnstone ist Fondsmanager bei Janus Henderson Investors und verantwortlich für das Top-Down-Overlay und die quantitative Risikokontrolle der von ihm verwalteten Strategien, darunter den Global Equity Market Neutral Fund (ISIN: LU1807487845). Zu den weiteren Stationen seiner Karriere gehört Gartmoe Investment Management, Merrill Lynch, Panmure Gordon, Industrial Bank of Japan und Baring Asset Management.

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