Die Schweiz ist als Auswanderungsziel für Deutsche, insbesondere aufgrund der geringen Sprachbarriere, des föderalistischen Systems und der stabilen Demokratie interessant. Im Folgenden wird vorgestellt, warum die Schweiz als Auswanderungsland so attraktiv ist, und wie es auch Unternehmern und Vermögensinhabern gelingt, in die Schweiz auszuwandern, ohne Wegzugsbesteuerung und andere Nachteile in Kauf zu nehmen.
1. Pluspunkt Liberalismus
Die Schweiz übt auf viele Vermögende aus der ganzen Welt aufgrund ihres traditionellen Liberalismus einen großen Reiz aus. Der liberale Staat ermöglicht den Bürgern ein Leben in größtmöglicher Freiheit. Um dies zu erreichen, werden dem Staat Grenzen gesetzt – er darf in viele Lebensbereiche nicht eingreifen. Die Schweizer Politik ist daher durch das Selbstverständnis einer „Willensnation“ geprägt. Die nationale Identität der Schweiz basiert nicht auf einer gemeinsamen Sprache, Kultur oder Religion, sondern genau auf dieser Heterogenität. Diese findet in der Mehrsprachigkeit und dem Föderalismus ihren Ausdruck. Die Schweiz ist ein Zusammenschluss von Kleinstaaten und aus dieser Willensnation heraus ist ein einzigartiges politisches System entstanden, in dem Föderalismus, direkte Demokratie, außenpolitische Neutralität, sowie politische Volksrechte und -pflichten zentrale Elemente sind.
2. Die politische Stabilität ist historisch begründet.
Die Schweiz steht für Stabilität, für Zuverlässigkeit, für Konstanz und Beständigkeit wie kaum ein anderes Land. Woran liegt das? Es gibt auch andere, sehr stabile Demokratien und sichere Länder. Dieses besondere Vertrauen in die Schweizer Stabilität lässt sich mit einem Blick auf die Schweizer Wendepunkte der Geschichte näher erklären.
Die Schweiz hat sich im Laufe der Jahrhunderte langsam aber sicher in ihre heutige geografische und politische Form transformiert. Hierbei sind zwei Wendepunkte der Geschichte zentral, die dies besonders forciert haben: der Westfälische Frieden von 1648 und die Schweizer Bundesverfassung von 1848. Beide Ereignisse haben das Selbstverständnis der Eidgenossenschaft als souveräne und neutrale Republik gestärkt.
Im Dreißigjährigen Krieg blieb die Eidgenossenschaft neutral, was primär in den großen konfessionellen Differenzen zwischen den Kantonen begründet lag. Jede Parteinahme hätte das Ende der Eidgenossenschaft bedeutet. Diese Neutralität hat für einen relativen Wohlstand gesorgt. Während im Rest Europas Hunger und Mangel herrschten, konnte die Eidgenossenschaft Getreide und Vieh zu guten Preisen exportieren.
Die Bundesverfassung von 1848 zeigt deutlich liberale Züge und bildet die Basis für die föderalistische und politische Schweiz, wie wir sie heute kennen. Das Vertrauen in die Schweizer Werte ist auch deshalb so groß, weil sie sich über Jahrhunderte bewährt haben und die Neutralität zudem wirtschaftliche Vorteile geschaffen hat.
3. Rechte und Pflichten eines Schweizer Bürgers
Die Möglichkeit, politisch mitzubestimmen und aktiv an öffentlichen Entscheidungsprozessen partizipieren zu können, ohne sich diesen ausgeliefert zu fühlen, ist für viele Menschen besonders attraktiv.
Die Schweiz als Konkordanzdemokratie bezieht möglichst viele Akteure in den politischen Prozess ein. Schweizer Bürger können durch Volksinitiativen, Petitionen und Referenden auf allen Ebenen direkten politischen Einfluss nehmen. Der Liberalismus ist tief verankert und neben diesen Rechten hat jeder Schweizer Bürger auch Pflichten, die sehr ernst genommen werden. Die Militärpflicht hat dabei die größten Auswirkungen auf das Leben der Schweizer Bürger und somit einen großen Anteil an der Bildung der Schweizer nationalen Identität.
In der Schweizer Mentalität sind die direkte Demokratie, Föderalismus und Konkordanz tief verwurzelt. Das Mitspracherecht gehört zum Selbstverständnis des politischen Schweizers. Für Zuzugsinteressierte ist der daraus resultierende Minderheitenschutz sehr attraktiv: Man kann sich den Ort innerhalb der Schweiz aussuchen, wo die eigenen Ziele gut zu verwirklichen sind.
4. Steuerliche Aspekte und kantonale Unterschiede
Viele Vermögensinhaber zieht es aus steuerlichen Gründen in die Schweiz. Zunächst ist ein Wegzug von Deutschland in die Schweiz aufgrund des Personenfreizügigkeitsabkommen theoretisch relativ unkompliziert. Vermögensinhaber und Unternehmer sollten sich aber im Vorhinein über die steuerlichen Möglichkeiten und Auswirkungen beraten lassen.
Den ersten Fallstrick kann die deutsche Wegzugsbesteuerung darstellen. Der Gesetzgeber möchte den Wegzug in die Schweiz aus steuerlichen Gründen unattraktiv machen. Das deutsche Außensteuergesetz sieht bei Wohnsitzwechsel ins Ausland eine fiktive Besteuerung an Kapitalgesellschaften vor. Dazu später mehr.
Die Schweiz besteht aus 26 Kantonen, die alle – neben dem Schweizer Bund – ein selbstständiges Steuerrecht ausüben. Ebenso können die Gemeinden vom Kanton ermächtigt werden, Steuern zu erheben. Somit gibt es in der Schweiz drei Ebenen, die bei der steuerlichen Betrachtung berücksichtigt werden müssen. Die wichtigste direkte Bundessteuer in der Schweiz ist die Einkommensteuer. Die Kantone können ebenfalls selbstständig das Einkommen besteuern, was zu sehr unterschiedlichen kantonalen Steuersätzen führt. Mit der Pauschalbesteuerung als Alternative zur Einkommensteuer ist die Schweiz zusätzlich für vermögende Zuwanderer aus steuerlicher Sicht attraktiv.