Steigende Erwartungen der Kunden, Teil 2 Wenn Bankern der Burnout droht

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Sachlich betrachtet, kann die „Diagnose Erschöpfungsdepression“ zwar tatsächlich zutreffend sein, allerdings nur als finales Stadium eines Burnouts. Bis dahin sind es aber viele Phasen, und jede einzelne bietet die Chance durch bewusste Entscheidungen und Änderung der persönlichen Lebensweise den Teufelskreis zu verlassen und die Salutogenese (Modell, das im Gegensatz zum in der Medizin vorherrschenden Modell der Pathogenese die Entstehung von Gesundheit erklärt) einzuleiten.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Weltgesundheitsbehörde (WHO) das Geschehen Burnout nicht nur lange ignoriert hat  tatsächlich hat die WHO es erst mit dem Erscheinen des neuen ICD-11 im April 2019 mit der Ziffer QD85 überhaupt kodifiziert. Allerdings keineswegs als eigenständige Erkrankung, sondern lediglich als „Phänomen des beruflichen Umfeldes“, als „chronic workplace stress that has not been successfully managed“. Frappierend ist die Schlussbemerkung, welche Burnout ausschließlich dem Arbeitsumfeld zuweist, und diese Diagnose in anderen Lebensbereichen verbietet.

Die Stigmatisierung der durch das Geschehen Burnout Betroffenen in unserer heutigen Leistungsgesellschaft leitet sich einerseits aus einem fehlgeleiteten Wettbewerbsprinzip ab, das uns allen durchaus vertraut sein dürfte. Wer sich diesem Prinzip verweigert, insbesondere in Vertrieb und Management, wird sehr schnell (weg)gemobbt.

Andererseits kann die von Effizienz und Wachstum getriebene Wirtschaftswelt sich auch nur begrenzt sozial zeigen und Leistungsschwache beziehungsweise -verweigerer alimentieren zumal Menschen gerne den Weg des geringsten Widerstandes wählen. Dabei macht das Leistungsprinzip auch vor dem Privatleben keineswegs halt: wer hat den/die attraktivere/n Partner/in, die klügeren Kinder, die bessere Ausbildung, den schöneren Urlaub, vollbringt in der Freizeit sportliche Höchstleistungen? Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, denn sich mit anderen vergleichen zu wollen liegt in der menschlichen Natur. Insofern ist die Definitionsbeschränkung der WHO, bezogen auf das Geschehen Burnout, durchaus zu hinterfragen.

Mögliche Präventionsmaßnahmen im Alltag

Natürlich bin ich mir bewusst, dass wir alle vielerlei Zwängen des Alltags unterliegen. Doch den Grad dessen wie sehr, das können wir selbst durch unsere Haltung, unsere Entscheidungen und unser Handeln beeinflussen. Und nur(!) wir selbst, niemand sonst. 

Wir sollten uns nur klar darüber werden, dass unser Handeln immer Konsequenzen zeitigt, und diese auch mutig tragen. Welche Möglichkeiten also gibt es? Im Kern sind es nur zwei einfache, aber entscheidende Dinge, die beide unsere innere Einstellung zu uns selbst abbilden: das Sich-Seiner-Selbst-Bewusst-Sein und die Selbst-Wertschätzung. Wer sich seiner selbst bewusst ist, ruht in sich und wertschätzt sich selbst. „Wenn wir uns selbst nicht wertschätzen wie soll sich da draußen jemand finden, der jemanden mag, der sich selbst nicht mag?“ – Stichwort Resonanzprinzip. Aus dieser grundsätzlichen inneren Einstellung leitet sich alles andere ab.