Statt Diskussion um aktiv vs. passiv, Teil 2 Was der ETF-Erfolg mit Märkten und Portfolios macht

Pascal Fischbach vom Vermögensverwalter Altrafin: Seine Analyse zeigt die Eigendynamik des ETF-Erfolgs, auch die Schattenseiten.

Pascal Fischbach vom Vermögensverwalter Altrafin: Seine Analyse zeigt die Eigendynamik des ETF-Erfolgs, auch die Schattenseiten. Foto: Giorgio von Arb

Passives Investieren erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht mindestens ein Artikel über neue Rekordzuflüsse in ETFs erscheint. Dies verleiht der ewigen Debatte zwischen Befürwortern von aktiven vs. passiven Investmentstrategien immer wieder neuen Schwung.

Noch ist das Konzept des aktiven Investierens das vorherrschende Paradigma. Aber passive Indexfonds, ETFs und ähnliche Produkte gewinnen rasant an Bedeutung, wie die folgenden Zahlen verdeutlichen. Dies führt dazu, dass die Verfechter eines aktiven Ansatzes (vor allem aktive Fondsmanager) zunehmend in Erklärungsnot kommen.

Im Fokus der ETF-Investoren

Aktuell beläuft sich der Anteil von passiven Investments über verschiedene Anlageklassen hinweg auf etwa 20 Prozent des global verwalteten Vermögens. In den USA sind es rund 30 Prozent, während Europa und der Rest der Welt mit 5 bis 15 Prozent zum Teil noch deutlich zurückliegen.

Erheblich sind die Unterschiede des Weiteren auch zwischen den einzelnen Anlageklassen. Gemäß Morningstar weisen Aktienfonds mit Abstand den höchsten Anteil an passiven Strategien auf, wobei auch hier die USA mit 41,7 Prozent vor Europa mit 25,2 Prozent liegen.

Die Zahl für Asien (44,1 Prozent) ist insofern verzerrt, als mit der Bank of Japan Ende 2010 ein gewaltiger Käufer von ETFs in den Markt eingetreten ist. Die Zentralbank, die einen Schritt weiterging als die meisten anderen und ihr Quantitative-Easing-Programm auf Aktien-ETFs ausweitete, hält gegenwärtig etwa zwei Drittel des japanischen ETF-Markts und tätigt weiterhin Zukäufe in der Größenordnung von umgerechnet zirka 50 bis 60 Milliarden US-Dollar jährlich. Bei festverzinslichen Wertpapieren beträgt der Anteil von passiven Fonds immerhin zwischen 11,9 Prozent (Europa) und 27,3 Prozent (USA).

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Anteil der Vermögenswerte, der in passive Fonds investiert ist: Aktien

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Anteil der Vermögenswerte, der in passive Fonds investiert ist: Festverzinsliche Papiere

Die eben genannten Zahlen relativieren sich ein Stück weit, wenn man berücksichtigt, dass das in Fonds investierte Vermögen nur rund 30 Prozent der Marktkapitalisierung ausmacht. Der Großteil, nämlich die restlichen 70 Prozent, befinden sich weder in aktiven noch in passiven Fonds, sondern werden von individuellen Investoren, direkt oder über Vermögensverwalter, gehalten. Dadurch reduziert sich der Anteil von rein passiven Fonds am Gesamtbestand deutlich.

Auf der anderen Seite investieren viele Privatinvestoren und Vermögensverwalter quasi-passiv, indem sie sich bewusst oder unbewusst an einer Benchmark messen oder sich in der Allokation an gewissen Bandbreiten orientieren. Exakte Angaben zur Frage, welche Gewichtung passive Investments am Gesamtbestand einnehmen, sind daher nur sehr schwer zu machen und immer auch abhängig davon, welche Datengrundlage herangezogen und wie „passiv“ überhaupt definiert wird. Leider wird das in der Diskussion um aktiv vs. passiv oft nicht klar genug dargestellt, so dass schließlich Äpfel mit Birnen verglichen werden.