Statistik der Bundesbank Großanleger ziehen Milliarden aus Spezialfonds ab

Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse: Im April zogen institutionelle Anleger ungewöhnlich viel Geld aus Spezialfonds ab.

Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse: Im April zogen institutionelle Anleger ungewöhnlich viel Geld aus Spezialfonds ab. Foto: imago images / Jan Huebner

Der Crash an den globalen Finanzmärkten im Zuge der Corona-Virus-Pandemie am Ende des ersten Quartals hat auch in dem von institutionellen Anlegern geprägten Spezialfondssegment in Deutschland ungewöhnlich tiefe Spuren hinterlassen. Das zeigen aktuelle Statistiken der Deutschen Bundesbank.

Demnach haben institutionelle Anleger zwar auch im Corona-Krisenmonat April kräftig in Spezialfonds investiert und 24,1 Milliarden Euro an frischem Geld beigesteuert. Gleichzeitig haben einige der sogenannten Kapitalsammelstellen aber auch ungewöhnlich viel Geld aus Spezialfonds abgezogen und damit den Mittelzufluss noch übertroffen. Daher zeigt die Statistik der Bundesbank für den April 2020 unter dem Strich ein Nettomittelabfluss von 4,5 Milliarden Euro. 

Zum Vergleich: In den ersten drei Monaten im laufenden Jahr flossen insgesamt 71,4 Milliarden Euro in Spezialfonds. Das sind durchschnittlich 23,8 Milliarden Euro pro Monat. Von dieser Warte aus betrachtet, ist die Marktentwicklung stabil: Die April-Zuflüsse an frischem Kapital liegen mit 24,1 Milliarden sogar noch darüber. Der Großteil (12,3 Milliarden Euro) stammt von öffentlichen und kirchlichen Zusatzversorgungseinrichtungen. Versicherungen, traditionell auch sehr eifrige Nutzer von Spezialfonds beziehungsweise Master-Fonds, steuerten frisches Geld von 5,9 Milliarden Euro bei.

Unter dem Strich zeigt sich ein ganz anderes Bild: Während im Auftaktquartal 2020 das monatliche Nettomittelaufkommen mit durchschnittlich 11,2 Milliarden Euro noch deutlich positiv war, stürzte die Kennziffer im April ins Minus. Wie lässt sich das erklären?

Clemens Schuerhoff, Vorstand des Beratungsgesellschaft Kommalpha und Experte für die institutionelle Kapitalanlage, sagt gegenüber unserer Redaktion, dass er eine solche Situation noch nicht erlebt habe. „Im Januar 2008 gab es ein negatives Nettomittelaufkommen von 6,5 Milliarden Euro, was in der Historie der negative Spitzenwert bei der Einzelmonatsbetrachtung ist. Allerdings betrugen die Mittelzuflüsse damals etwas mehr als 10 Milliarden Euro“, so Schuerhoff. Die Koinzidenz von frischem Geld und Nettomittelabflüssen in der Höhe in einem Monat sei bisher einmalig. „Das ist schon eine dramatische Dynamik im Anteilscheingeschäft von Spezialfonds“, argumentiert der Experte. 

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Die Gründe der Verkaufswelle liegen nach Einschätzung Schuerhoffs vor allem in der Suche nach Liquidität: „Eine tiefere Analyse der Zahlen zeigt auf, dass die Nettomittelabflüsse im April überwiegend im Segment der Versicherungen angesiedelt sind, obwohl diese auch knapp 6 Milliarden Euro an frischem Geld beigesteuert haben.“

Über die entsprechenden Liquiditätsbedürfnisse eines Teils des Versicherungssegments kann aber auch Schuerhoff nur spekulieren. „Am plausibelsten erscheint mir die Liquidierung von Spezialfonds entweder aus Performance- oder Bewertungsgründen mit nachfolgenden Investments im alternativen Bereich außerhalb der Hülle des deutschen Spezialfonds. Möglicherweise sind auch Teile der Liquidität für das Tagesgeschäft oder regulatorische Solvenzanforderungen verwendet worden.“ 

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