Der Risikoappetit institutioneller Anleger nimmt ab. Das zeigt der Index für Risikobereitschaft von State Street Global Markets, der von 0,18 auf 0,09 gesunken ist (siehe Grafik). Die Risikobereitschaft im März geht in Richtung des „neutralen Bereichs“. Angesichts der Hoffnungen auf Zinssenkungen zögerten die institutionellen Anleger, ihre Bestände an risikoreichen Anlagen weiter auszubauen.
„Insgesamt zeigte unser Index für Risikobereitschaft, dass die Anleger bei Aktien weiterhin risikofreudig sind, bei festverzinslichen Wertpapieren jedoch trotz der vermeintlich bevorstehenden Zinssenkungen zögerlich bleiben“, sagt Michael Metcalfe, Leiter Makrostrategien bei State Street Global Markets. Die Tatsache, dass die Risikobereitschaft bei Fremdwährungen und rohstoffbezogenen Vermögenswerten im neutralen Bereich lag, zeige laut Metcalfe, dass die institutionellen Anleger trotz Rekordhochs an den Aktienmärkten gegenüber zyklischen Vermögenswerten immer noch vorsichtig sind.

Die State-Street-Indikatoren zeigen, dass die langfristigen Anleger ihre Aktienallokation um 0,6 Prozentpunkte auf 53,4 Prozent erhöhten, was sie durch eine Verringerung ihrer Liquiditätsbestände um einen vergleichbaren Anteil auf 19 Prozent finanzierten, während sie ihre Allokation in festverzinslichen Wertpapieren minimal um 0,1 Prozentpunkte auf 27,5 Prozent ausweiteten (siehe Grafik).
„Der vielleicht wichtigste Grund für die Vorsicht der Anleger im zweiten Quartal ist die Tatsache, dass die Aktienquote der institutionellen Anleger nur noch einen Hauch von ihrem Höchststand vor der großen Finanzkrise entfernt ist“, fügt Metcalfe hinzu.
Gleichzeitig liege die Liquidität nur noch um 0,3 Prozentpunkte über ihrem langfristigen Durchschnitt. Die im Vergleich überschüssigen Liquiditätsbestände seien nun nahezu abgebaut, gerade wo die Aktienallokation ein zyklisches Hoch erreicht hat. „Wir gehen davon aus, dass neben der reinen Dynamik auch gute makro- oder mikroökonomische Nachrichten erforderlich sein werden, um die Anleger angesichts des attraktiven Zinsniveaus dazu zu bewegen, Liquidität aktiv unterzugewichten“, sagt Metcalfe.

Nachfrage nach europäischen Aktien kehrt zurück
Die Aussichten für die Eurozone sind viel schwächer als die für die USA, aber deshalb auch etwas weniger unsicher. Schwächere Wirtschaftsdaten verstärken die geldpolitische Unterstützung, und dies beginnt sich in der Nachfrage nach Vermögenswerten in der Eurozone niederzuschlagen. Institutionelle Anleger haben im März zum ersten Mal in diesem Jahr den Verkauf des Euro eingestellt, und zumindest in einigen europäischen Ländern kehrt die Nachfrage nach Aktien zurück.
Im Gegensatz zu den überfüllten Positionen in US-Aktien und insbesondere in US-Technologiewerten könnten sich europäische Aktien im zweiten Quartal als weniger anfällig erweisen, wenn die Gesamtallokation in Aktien in der Nähe ihrer 15-Jahres-Höchststände zu stocken beginnt, schätzt Metcalfe.
Diese Indikatoren bestimmen den Risiko-Index
Der Index für Risikobereitschaft (Risk Appetite Index) ergibt sich aus der Messung der Anlegerströme in zweiundzwanzig verschiedenen Risikodimensionen in den Anlageklassen Aktien, Währungen, festverzinsliche Wertpapiere, rohstoffgebundene Anlagen und Trends der Assetallokation. Der Index erfasst den Anteil der zweiundzwanzig Risikoelemente, bei denen entweder risikofreudiges oder risikominderndes Verhalten festgestellt wurde. Ein positiver Wert bedeutet, dass die Anleger ihr Risiko insgesamt erhöhen, während ein negativer Wert einen Risikoabbau anzeigt. Die Allokationsindikatoren von State Street erfassen den Anteil der Anlegerportfolios an Aktien, festverzinslichen Wertpapieren und Liquidität bis zurück ins Jahr 1998.