Wachstumsaktien

Spannendes zweites Halbjahr für Biotech

Im Biotech-Sektor steigt wieder die Stimmung. Erfolgsmeldungen bei wichtigen klinischen Studien und ein Wiedererwachen der Übernahmeaktivitäten deuten auf vielversprechende kommende Monate hin.

pexels

I

nflation, Leitzinserhöhungen, Ukraine-Krieg: Makroökonomische und geopolitische Themen sorgten in diesem Jahr bislang für eine getrübte Stimmung. Diese schlug sich auch auf die Aktienkurse im Biotech-Sektor nieder. „Möglicherweise schon im zweiten Halbjahr 2022 könnte es allerdings eine positivere Dynamik geben“, kommentiert Daniel Koller, Leiter des Investment Management Teams BB Biotech bei Bellevue Asset Management.

Nachdem der Nasdaq Biotechnology Index Mitte Juni seinen bisherigen Jahrestiefststand erreicht hatte, zeigte dieser seither eine Gegenbewegung nach oben. Positive klinische Studienresultate, wie beispielsweise jene von Alnylam mit dem Wirkstoff Patisiran zur Behandlung der ATTR Amyloidose mit Kardiomyopathie, sowie erste Anzeichen für eine Belebung der M&A-Aktivitäten hoben die Stimmung. Pfizer akquirierte im August die Firma Global Blood Therapeutics für USD 5.4 Mrd. einschliesslich Fremdkapital und abzüglich der erworbenen Barmittel. Die US-Gesellschaft hat sich auf seltene hämatologische Erkrankungen spezialisiert und ist führend in der Behandlung von Sichelzellanämie, einer genetisch bedingten Erkrankung, bei der sich die roten Blutkörperchen verformen. Amgen wiederum übernimmt für USD 4 Mrd. die US-Firma ChemoCentryx, was einer Prämie von mehr als 100% zum Schlusskurs der Aktie vor Bekanntgabe des Übernahmeangebots entspricht. Mit Tavneos zur Behandlung von Vaskulitis, einer seltenen Erkrankung von Blutgefässen, hat ChemoCentryx bereits ein Produkt auf dem Markt, dem Branchenexperten jährliche Spitzenumsätze von mehr als USD 1 Mrd. zutrauen. Koller wertet das nach zwei relativ ruhigen Jahren erneut aufkommende Übernahmeinteresse als Indiz dafür, dass der Biotech-Sektor derzeit unterbewertet ist und attraktive Einstiegsmöglichkeiten bietet.

Fundamental gut aufgestellt

Die M&A-Aktivitäten dürften sich nicht nur deshalb fortsetzen: Große Pharmaunternehmen suchen nach künftigen Einkommensquellen. Sie müssen Ertragsströme ersetzen, die in naher Zukunft mit dem Auslaufen des Patentschutzes für bestimmte Produkte wegbrechen werden. Das Investment-Team von BB Biotech erwartet eine Zunahme der Transaktionen, wobei Lizensierungen voraussichtlich im Fokus stehen dürften.

Viele Biotech-Firmen sind mittlerweile allerdings gar nicht zwingend auf finanzielle Mittel von Big Pharma angewiesen. Die Branche ist fundamental gut aufgestellt, denn immer mehr Biotech-Gesellschaften sind Vorreiter bei der Nutzung zahlreicher neuer und auch disruptiver Technologien – seien es RNA-basierte Therapieansätze, die Genom-Editierung oder künstliche Intelligenz.

Allgemeine Risikoaversion ist nicht gerechtfertigt

Der Erfolg von Impfstoffen gegen Covid-19 hat den außergewöhnlichen Wert und Nutzen der Biotechnologie zweifelsohne belegt. „Daran wird sich unseres Erachtens auch nichts ändern, nicht nur mit Blick auf Covid-19, sondern auch in Anbetracht von Erfolgsmeldungen in anderen Therapiebereichen und Technologien, die bereits im zweiten Quartal 2022 veröffentlicht wurden und die in Zukunft noch zu erwarten sind“, sagt Koller.

Der Biotech-Sektor hat wie viele andere Industrien herausfordernde Monate mit tieferen Bewertungen und gedrückter Anlegerstimmung hinter sich. „Auch wenn der Monat August gezeigt hat, dass die globalen Finanzmärkte volatil bleiben dürften, bietet gerade das aktuelle Umfeld attraktive Chancen“, so Koller. Er und sein Team konzentrieren sich im Portfolio von BB Biotech weiter auf qualitativ hochwertige Unternehmen, die sich durch führende Technologien, hochkompetente Führungskräfte und Managementteams sowie hervorragende Umsetzungspläne auszeichnen, die für Patienten und Gesundheitssysteme wirkliche Vorteile bringen. Biotech-Unternehmen, die entweder bereits jetzt oder aber in Kürze Umsatz- und/oder Gewinnwachstum erwirtschaften oder als unterbewertet erachtet werden, stehen im Fokus. Hinzu kommen gezielte neue Investitionen in jüngere Unternehmen innerhalb des Sektors.


Interview mit Daniel Koller, Bellevue AM

„Der Biotech-Sektor hält diverse Anlageopportunitäten bereit“

Nach einem getrübten ersten Halbjahr 2022 könnte es die zweite Jahreshälfte in sich haben, meint Daniel Koller. Der Investmentchef von BB Biotech sieht die Branche vor einer Übernahmewelle. Zudem werden zahlreiche Veröffentlichungen, Zulassungen und Produkteinführungen erwartet.

Bellevue Group

Herr Koller, Biotech-Aktien blicken auf ein eher verhaltenes erstes Halbjahr zurück. War der Erfolg der Biotech-Werte aufgrund der Covid-19-Errungenschaften nur eine Eintagsfliege?

Daniel Koller: Keinesfalls. Themen wie die steigende Inflation, der Ukraine-Krieg, Angst vor einer möglichen Rezession und die aktuelle Zinspolitik beeinflussten den gesamten Aktienmarkt. Zwar traf es Wachstumstitel am stärksten. Erfasst wurden aber auch breitere Indizes wie der S&P 500, der im zweiten Quartal 16,1 Prozent nachgab.

Daniel Koller, Bellevue AM

Der Biotechnologiesektor büßte im zweiten Quartal gemessen am Nasdaq Biotechnology Index NBI dagegen „nur“ 9,0 Prozent in US-Dollar ein. Gerade Biotech-Unternehmen, die bereits Produkte lanciert und erfreuliche Pipeline-Updates veröffentlicht haben, schlugen sich besser. Die Pandemie und der Triumphzug entsprechender Impfstoffe haben den außergewöhnlichen Wert und Nutzen der Biotechnologie zweifelsohne unter Beweis gestellt. Und daran wird sich unseres Erachtens auch nichts ändern.

Welche Chancen sehen Sie für Biotech-Aktien?

Koller: Wir erwarten in der zweiten Jahreshälfte eine Beschleunigung der Unternehmensübernahmen. Pharmariesen werden ihre Jagd nach künftigen Ertragsquellen fortsetzen. Sie müssen die Ertragsströme ersetzen, die mit dem Auslaufen des Patentschutzes für bestimmte Produkte versiegen werden. Daher schließen wir nicht aus, dass die M&A-Aktivitäten im kommenden Jahr und darüber hinaus zunehmen. Wir rechnen zudem mit zahlreichen Veröffentlichungen klinischer Daten, Produktzulassungen und der Lancierung von Medikamenten, die zur Erholung des Biotech-Sektors im Allgemeinen und auch unseres Portfolios beitragen sollten.

Konnten Sie bereits einen positiven Nachrichtenfluss beobachten?

Koller: Ja, dem ist so. Unser Portfoliounternehmen Alnylam veröffentlichte Anfang August positive Studienergebnisse für Patisiran zur Behandlung von Patienten, die aufgrund einer ATTR Amyloidosis an Kardiomyopathie leiden. Aufgrund der vielen Patienten, insgesamt weltweit auf etwa 250.000 geschätzt, und des interpretierten Chancenanstieges für Vutrisiran zur Behandlung des gleichen Patientengremiums wurden die Daten vom Markt klar positiv gewertet. Auch weitere Biotech-Unternehmen im ähnlichen Tätigkeitsfeld verzeichneten Kursanstiege, sodass es insgesamt zu einer Belebung im Biotech-Sektor kam. Es ist erfreulich, dass Fundamentaldaten vom Markt abgebildet werden, was in den letzten Quartalen kaum mehr der Fall war.

Gibt weitere Anzeichen für eine Rückkehr der Biotech-Werte?

Koller: Mit Blick auf die hohen Cash-Bestände von Private-Equity-Fonds und Bewertungen bisweilen unter Buchwert ist nicht auszuschließen, dass mehr börsennotierte Biotech-Unternehmen dekotiert werden. Wir betrachten diese Entwicklungen als sicheres Indiz dafür, dass der Ausverkauf an den öffentlichen Märkten übertrieben war und der Biotech-Sektor gegenwärtig unterbewertet ist. Er hält daher diverse Anlageopportunitäten bereit.

 

Aktienporträt

Börsennotiertes Biotech-Portfolio

Die BB Biotech eröffnet privaten und institutionellen Anlegern Zugang zu einem konzentrierten Portfolio ausgewählter Biotech-Beteiligungen und verbindet mit einer jährlichen Dividendenrendite von 5% Wachstum und Qualität.

Bellevue Group

V

or fast 30 Jahren, im Dezember 1993, wurde die BB Biotech AG an der Schweizer Börse gelistet. Seit 1997 ist sie auch in Frankfurt und seit 2000 in Mailand notiert. Die Aktiengesellschaft beteiligt sich weltweit an Firmen im Wachstumsmarkt innovativer Arzneimittel, basierend auf moderner Biotechnologie. Der Fokus liegt auf Gesellschaften, deren Medikamente einen hohen medizinischen Bedarf aufweisen und die über das Potenzial verfügen, ein überdurchschnittliches Umsatz- und Gewinnwachstum zu erzielen.

Das erfahrene Investment-Team unter Leitung von Dr. Daniel Koller setzt zum einen auf große profitable Unternehmen, zum anderen verstärkt auf aussichtsreiche Kandidaten aus dem Small- und Mid-Cap-Bereich. Der Schwerpunkt, mindestens 90 Prozent, liegt auf börsennotierten Gesellschaften. Investments in private Unternehmen, Unternehmensanleihen und Optionsgeschäfte können beigemischt werden. Das Anlageuniversum ist innerhalb des Biotech-Sektors breit gestreut. Neben etablierten Bereichen wie Onkologie, seltenen Krankheiten und neurologischen Indikationen sind auch Zukunftstechnologien wie etwa Gene Editing, die neuartige Therapien ermöglichen, ein Thema.

Unternehmen mit Potenzial zur Wertverdopplung

Die Auswahl der Investments erfolgt nach einem mehrstufigen Due-Diligence-Prozess. Das Universum von rund 1.000 Gesellschaften wird systematisch analysiert und ausgewertet. Interessant für das Investment-Team sind nur Unternehmen, bei denen das Potenzial zur Wertverdoppelung innerhalb von vier Jahren besteht. Innovationskraft, neue Produkte und ein hervorragendes Management sind hierfür die Basis. Bevor das Team investiert, baut es einen intensiven Kontakt zum Management auf, der während der Investition gepflegt und ausgebaut wird. „Eine engmaschige Beobachtung der Portfoliogesellschaften ermöglicht uns die rechtzeitige Nutzung aller strategischen Optionen, etwa eine Beteiligung frühzeitig zu veräußern, wenn sich die fundamentale Situation signifikant verschlechtert“, erläutert Koller.

Die Fundamentalanalyse der einzelnen Unternehmen umfasst auch ESG-Kriterien, um finanzielle Risiken und Chancen besser einschätzen zu können. Zudem betreibt das Team aktives Engagement. Es übt seine Stimmrechte auf Generalversammlungen aus und strebt in Bezug auf ESG-Aspekte einen konstruktiven Dialog mit den Unternehmensführungen an.

Starke Kernpositionen und innovative Beimischungen

Insgesamt umfasst das Portfolio 20 bis 35 Beteiligungen. Derzeit sind es 31. Jüngster Neuzugang im Juni war Celldex Therapeutics. Das US-Unternehmen entwickelt Wirkstoffe zur Behandlung entzündlicher und allergischer Erkrankungen und ergänzt das Portfolio im Bereich Autoimmunkrankheiten. Fünf bis acht Kernpositionen beeinflussen die Wertentwicklung des Portfolios in besonderem Maße. Insgesamt sollen diese aber nicht mehr als zwei Drittel des Portfolios ausmachen. Zu diesen Unternehmen zählen beispielsweise Ionis Pharmaceuticals, Argenx und Moderna. Diversifiziert wird das Portfolio mit kleineren Beteiligungen an innovativen Biotech-Firmen mit vielversprechender Produktpipeline. Die starke Stellung der USA im Biotech-Markt spiegelt sich im Portfolio wider.

Obwohl sich die BB Biotech AG auf einen wachstumsorientierten Markt konzentriert, zahlt sie seit 2013 eine Dividende. Berechnet auf dem volumengewichteten Durchschnittskurs der Aktie im Dezember des jeweiligen Geschäftsjahrs schlägt die BB Biotech eine Ausschüttung vor, welche einer Dividendenrendite von 5 Prozent entspricht.

Unternehmensporträt

BB Biotech AG ist eine Investmentgesellschaft mit Sitz in Schaffhausen/Schweiz, die an der Schweizer, deutschen und italienischen Börse notiert ist.

Bellevue Group

S

eit 1993 investiert das Unternehmen in innovative Unternehmen der Medikamentenentwicklung, die hauptsächlich in den USA und Westeuropa ansässig sind. BB Biotech ist einer der führenden Investoren in diesem Sektor. Bei der Selektion der Portfolioholdings greift BB Biotech auf die langjährige Erfahrung ihres renommierten Verwaltungsrats und auf die Fundamentalanalyse des erfahrenen Investment Management Teams der Bellevue Asset Management AG zurück.

Daten & Fakten

Unsplash

Deutsche Börse (Xetra)

Investorenpräsentation