Impact Investing Soziale Infrastruktur: Win-Win-Situation mit dualer Rendite

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Eine weitere Mammutaufgabe beschreibt SDG 11 – Städte und Siedlungen integrativ, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten. Denn die immer dichter besiedelten Städte Europas kämpfen mit mangelnder Infrastruktur, Problemen in der Abfallentsorgung, hohen Lebenshaltungskosten und fehlendem Wohnraum. Ein Viertel der Europäer geben mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens für die Miete aus und sind folglich von Armut bedroht. Um die hier gesteckten Ziele umzusetzen und neue Wege in der Mobilität und Energieeffizienz zu eröffnen, sind private Investitionen ebenfalls unverzichtbar.

Impact Washing erfolgreich entgegenwirken: mit Standards
Derweil steigen die Gefahren, dass sich Unternehmen mit dem Label vermeintlicher Nachhaltigkeit schmücken, ohne entsprechend zu handeln, und mit „Impact Washing“ den Ruf dieser aufstrebenden Assetklasse schädigen. Daher braucht es anerkannte Standards. Die Operating Principles for Impact Management der International Finance Corporation (IFC), die in Zusammenarbeit mit mehr als 15 Organisationen entwickelt wurden, beschreiben die Grundsätze, auf die es bei einem robusten Impact-Management-System ankommt. Sie definieren den Prozess von der Festlegung einer strategischen Intention bis hin zur Regelung des Impacts beim Ausstieg und zu einer unabhängigen Überprüfung (siehe Abildung 3). Das Regelwerk ermöglicht eine sorgfältige Impact-Analyse und leistet somit einen wertvollen Beitrag, um Impact Washing zu begrenzen.

Abbildung 3

Nachhaltigkeitsbeitrag messbar machen
Der Impact-Management-Prozess ist gekennzeichnet durch Authentizität und Transparenz. Die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) fließen in das gesamte Impact-Management-System und den Prozess mit ein. Dabei stehen verschiedene vordefinierte Gesellschafts- und Umwelt­faktoren im Mittepunkt der Betrachtung (siehe Abbildung 4). So können im Anschluss Fortschritte im Hinblick auf Impact-Ziele genau bestimmt sowie Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken systematisch verglichen werden.

Abbildung 4

Der Due-Diligence-Prozess gewährleistet für jedes Objekt eine regelmäßige Überprüfung der erwarteten und erzielten Beiträge mit Blick auf die angestrebten SDGs. Mithilfe der vom Impact Management Project (IMP) festgelegten fünf Wirkungsdimensionen.

1. Was wollen wir erreichen beziehungsweise welche Herausforderung wollen wir adressieren?
2. Wer kommt in den Genuss der geplanten Veränderungen?
3. Umfang: wie hoch ist der ökologische und der gesellschaftliche Beitrag?
4. Beitrag: Welchen wirkungsorientierten Beitrag müssen wir leisten
5. Risiko: Welche finanziellen Risiken aber auch Risiken für die Gemeinde und Umwelt lassen sich identifizieren und im Zeitverlauf quantifizieren.

In der Praxis haben sich im Rahmen der Impact-Analyse spezielle Tools zur Impact-Nachverfolgung beziehungsweise Performancemessung etabliert, um gesellschaftliche und ökologische Kennzahlen zu dokumentieren, die später in der Berichterstattung verwendet werden. In diesem Zusammenhang kommen standardisierte, vergleichbare Berichtsstandards des Global Impact Investing Network (GIIN) wie IRIS+ und der Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB) zum Einsatz.


Mithilfe des Impact-Bewertungssystems lassen sich im Sinne eines systematischen Ex-ante-Ansatzes zur Messung und Steuerung des Impacts aktuelle und prognostizierte Werte jedes Objekts für Gesellschaft und Umwelt transparent nachvollziehen. Ein jährlicher Impact-Report hält Anleger auf dem Laufenden und gibt Einblicke in die Fortschritte bei der Erreichung der Impact-Ziele.

Zudem ist es möglich, während der gesamten Haltedauer, orientiert an Best Practices, nach potenziellen neuen Nachhaltigkeitsbeiträgen zu suchen und die Realisierbarkeit jeweils für künftige Objekte mit einfließen zu lassen.

Fazit

Die anstehenden Herausforderungen, angefangen bei der demografischen Entwicklung über Ressourcenknappheit und den Schutz der Umwelt bis hin zu Extremereignissen wie Pandemien, stärken das Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit. Immer mehr Anleger nutzen ihre Chance, auch in der Geldanlage neue Wertmaßstäbe zu implementieren. Mit Impact Investing erhalten sie die Möglichkeit, die Rolle des Kapitals in unserer Gesellschaft neu zu definieren und Kapitalflüsse gezielt in nachhaltig ausgerichtete Projekte zu lenken, ohne dabei auf attraktive Anlagerenditen zu verzichten.


Über die Autoren:
Gaston Brandes ist leitender Portfoliomanager Instititionel für den Bereich  EMEA bei Franklin Real Asset Advisors. Vor dieser Tätigkeit verantwortet verschiedene Bereiche bei Aviva Investors, dem Vermögensverwalter des Versicherers Aviva und der britischen Immobiliengruppe Grosvenor.

John Levy ist seit 16 Jahren bei Franklin Templeton Investments und leitet seit 2018 den bereich Impact.

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