Bereits 2023 trudelte bei einigen unabhängigen Vermögensverwaltern ein Brief ein. Absender: Donner & Reuschel. Darin informierte die Privatbank einige bisherige Kunden, dass sie künftig ehemalige Kunden sind. Denn im Geschäft mit den externen Vermögensverwaltern hat Donner & Reuschel aufgeräumt. Der Fokus liegt nun auf dem Verwahrstellengeschäft, wo Donner & Reuschel Vermögen in Fondsform für d...
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Bereits 2023 trudelte bei einigen unabhängigen Vermögensverwaltern ein Brief ein. Absender: Donner & Reuschel. Darin informierte die Privatbank einige bisherige Kunden, dass sie künftig ehemalige Kunden sind. Denn im Geschäft mit den externen Vermögensverwaltern hat Donner & Reuschel aufgeräumt. Der Fokus liegt nun auf dem Verwahrstellengeschäft, wo Donner & Reuschel Vermögen in Fondsform für die Vermögensverwalter verwahrt. Eine nur noch kleine Rolle spielt dagegen das „echte“ Depotbankengeschäft, in dem die Privatbank für die Kunden der Vermögensverwalter und damit die diskretionären Mandate ein individuelles Depot führt. Schließlich brauchen Vermögensverwalter mit einer Bafin-Lizenz für die Finanzportfolioverwaltung eine Depotbank – eine Banklizenz haben die Wertpapierinstitute ja eben nicht.
Donner & Reuschel bot den Vermögensverwaltern jahrelang an, als Depotbank einzuspringen. Das macht die Privatbank zwar immer noch, allerdings nur, wenn das den Vermögensverwaltern zugeordnete Depotvolumen ein gewisses Volumen auf die Waage bringt. Holger Leifeld, Leiter Capital Markets bei Donner & Reuschel, erklärt die Entscheidung: „Sucht ein Vermögensverwalter für eine womöglich erfolgreiche Fondsstrategie eine Depotbank, hat diese Depotbank nur einmal Aufwand – für den Fonds.“ Anders sieht es bei den Einzeldepots aus. „Für das gleiche Volumen im Mandatsgeschäft benötigen die Vermögensverwalter typischerweise eine zweistellige Zahl von Kunden und damit auch Depots.“
Dabei trat Donner & Reuschel im schrumpfenden Depotbankenmarkt noch selbst vor einigen Jahren als Konsolidierer auf: Im Herbst 2019 kaufte die Privatbank das Vermögensverwalter-Office von Berenberg. Kostenpunkt: immerhin ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag. Und nicht nur bei Donner & Reuschel verschoben sich die Verhältnisse im Depotbankengeschäft: Die Bestände der ehemaligen Augsburger Aktienbank etwa hat 2020 die FNZ Bank übernommen, der bereits seit 2018 die ehemalige Commerzbank-Tochter Ebase gehört. Die Deutsche Bank hat sich im Depotbankengeschäft mit dem Namen Deutsche Private Port am Softwareunternehmen Qplix beteiligt. Die DAB BNP Paribas – einst selbst hervorgegangen aus der Direkt Anlage Bank – kündigte jüngst an, sich nach einem kleinen Ausflug in die Neobroker-Welt wieder auf die Kernkundschaft der externen Vermögensverwalter konzentrieren zu wollen. Außerdem bleibt spannend, was aus dem deutschen Depotbankengeschäft der ABN Amro respektive der Bethmann Bank und von Hauck Aufhäuser Lampe wird. Schließlich übernimmt ABN Amro das deutsche Geschäft von Hauck Aufhäuser Lampe.
Genaue Größe bleibt unklar
Unterschiede gibt es bei der Größe: Bethmann Bank und Hauck Aufhäuser Lampe sind eher kleinere Vertreter unter den Depotbanken, das betreute Vermögen liegt im unteren bis mittleren einstelligen Miliardenbereich. Ähnliches gilt für Oddo BHF oder die HSBC. Die UBS knackt nach Informationen der Redaktion die Marke von 10 Milliarden Euro, die Comdirect liegt bei etwas unter 20 Milliarden Euro. Noch einmal rund 10 Milliarden Euro mehr Depotvolumen führt die Baader Bank – allerdings vor allem für Broker und Fintechs, der Volumensanteil klassischer Vermögensverwalter dürfte ein Bruchteil des betreuten Vermögens ausmachen.
Die Deutsche Bank, die in ähnlichen Größenverhältnissen Depots betreut, macht das dann schon eher zu einem großen Teil im Geschäft mit Vermögensverwaltern und Family Offices. Deutlich mehr Vermögen betreuen die bereits angesprochene DAB BNP Paribas mit etwa 45 Milliarden Euro und die V-Bank, die 2023 erstmals die Marke von 50 Milliarden Euro knackte. Damit hat sich die Bank zum Marktführer im Geschäft mit externen Vermögensverwaltern aufgeschwungen
Der Fokus von Unternehmen wie der FIL Fondsbank oder FNZ liegt dagegen eher auf reinen Fondsdepots. So kommuniziert die FNZ Bank zwar ein betreutes Vermögen von 65 Milliarden Euro –, und damit mehr als etwa DAB BNP Paribas oder V-Bank – nur ein Teil davon entfällt aber auf das Geschäft mit Vermögensverwaltern. Die Abnehmer für die Fondsdepots sind andere: Endkunden von Finanzanlagenvermittlern, die ohnehin nur Fonds vermitteln, benötigen keine Einzeltitel-, sondern nur Fondsdepots.
Wer in Deutschland für externe Vermögensverwalter mit einer eigenen Bafin-Lizenz aber wirklich wie viel Depotvermögen führt, bleibt Mutmaßung und Hörensagen. Während die Verwahrstellenstatistik des BVI aus den Fonds ableitet, wer Marktführer unter den Fondsverwahrstellen ist, fehlt es bei den individuellen Vermögensverwaltungsverträgen an Transparenz. Klar ist nur, dass die Zahl der deutschen Depotbanken gesunken ist. Die Vermögensverwalter profitierten jahrelang vom Kostendruck, der auf den Einheiten lastete. Eine Umfrage unter Vermögensverwaltern aus der Mitte der 2010er Jahre legt nahe: Für Vermögensverwalter war der Preis damals das wichtigste Entscheidungskriterium. „Inzwischen setzt sich auch bei den Vermögensverwaltern immer mehr die Erkenntnis durch, dass Qualität ihren Preis hat. Dementsprechend sind die Kosten der Depotbank nur noch eins von mehreren Auswahlkriterien“, erklärt Michael Gillessen, der als Geschäftsführer von Pro Boutiquenfonds Vermögensverwalter auch zu Depotbanken berät.