Das unabhängige Multi Family Office Segura & Jesberger befragt jährlich Banken und Vermögensverwalter aus dem In- und Ausland zu deren Rendite- und Risikoerwartung für die wichtigsten Anlageklassen. Dabei wird der Einschätzung der kommenden 12 Monate die langfristige Erwartung gegenübergestellt. Die Erwartungen werden danach mit der Positionierung realer Mandate verglichen.
An der jährlich von der Segura & Jesberger durchgeführten Umfrage zur Kapitalmarkterwartung haben in diesem Jahr 28 Adressen teilgenommen. Gerne stellen wir Ihnen die Ergebnisse zu deren kurz- und langfristiger Ertrags- und Risikoerwartung der wesentlichen Anlageklassen vor. Folgende Teilnehmer haben der Veröffentlichung Ihrer Teilnahme zugestimmt:

Für 2025 erwarten alle Teilnehmer in den wesentlichen Anlageklassen positive Wertentwicklungen; selbst jene, die eine pessimistischste Meinung vertreten. Die Balken geben die jeweils höchste, niedrigste und durchschnittliche Schätzung an.

Aus den Antworten lassen sich einige Aussagen ableiten:
- Zinstragenden Anlagen verlieren: Die Anlageklassen Liquidität und Renten zeigten in den vergangenen Jahren Renditen nahe dem Nullpunkt oder sogar Wertverluste durch den bemerkenswerten Renditeanstieg 2022. Die Verwalter gingen für 2024 in Anleihen von mittleren Erträgen von 4,1 Prozent aus, für 2025 ist man wieder vorsichtiger: 3,7 Prozent ist die durchschnittliche Erwartung. Optimisten erwarten immerhin Erträge von bis zu 5,2 Prozent, die Pessimisten rechnen mit 2,5 Prozent Wertentwicklung. Liquidität wird zwischen 3,6 Prozent und 1,6 Prozent erwartet, im Mittel bei 2,3 Prozent.
- Aktien bleiben die attraktivste Anlageklasse: Im Mittel werden für Aktien 6,9 Prozent Wertentwicklung prognostiziert, wie 2024 werden hier die attraktivsten Renditen erwartet. Optimisten gehen sogar von 12,0 Prozent aus. Sollten die Pessimisten recht behalten, sind dennoch positive Renditen von 2,0 Prozent zu erwarten.
- Alternative Anlageklassen uneinheitlich: Die zweit attraktivste Ertragserwartung besteht bei Alternativen Investments. Genauso vielfältig wie diese Gattung aus Edelmetallen, Rohstoffen über Hedgefonds und Immobilien, so breit sind die Prognosen: optimistisch mit 7,9 Prozent bis pessimistisch 2,0 Prozent, doch im Mittel mit 5,0 Prozent; und damit deutlich weniger attraktiv als Aktien.
Spannend ist die Gegenüberstellung dieser Erwartungen mit den Langfristprognosen:

Auch hier zeigt die Analyse einige Aussagen:
- Renditen der zinstragenden Anlagen weiter auf dem Rückzug: Die langfristige Prognose für Liquidität und Renten im Vergleich zu den Erwartungen 2025 fällt vorsichtiger aus. Für Liquidität wird im Mittel nur noch mit 2,0%, für Anleihen mit 3,5% gerechnet.
- Aktien 2025 gleichfalls attraktiv, absolut und relativ zu allen anderen Anlageklassen: Aktien werden langfristig durchschnittlich mit 6,8% erwartet, die uneinheitlichen Prognosen von 2025 werden mit Zunahme des Anlagehorizonts homogener.
- Alternative Investments mit etwas höherer Erwartung: Mit einer rückläufigen Spreizung fallen die Erwartungen bei Alternativen Investments langfristig leicht niedriger aus.
Zur Ertragsprognose wurde ergänzend die Risikoerwartung abgefragt (Volatilität per Annum).

Korrespondierend zu den Veränderungen der Ertragsprognosen geht das erwartete mittlere Risiko bei Liquiditätsanlagen zurück, bei Renten nimmt es leicht zu. Aktien werden mit marginal rückläufiger Schwankung erwartet.
Bei nur gering höher erwarteten Erträgen von Alternativen Investments wird ein Anstieg der Risiken gesehen.

Dabei zeigt sich:
- Renten mit deutlichen Erwartungsunterschieden: Anleihen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion werden in beiden Zeithorizonten als weniger attraktiv eingestuft als jene aus Nordamerika. Innerhalb der Regionen werden Unternehmensanleihen attraktiver erwartet als Staatsanleihen.
- Aktienregionen uneinheitlich: Uneinheitlich werden die Aktienregionen beurteilt. Nordamerika wird für 2025 als attraktivster Markt gesehen, während Eurowerte mit 5,5% das Schlusslicht bilden. Langfristig sprechen die Prognosen für Investitionen in Aktien aus dem asiatischen Raum und den Emerging Markets.
- Homogene Erwartungen bei Alternativen Investments: Im Bereich der Alternativen Investments sind die Erwartungen recht homogen. Nur bei Gold geht man nach einem wieder guten Jahr 2025 mit 5,1 Prozent künftig von einem geringeren Wertzuwachs aus: 3,6 Prozent. Umgekehrt sollen Rohstoffe 2025 nur um 4,4 Prozent, langfristig mit 4,8 Prozent wachsen. Der Tiefpunkt bei Immobilien liegt nach Annahme der Teilnehmer hinter uns, Erträge von über 5 Prozent erscheinen langfristig möglich.
Passend zur Kapitalmarktumfrage analysiert Segura & Jesberger die Anlageklassengewichtung über eine dreistellige Anzahl real vergebener Vermögensverwaltungsmandate. Im Dezember 2024 sind rund 90 Prozent der analysierten Vermögensverwalter in Aktien übergewichtet, rund 10 Prozent sind neutral positioniert.

Die Quotensteuerung im Aktienbereich erreicht im Dezember 2024 mit 71 Prozent der normierten Gewichtungsbandbreite das höchste Niveau seit März 2021. Die Aktienquote wurde dabei durch die positive Marktentwicklung und eine aktive Gewichtungsentscheidung erhöht. Durch die Übergewichtung der Aktien im Jahr 2024 gelang es den Verwaltern, positive Allokationsbeiträge zu generieren.

Die Gewichtung der Banken und Vermögensverwalter ist damit konsistent zu den positiven Ertragserwartungen.
Zur Methodik der Positionierungsanalyse
Das Family Office berichtet und kontrolliert individuelle Vermögensverwaltungsmandate mit einem Volumen von 5 bis 50 Millionen Euro pro Mandat. Für die Verwalter besteht die Möglichkeit, sich in einem gegebenen Gewichtungsband zwischen einer Mindestquote und einer Maximalquote für Aktien zu positionieren. Ergänzend wird zwischen der Mindest- und Maximalquote eine neutrale Gewichtung definiert.
Für die Analyse werden zunächst unterschiedliche Mandatsausgestaltungen normiert: Das Mindestgewicht wird mit 0 Prozent, die neutrale Gewichtung mit 50 Prozent und die Maximalgewichtung mit 100 Prozent definiert. Als neutral gewichtet in Aktien gilt, wer sich in einem engen Band um die normierte neutrale Aktienquote positioniert. Bei höheren Aktiengewichtungen erfolgt die Eingruppierung als Übergewichtung, darunter als Untergewichtung.
Über die Autoren:
Thomas Segura ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Multi Family Office Segura & Jesberger. Segura besitzt langjährige Erfahrung aus leitender Position im Private Banking einer Privatbank und als Geschäftsführer eines Family Office.
Markus Jesberger ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Multi Family Office Segura & Jesberger. Jesberger ist seit mehr als 25 Jahren im Private Banking tätig, zuletzt als Family-Office-Geschäftsführer und Mitglied des Verwaltungsrats bei verschiedenen europäischen Family-Office-Organisationen einer Privatbank.