Club Deals „So können sich Family Offices auf Beteiligungen konzentrieren“

Yvonne Brückner ist Professorin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und leitet das Family Office Panel

Yvonne Brückner ist Professorin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und leitet das Family Office Panel

private banking magazin: in ihrer Studie „Direktinvestments und Club Deals“ haben Sie herausgefunden, dass einige Family Offi ces sich von verschiedenen Produkten des Finanzsektors zunehmend abwenden wollen. Hat Sie das überrascht?

Yvonne Brückner: Mich hat überrascht, wie viele Family Offices dies sagen. Der Gedanke, dass komplexe, strukturierte Produkte einen Mehrwert bieten, ist unter Family Offi ces immer weniger verbreitet. Laut den Befragten hat die Komplexität der Produkte dazu geführt, dass die Quelle der Rendite immer schwerer auszumachen war. Vielen war nicht mehr klar, woher die Rendite eines Finanzprodukts kommt und wie viel vom Ertrag des Basiswertes ankommt. Wo der Preismechanismus eine Blackbox ist, zieht man sich lieber zurück. 

Was hat das Umdenken ausgelöst?

Brückner: Einige Family Offices agieren seit jeher so. Bei vielen hat aber die Finanzkrise maßgeblich dazu beigetragen, die Produktauswahl zu überdenken. Nehmen Sie das Beispiel eines geschlossenen Private-Equity-Fonds. Ein Family Offi ce hat sich in der Zeit vor 2008 an mittelständischen Unternehmen beteiligen wollen und stieg hierfür bei einem Fonds ein. Es zahlte die Upfront-Gebühren, kannte allerdings seine Mitinvestoren nicht. Dann geriet der Fonds in Schieflage, es musste Kapital nachgeschossen werden. Das Family Office wäre sogar bereit dazu gewesen, denn es glaubte an die Unternehmensbeteiligungen. Die Mitinvestoren zogen aber nicht mit, der Fonds wurde mit Verlusten abgewickelt. Die Beteiligungen, denen das eigentliche Interesse der Family Office galt, wurden danach am Markt restrukturiert und gewinnbringend verkauft. Die Investition scheiterte an der Krise und der Produktstruktur, aber nicht am zugrunde liegenden Investment. Mehr Frust geht nicht.

Was ist die Lehre?

Brückner: Viele Family Offices verzichten selektiv auf Produkte. Dann können sie sich auf die eigentlichen Investments wie Unternehmensbeteiligungen und Immobilien konzentrieren. Dieser Trend ist aus unserer Studie über Direktinvestments und Club Deals abzulesen.

Das ist aber auch mit mehr Aufwand verbunden.

Brückner: Der Mehraufwand aus Sicht des einzelnen Family Office ist oft sogar gigantisch, weil naturgemäß die Expertise fehlt, Direktinvestments in den verschiedenen Anlageklassen zu stemmen. Viele Family Offices sind derzeit auf der Suche, wie sie die gewünschten Direktinvestitionen am besten umsetzen können.

Dazu braucht man Kooperation. Hier kommen Sie und das Family Office Panel ins Spiel.

Brückner: Genau. Das Family Office Panel war zunächst als Austausch- und Vernetzungsplattform für Family Offices gedacht. Als Wissenschaftlerin wollte ich jährlich wiederkehrende Gespräche führen, um so zu erfahren, in welche Richtungen sich Family Offices entwickeln. Daraus ist auch die Studienreihe entstanden, zu der die aktuelle Studie „Direktinvestments und Club Deals“ gehört.

Mittlerweile wird über die Gründung eines Verbands für Family Offices gesprochen. Wie kam es dazu?

Brückner: Im Rahmen meiner Studie habe ich mit vielen Familien und Family Officern gesprochen. Dabei wurde ich oft gefragt, ob ich nicht bei der Vernetzung mit anderen Family Offices helfen könnte. Der Wille, sich vermehrt untereinander auszutauschen, war dann der Vater des Gründungsgedankens.

Wann soll es konkret werden?

Brückner: Noch im August soll es konkret werden. Es gibt bereits einen Gründerkreis von neun Family Offices, der dann zum zweiten Mal tagt und in einer Art konstituierender Sitzung den Grundstein legt. Zu entscheiden ist, wie Mitgliedschaftskriterien, Leistungsspektrum und Organisationsform aussehen sollen. Die Umsetzung wird danach noch einige Monate in Anspruch nehmen. Mit etwas Glück könnte der Verband aber Ende 2013 oder Anfang 2014 seine Arbeit aufnehmen. 

Was soll der Verband alles leisten?

Brückner: Primär soll er den Family Offices als Plattform zum Austausch und zur Vernetzung dienen – und gerne auch für die Anbahnung von Club Deals. Angedacht sind des Weiteren Studien und Roundtables zu einzelnen Themen. Er soll Markttransparenz schaffen und Standards setzen. Insgesamt will der Verband, so es der Wille der Mitglieder ist, der Professionalisierung der Branche dienen und künftig auch ein Sprachrohr für die Interessen der Family Offices und der dahinterstehenden Familien sein. Nicht zuletzt bei Regulierungsthemen könnte er wichtige Impulse geben.

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