Ruhestand nach 75 Arbeitsjahren So hat Reinhold Würth sein Erbe geregelt

Selfmade-Milliardär und Stiftungsgründer Reinhold Würth

Reinhold Würth geht nach 75 Arbeitsjahren in den Ruhestand: „Wenn ich sterbe, passiert gar nichts. Das Unternehmen geht am nächsten Tag einfach weiter.“ Bildquelle: Imago Images / Political Moments

Reinhold Würth hat 75 Jahre lang gearbeitet und einen global erfolgreichen Konzern für Montage- und Befestigungsmaterial aufgebaut. Seit 1994 bereitet er seinen Rückzug vor. Nun, mit 89 Jahren, möchte er wirklich loslassen. Bei einem Festakt zu seinem Arbeitsjubiläum in der Firmenzentrale im baden-württembergischen Künzelsau kündigte er an, zum 1. Januar 2025 auch den Vorsitz des Stiftungsaufsichtsrates der Würth-Gruppe an seinen Enkelsohn Benjamin, den Sohn seiner Tochter Marion, abzugeben – auf den er große Stücke hält: „Gott sei Dank habe ich unter meinen Enkelkindern den Benjamin, er wird meine Nachfolge antreten, er ist schon mehr als 25 Jahre im Unternehmen. Er hat das Firmengeschäft von der Pike auf gelernt. Er ist im Monsun in Delhi auf dem Motorrad mit einem Kollegen auf Verkaufsreise gewesen.“

 

Bereits seit knapp zwei Jahren ist Benjamin Würth Stellvertreter seines Großvaters, rückt nun auf im Stiftungsaufsichtsrat. Würth selbst bleibt als Ehrenvorsitzender an Bord: „Ich darf also manchmal noch ein bisschen mitquatschen.“ Benjamin Würth erarbeitete sich „viel Wohlwollen“, weshalb sein Großvater betont: „Benjamin ist die Zukunft dieses Konzerns.“ Sein Enkel Sebastian übernimmt den Beiratsvorsitz der Würth-Gruppe, Enkelin Maria den Bereich Kunst und Kultur.

Quelle: Würth

Die Familienmitglieder sind gut versorgt – ebenso das Unternehmen

1987 brachte Würth seine Firmenanteile in fünf privatnützige Familienstiftungen ein – die jeweils die Namen seiner Ehefrau Carmen, seines Vaters Adolf und seiner drei Kinder Bettina, Marion und Markus tragen damit, wie er einmal sagte „die Kinder und Enkel das Vermögen nicht in Ferraris verjubeln können“. Der Beirat kann in dem Konstrukt als das oberste Überwachungs- und Kontrollorgan der Würth-Gruppe angesehen werden. Er berät in Fragen der Strategie, genehmigt die Unternehmensplanung und die Verwendung der Finanzmittel. Er bestellt die Mitglieder der Konzernführung, der Geschäftsbereichsleitung sowie die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der umsatzstärksten Gesellschaften.

Beiratsmitglieder sind:

  • Bettina Würth, seit 2006 Vorsitzende und Tochter von Reinhold Würth – ab Januar übernimmt diesen Posten Benjamins Bruder Sebastian, der bislang Mitglied des Beirats war und bereits diverse Positionen im Konzern innehatte
  • Frank Heinricht, stellvertretende Vorsitzender und Vorsitzender des Vorstands des Glas- und Keramikherstellers Schott
  • Peter Edelmann Geschäftsführender Gesellschafter der Beratungsagentur Edelmann & Company
  • Ralph Heck Director emeritus von McKinsey & Company, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Stahlhändlers
    Klöckner
  • Wolfgang Kirsch, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Fresenius, Aufsichtsratsvorsitzender der B. Metzler seel. Sohn & Co., ehemaliger Vorstandsvorsitzender der DZ BANK
  • Hans-Otto Schrader, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Handelskonzerns Otto
  • Markus Sontheimer von der ISS A/S, einem dänischen Konzern für Gebäudedienstleistungen
  • Martin Sorg, Wirtschaftsprüfer und Partner Binz & Partner Rechtsanwälte Steuerberater Wirtschaftsprüfer

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„Wenn ich sterbe, passiert gar nichts. Das Unternehmen geht am nächsten Tag einfach weiter“, sagte Würth einmal und ergänzte: „Das Unternehmen ist wie eine Stahlkugel, eine Konstruktion in sich, da kann kein Familienmitglied ran. Das ist sakrosankt.“

Alle Familienmitglieder seien gut versorgt, eine Teilung, Zerschlagung oder ähnliches sei jedoch unmöglich. Für eine Umwandlung in eine AG bräuchte es eine einstimmige Zustimmung aller Gremien. Es gibt fünf Stiftungsaufsichtsräte, davon zwei Familienfremde. Mit dem Recht, Aufsichtsräte in den Stiftungsaufsichtsrat zu benennen, soll gewährleistet sein, dass die Familie ihren Einfluss nicht verliert. Im Stiftungsaufsichtsrat sitzen neben Reinhold und Benjamin auch Bettina Würth. Weitere Mitglieder sind Reiner Hammel und Gerhard Seyboth.

Erfolgsgeschichte „Made in Germany“

Als 19-Jähriger übernahm Reinhold Würth nach dem plötzlichen Tod von Vater Adolf das Geschäft und entwickelte den Zweimannbetrieb zu einem global führenden Spezialisten von Montage- und Befestigungsmaterial. Würth zählt zu den wohlhabendsten Deutschen, sein Vermögen wird auf gut 30 Milliarden Euro geschätzt. 2023 erzielte der Konzern einen Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss von 1,14 Milliarden Euro. Für Würth arbeiten über 88.000 Mitarbeiter in 80 Ländern.

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